Werderland. Im Rahmen der Bremer Aktionstage Ökolandbau 2021 stand ein Besuch auf dem Hof Haake im Werderland an. Eingeladen hatte dazu der Verein Sozial-Ökologie. Anschaulich verstand es dabei Hofbetreiber Stefan Haake, seine Besucher in die Haut einer Deutsch-Angus-Kuh schlüpfen zu lassen. „Wir haben 80 Mutterkühe mit Anhang und zwei Bullen“, sagte Haake zum Bestand. Von seine Kühen sprach er denn auch eher als von „unseren Mädels“. Das Besondere an diesen Rindern ist, dass sie einfarbig rot oder schwarz sind, hornlos und widerstandsfähig. „Die können sich gut den Gegebenheiten anpassen“, sagt der 46-Jährige.

Rundgang über den Haake-Hof, Stefan Haake erklärt den Landwirtschaftlichen Betrieb
„Dieser Besuch dient auch dazu, uns darüber zu informieren, was Betriebsinhaber so umtreibt und warum Bioprodukte eben mehr kosten“, sagte Monika Baalmann, Koordinatorin der Aktionstage vom Verein Sozial-Ökologie. Wie gehen Landwirtschaft und Naturschutz zusammen, sei eine weitere Frage.
Haake selbst arbeitet zusätzlich in Schicht als Anlagenfacharbeiter. „Ich fühle mich in beiden Stellen wohl“, sagt er. Unterstützt wird er als Landwirt von seiner Frau und seinen Eltern. „Mein Sohn Jannis ist auch begeisterter Landwirt. Er ist gerade im zweiten Lehrjahr als Landwirt in einem Biobetrieb.“ Insofern wäre es schön, wenn sein 18-jähriger Sohn den Hof einmal übernehme.
Gutes Futter ist wichtig
„Ab 2024 wollen wir ein reiner Biohof sein“, sagt Haake. Anfangs habe er einer Umstellung und Umsetzung „skeptisch“ gegenüber gestanden, räumt er ein. Denn wolle man gute Kühe, brauche man gutes Futter. Auch sei bei der Vermarktung der richtige Weg zu finden.
Ein Knackpunkt sei weiter die Schlachtung. „Es gibt nur zwei Schlachthöfe für uns in Bremerhaven und Elsfleth.“ Dabei dürfe der Transport dorthin nicht 60 Minuten überschreiten. Für die Tiere bedeute der Transport Stress, der dazu führe, dass der pH-Wert bei ihnen sinke, was wiederum die Qualität des Fleisches mindere. „Ein mobiler Schlachter ist eine Lösung.“ Das sei zur Zeit noch nicht umsetzbar. „Wir müssen noch einen Plan A finden.“ Sein Wunsch sei es, dass die Kühe von der Geburt bis zur Schlachtung keinen Stress erlitten.
Weiter stellte der 46-Jährige sein „Projekt Zukunft“ vor. „Wir hatten einen 30 Jahre alten Stall mit massiven Macken. Da hat sich zum Beispiel der Beton aufgelöst.“ Jetzt steht an dessen Stelle schon neues Fundament und teilweise das Stahlgerüst. Mit dem neuen Stall könne man das Tierwohl einhalten, so der Landwirt. Denn er bedeute genug Platz für Kuh und Kalb. „Aber ohne staatliche Förderung durch die Kammer Niedersachsen mit EU-Mitteln könnte ich dieses Projekt nicht umsetzen“, räumt er ein.
Von Mitte November bis Ende Januar ist das Kalben angesagt. Das wickelten die Kühe eigenständig im nahegelegenen Waldstück ab. Nur manchmal müsse nachgeholfen werden. „14 bis 16 Stück behalten wir für die Nachzucht.“ Nach einem gewissen Zeitpunkt würden dann Kuh- von Bullenkälbern getrennt.

Birgit Olbrich - Nabu (links) im Gespräch mit einer Besucherin
Beim weiteren Rundgang kommt Haake noch einmal ins Schwärmen, als die Besuchergruppe an Gruppe Kühen mit Kälbern vorbeikommt. „Das ist ein runder schöner Anblick“, freut sich der Landwirt.
Der Gang schloss mit einem Besuch bei den Dülmener Pferden ab. Sie leben das ganze Jahr über ohne Zufütterung im Freien. Nur bei strengem Frost und Schnee werden sie mit Heu aus der Wildbahn versorgt. Stallungen benötigt diese Ponyrasse nicht. Schutzgebietsbetreuerin Birgit Olbrich vom BUND stellt die Naturschutzidee dieses Projektes vor.