Wenn es nach André Klemmt geht, dann bleibt die Lesumer Polizeiwache auch nach dem Auszug des Einsatzdienstes in der Hindenburgstraße 32. Der neue Leiter des Polizeireviers Lesum schätzt die Lage mitten im Ortskern und die Nähe zu den Bürgern. Thomas Kötteritzsch, Leiter des Reviers Vegesack und Referatsleiter für den Kontakt- und Verkehrsdienst, wünscht sich ebenfalls, dass der Standort für die Polizei erhalten bleibt. Doch selbst wenn entschieden werden sollte, dass das historische Gebäude Revier bleibt, sei unklar, ob die weitere Nutzung durch die Kontakt- und den Verkehrspolizisten übergangslos möglich ist, meint Kötteritzsch. Denn das Gebäude würde nicht mehr 24 Stunden besetzt sein und müsste zunächst den Sicherheitsbestimmungen der Polizei entsprechend gesichert werden.
Dass die Zukunft des Lesumer Polizeireviers auch die Menschen im Ortsteil sehr beschäftigt, hat André Klemmt in den ersten Monaten als Revierleiter schnell bemerkt. "Ich werde ständig darauf angesprochen", erzählt er. Der 47-Jährige hat den Posten des Revierleiters in Lesum Anfang August 2024 übernommen. Er ist nun für die Burglesumer Kontaktbeamten, den Verkehrssachbearbeiter und den Revierstandort verantwortlich. "Nach 25 Jahren im Schichtdienst mit vorwiegend repressiven Aufgaben und unzählbaren Einsätzen, in denen ich fast alles gesehen habe, dachte ich mir, dass es schön wäre, einmal vor die Lage zu kommen", schildert er seine Motivation, künftig vor allem präventive Polizeiaufgaben zu übernehmen.
Er ist auch selbst als Kontaktpolizist (Kop) im Stadtteil unterwegs, besucht Schulen und Vereine, spricht mit Bürgerinnen und Bürgern auf der Straße. Mit Claudia Winkler teilt er sich als Kop die Zuständigkeit für den Ortsteil St. Magnus. "Ich bin jemand, der gerne rausgeht zu den Menschen." Kürzlich habe er einen Vortrag über Cybermobbing vor Acht- und Neuntklässlern an der Oberschule Lesum gehalten, berichtet er aus seinem Alltag. "Ich habe die Jugendlichen aufgeklärt, wann es sich um Straftaten handelt und und wo sie Hilfe bekommen."
Klemmt ist verheiratet, "mit einer Kollegin bei der Kripo", wie er verrät. Er hat zwei Töchter und lebt in der Gemeinde Schwanewede. Zur Arbeit im Polizeirevier Lesum fährt der sportliche Polizist, der gerne Fußball spielt und im Fitnessstudio trainiert, regelmäßig mit dem Rad. Das macht er schon seit 2020, denn bevor er Revierleiter wurde, arbeitete er dort bereits als Wach- und Einsatzleiter. In dieser Funktion war er bei größeren Bedrohungslagen in Abstimmung mit der Leitstelle unter anderem für die Koordination von Personalstärke, Fahrzeugen und Taktik verantwortlich. Nicht nur in Lesum, sondern für ein großes Gebiet, "von Findorff bis Farge", wie er erläutert.
Zur Polizei ging Klemmt nach Abitur und Bundeswehr im Jahr 1998. "Ich wollte einen Beruf, bei dem nicht jeder Tag gleich ist und bei dem ich nicht nur im Büro sitze. Ich wollte Abwechslung. Die habe ich als Polizist." Er machte seine Ausbildung im mittleren Dienst; es folgten Jahre bei der Bereitschaftspolizei und an verschiedenen Standorten im Einsatzdienst. 2006 besuchte er die Hochschule für öffentliche Verwaltung für ein Studium. Im gehobenen Dienst arbeitete er dann fast zehn Jahre bei der Verkehrspolizei. Für zwei Jahre wechselte er als Einsatzleiter zur Wasserschutzpolizei in Bremerhaven, um dann als Einsatzleiter zur Verkehrspolizei zurückzukehren. Dort blieb er, bis er Wach- und Einsatzleiter wurde.
Bei der Präventionsarbeit geht es ihm vor allem um die Schwächsten der Gesellschaft. "Ein Fokus liegt auf Kindern", sagt der Familienvater. "In der Zeit bei der Verkehrsbereitschaft habe ich viele Unfälle mit Kindern gesehen." Deshalb sind ihm Schulwegsicherheit und Geschwindigkeitsmessungen wichtig. Auch die Sicherheit älterer Menschen hat er im Fokus, informiert über die Maschen von Trickdieben und über Einbruchsschutz. Opfernachsorge gehört ebenfalls zu seinen Aufgaben. "Hinter jedem Opfer steht ein Schicksal", sagt Klemmt.
Persönliche Beratung
Der Fall einer älteren Dame beschäftigt ihn momentan besonders. "Ihre Geschichte hat mich sehr bewegt. Bei ihr wurde eingebrochen. Sie hat das Haus kaum noch verlassen, sich sehr zurückgezogen. Ich habe mich mit ihrem Enkel ausgetauscht und wir haben überlegt, wie wir ihr helfen können, damit sie sich wieder sicher fühlt." Klemmt besuchte die Frau gemeinsam mit Mitarbeitern des Präventionszentrums der Polizei. "Wir haben sie zum Thema Einbruchsschutz beraten."
Dass er nun für eine kleinere Personengruppe verantwortlich ist als zuvor als Einsatzleiter, stört Klemmt nicht. Ganz im Gegenteil. "Der Vorteil ist, dass die Zusammenarbeit in einem kleineren Team viel enger ist." Die gibt es auch mit dem Einsatzdienst. "Wir bekommen Hinweise von den Kollegen und führen zum Teil auch gemeinsam Maßnahmen durch." Nachdem mehrere Anzeigen wegen Taschendiebstählen in einem Discounter an der Hindenburgstraße aufgenommen wurden, informierten die Lesumer Kops zusammen mit Einsatzdienst-Kräften die Kunden direkt vor Ort, worauf sie beim Einkaufen zum Schutz vor Taschendiebstahl achten sollten." Für März sei mit Kräften vom Einsatzdienst sowie Studenten im Praxissemester zudem eine größere Verkehrskontrolle in Lesum geplant.
Gespannt sind André Klemmt und Thomas Kötteritzsch nun zunächst auf die nächste Sitzung des Beirats Burglesum am kommenden Dienstag. Dann dann könnten sie erfahren, das hoffen die Revierleiter, wo das Revier Lesum künftig seinen Standort haben wird.