An manchen Tagen ist es eine Sisyphusarbeit, die manchen Gartenbesitzer überfordert. Kaum ist das Laub zusammengerecht, in Säcke verpackt und abtransportiert, schon hat der Wind die Arbeit wieder zunichtegemacht: Alles liegt voller Blätter. Nicht selten weht auch noch das Laub aus dem Nachbargarten oder von Straßenbäumen auf das eigene Grundstück. Kein Wunder also, dass es sich einige Bürgerinnen und Bürger etwas einfacher machen wollen. Kurzerhand befördern sie die Blätter von ihrem Grundstück oder vom Gehweg davor auf die Straße. Mit dem Laubbläser lässt sich das Laub schließlich ziemlich leicht auf einen öffentlichen Randstreifen befördern.
Der Blumenthaler Biobauer Ullrich Vey erlebt regelmäßig, wie sich Anwohner auf diese Weise des Laubs entledigen, in Blumenthal, aber auch in Schönebeck. "Viele pusten die Blätter auf die Straße oder bringen sie extra zu dem Baum, von dem sie vermeintlich kommen", hat er beobachtet. Ganz nach dem Motto: Es ist ein Straßenbaum, er gehört der Stadt und somit muss die Stadt das Laub auch entsorgen. Vey findet dieses Verhalten nicht in Ordnung. Er sagt: "Der Besitzer des Baumes, also die Stadt, kassiert ja auch kein Geld dafür, dass der Baum Sauerstoff produziert. Davon haben alle etwas."
Am Schönebecker Kirchweg bewirtschaftet Vey eine Wiese. An den Bäumen, die an der Grundstücksgrenze stehen, hat er jetzt selbst gestaltete Zettel aufgehängt, auf denen ein Zeichen deutlich macht: Hier soll kein Laub abgeladen werden. Denn besonders dort, sagt Vey, werden regelmäßig Laub und Eicheln hingepustet und abgeladen. "Das ist schon seit mehreren Jahren ein Problem. Der Haufen wird immer höher und drückt gegen den Zaun." Eine Anwohnerin habe ihm erzählt, dass sogar Mitarbeiter einer Gehwegreinigungsfirma das Laub mit einem Laubbläser einfach an den Zaun befördert hätten, anstatt es abzutransportieren.
Nicht nur Laub wird abgeladen
"Es ist zwar gut, im eigenen Garten Laubhaufen für Igel und Insekten liegenzulassen, aber so kommt es zu einer Überdüngung. Die Bürger dürfen ihr Laub und ihre Gartenabfälle ja schließlich auch nicht einfach in den Wald bringen", betont Vey. Das sollen die Bürgerinnen und Bürger zwar nicht. Es machen aber doch einige, weiß Kerstin Doty, Sprecherin des Umweltbetriebs Bremen. Der Eigenbetrieb der Stadtgemeinde Bremen ist für die Sauberkeit und die Beseitigung von Laub in den städtischen Parkanlagen wie Knoops Park und Knoops Wald sowie auf Friedhöfen zuständig. Nicht nur Laub, auch Grünschnitt wie Astwerk und Rasenschnitt werde von Anliegerinnen und Anlieger auf öffentlichen Flächen, zum Beispiel hinter Privatgrundstücken oder in Grünanlagen entsorgt, so Doty. "Dagegen ist das Laubabladen noch harmlos."
Es seien oft sogar kleine Müllkippen, die die Mitarbeiter aus dem öffentlichen Grün entsorgen müssten: "Bauschutt, Restmüll, Grüngut, Bodenaushub – alles in einer unappetitlichen Mischung." Dieses Verhalten sei leider weit verbreitet. "Es ärgert nicht nur uns, sondern auch die Menschen, die sich saubere Grünflächen wünschen. Außerdem entstehen für die Stadt unnötige Kosten. Wir würden dieses Geld sehr viel lieber für die Grünpflege verwenden."
Die Bremer Stadtreinigung (DBS) ist für die Laubentsorgung auf Straßen, öffentlichen Verkehrswegen und Plätzen zuständig. Nach Angaben von Sprecherin Antje von Horn wissen auch die DBS-Mitarbeiter, dass sich einige Bürgerinnen und Bürger ihrer Anliegerpflicht dadurch entziehen, dass sie das Laub einfach weiterfegen, "zum Nachbarn oder einfach auf die Straße." Die stürmischen Tage im Herbst tragen zusätzlich dazu bei, dass das Laub wandert. "Wir als DBS haben den Auftrag den öffentlichen Raum von Laub zu befreien, wir sind uns bewusst, dass uns manchmal etwas ,untergejubelt' wird." Ein ähnliches Verhalten sei auch beim Räumen von Schnee zu beobachten. "Beides ärgert uns", sagt die DBS-Sprecherin, zumal es die Leistungserbringung in den vorgenommenen Intervallen in ein schlechtes Licht stelle.
Antje von Horn betont, dass die Beseitigung des Laubs im Herbst eine Gemeinschaftsaufgabe ist, für die auch die Bürgerinnen und Bürger einen Teil beitragen müssen. "Wir als DBS nehmen unseren Job für die öffentlichen Flächen sehr ernst – im Sinne eine Gemeinschaftsaufgabe für eine lebenswerte Stadt."