Diese Situation gab es seit Langem nicht: Aktuell sind alle Kontaktpolizisten-Stellen in Bremen-Nord besetzt. "Das freut uns und ist nach den vergangenen Jahren nicht selbstverständlich", sagt Thomas Kötteritzsch. Er ist als Referatsleiter für den sogenannten Kontakt- und Verkehrsdienst zuständig. Immer wieder kam es in den vergangenen Jahren in den Stadtteilen zu Vakanzen, wenn Kontaktpolizisten (Kop) in den Ruhestand gingen oder den Dienstort wechselten. Die Kontaktpolizisten-Stelle in Marßel gehörte zu denen, die lediglich mit kurzen Unterbrechungen jahrelang unbesetzt war. Jürgen Kock, der als Kop eigentlich hauptsächlich für Burgdamm zuständig ist, musste die Arbeit in Marßel über einen langen Zeitraum mit übernehmen. Nun hat Catrin Bernhardt den Job übernommen. Die 49-Jährige wechselte aus dem Lagezentrum der Polizei in den Kontaktdienst und ist nun die neue Kontaktpolizistin für Marßel.
Obwohl sie ihren neuen Job bereits am 1. Juni angetreten hat, war sie bisher erst einen einzigen Tag in den Räumen der Marßeler Polizeistation an der Stockholmer Straße. Kaum hatte sie das Büro bezogen, musste sie es schon wieder verlassen – gemeinsam mit ihrem Kollegen Jürgen Kock. Ein Wasserschaden macht dort seit mehreren Wochen das Arbeiten unmöglich. Ob sie in diesem Jahr noch in die Räume der Gewoba in der Stockholmer Straße 57 zurückkehren können, wissen sie nicht. Das hängt davon ab, wie schnell der Schaden behoben werden kann, erläutert Thomas Kötteritzsch. Derzeit arbeiten Kock und Bernhardt vom Lesumer Revier aus.
Catrin Bernhardt, verheiratet, zwei Kinder, ist trotzdem schon regelmäßig in ihrem neuen Revier unterwegs. Sie hat sich in Schulen, in Kitas und bei Quartiersmanagerin Katharina Fischer vorgestellt, ist auf der Straße mit Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch gekommen und hat sich bei Ladenbesitzern bekannt gemacht. Dabei wurde ihr eine Frage schon häufig gestellt. "Die Leute wollen zuerst von mir wissen, wie lange ich bleibe", erzählt Bernhardt. Sie versteht, dass die Marßeler befürchten, sie bleibe ihnen als Kop ebenfalls nicht lange erhalten. Ihre Antwort sollte die Anwohner beruhigen. "Ich habe mich bewusst auf diese Stelle beworben und möchte bis zur Pensionierung bleiben", versichert sie.
Bei der Polizei ist Bernhardt seit 31 Jahren. 1993 begann sie ihre Laufbahn mit der dreijährigen Ausbildung. Nach Stationen bei der Bereitschafts- und der Schutzpolizei am Revier in Gröpelingen besuchte sie die Hochschule für öffentliche Verwaltung für einen dreijährigen Aufstiegslehrgang. Im gehobenen Dienst arbeitete sie bis 2005 noch einmal in Gröpelingen, um dann zur Verkehrsbereitschaft zu wechseln. Mehr als fünf Jahre war sie dort unter anderem für Verkehrskontrollen und Unfallaufnahmen zuständig. Schließlich kam sie 2011 in die Leitstelle der Polizei in der Vahr. Dort nahm sie telefonisch Notrufe an und koordinierte den Einsatz der Streifenwagen.
"Ich freue mich jetzt darauf, den Kontakt zu den Bürgern nicht nur am Telefon zu haben wie in den vergangenen 13 Jahren, sondern direkt, face to face." Schon die ersten Gespräche hat sie sehr positiv erlebt. "Ich werde herzlich aufgenommen, alle sind sehr freundlich", erzählt die Polizistin, die mit ihrem Mann in Ritterhude lebt. Mit ihm kann sie sich über ihre Erfahrungen als Kop künftig ebenso austauschen wie mit ihren Kolleginnen und Kollegen in Burglesum. Matthias Bernhardt ist nämlich der zuständige Kop für Lüssum. "Ich habe ihn kürzlich begleitet, als er Fahrradführerscheine abgenommen hat", sagt die 49-Jährige.
Auch die anderen Nordbremer Kontaktbeamten helfen ihr dabei, sich einzuarbeiten. Die Unterstützung reicht von Veranstaltungen zu Themen wie Gewaltprävention und Mobbing in Schulen über Vorträge zu Einbruchsprävention, Aufklärung über Tricks von Betrügern bis zu Verkehrserziehung von Grundschulkindern. "Auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen freue ich mich besonders. Da bekommt man viel zurück. Ich denke an die strahlenden Gesichter, wenn die Kinder ihren Fahrradführerschein bekommen", sagt Bernhard, die allerdings auch resolut auftreten kann. Bei den Frauen und Männern, die der Alkoholszene in Marßel angehören, hat sie sich ebenfalls schon vorgestellt. Dabei hat sie eine klare Ansage gemacht. "Ich habe ihnen gesagt, dass ich erwarte, dass sie den Platz, an dem sie sich aufhalten, sauber hinterlassen."