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Nosferatu-Spinne Sichtung in Bremen-Nord: Keine ernsthafte Gefahr für Menschen

Eine Spinne aus dem Mittelmeerraum hat sich auch in Bremen-Nord niedergelassen. Die "Nosferatu-Spinne" ist zwar giftig, aber nicht gefährlich für Menschen. Sie profitiert vom Klimawandel.
22.09.2024, 18:00 Uhr
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Von Jörn Hildebrandt

Eine Spinne geistert durch Presse, Funk und Fernsehen, denn sie erregt Aufsehen: Die sogenannte „Nosferatu-Spinne“, wissenschaftlich Zoropsis spinimana, ist eine Spinnenart, die eigentlich im Mittelmeerraum beheimatet ist. Doch wie zahlreiche andere südlich verbreitete Insekten- oder Spinnenarten wurde sie nach Mitteleuropa verschleppt und profitiert offenbar vom Klimawandel. Inzwischen ist sie längst nicht nur in Bremen, sondern auch in Bremen-Nord angekommen.

Die Art fällt auf: Denn die Weibchen werden bis zu fünf Zentimeter lang, und wie alle Spinnen tragen beide Geschlechter Gift in ihren Klauen. Und weil die Art sich bevorzugt in Wohnungen, Garagen oder Kellerräumen aufhält und mit ihren Hafthaaren an den Klauen auch Fensterscheiben hochklettern kann, wird sie in Häusern leicht entdeckt.

BUND appelliert, die Tiere nicht zu töten

Ihren Namen erhielt die „Nosferatu-Spinne“ wegen einer auffälligen Zeichnung auf dem Vorderkörper, die an ein Gesicht erinnert. Und da sie, wie alle Spinnen, beißen kann, gab man ihr den volkstümlichen Namen „Nosferatu-Spinne“. Doch anders als vom Vampir im Film geht von dieser Art, die zu den Kräuselradnetzspinnen gehört, keine ernsthafte Gefahr für den Menschen aus: Sie kann zwar mit ihren Klauen an empfindlichen Stellen die Haut durchdringen, doch sollen Schmerzintensität und die anschließenden Symptome mit denen eines Bienen- oder Wespenstichs vergleichbar sein, sagen Experten. Dennoch sollte man Abstand wahren, wenn man die Spinne im Haus hat. „Falls man doch einmal gebissen wird, kann man mit einem Mückenstift die Symptome lindern“, rät Bernd Quellmalz vom BUND Bremen, „und man sollte die Spinne nicht töten, sondern sie mit einem abgedeckten Glas nach draußen befördern.“

„Die Spinne war in einer Hose, die an der Wäscheleine im Keller zum Trocknen hing“, lautet eine Meldung beim Nabu-Naturgucker. Auf der Website des Nabu kann jeder, der die Spinnenart beobachtet hat, eine Meldung publizieren – möglichst mit einem Fotobeleg, denn sie ist mit ähnlichen Spinnen zu verwechseln, vor allem mit der Großen Hauswinkelspinne vor, die sich gleichfalls gern in menschlichen Behausungen aufhält.

Beim Nabu gingen bisher 28 Meldungen der sogenannten „Nosferatu-Spinne“ aus Bremen ein. Und aus Vegesack und Aumund ist die Art zwischen 2022 und 2024 sechs Mal gemeldet worden. Zwei Mal wurde die Spinnenart im Jahre 2022 auch zwischen Lübberstedt und Hambergen im Landkreis Osterholz-Scharmbeck gesichtet.

Bisher vermehrt in Süddeutschland

Die Daten aus dem Nabu-Naturgucker werden auch von der Deutschen Arachnologischen Gesellschaft – einem Verein, in dem sich Spinnenexperten wissenschaftlich austauschen – in einem Verbreitungsatlas im Internet veröffentlicht. Darauf ist deutlich erkennbar, dass die „Nosferatu-Spinne“ in Süddeutschland bereits an vielen Stellen gemeldet wurde, nach Norden hin aber deutlich ausdünnt.

Inzwischen hat der Nabu die Nachweise genauer ausgewertet: Bis zum April dieses Jahres gab es 35.000 Meldungen von mehr als 20.000 Menschen. Die Überprüfung der hochgeladenen Bilder ergab, dass etwa 80 Prozent der Bestimmungen korrekt waren. Vom großen Echo zeigt sich Nabu-Experte Roland Mühlethaler angenehm überrascht: „Das Thema hat bei den Medien ebenso gezündet wie beim Publikum. Ein Grund ist neben der eindrucksvollen Größe sicher die Nähe der Art zum Menschen. Dazu kommt noch ein gewisser Gruselfaktor, und die Benennung nach einem Stummfilm-Vampir regt zusätzlich die Phantasie an.“

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Die „Nosferatu-Spinne“ ist nicht die einzige Art, die von höheren Durchschnittstemperaturen infolge des Klimawandels profitiert: Die gelb-schwarz gestreifte Wespenspinne ist längst auch im Bremer Raum in niedriger und halbhoher Vegetation in zahlreichen Lebensräumen anzutreffen. Und auch die Ammen-Dornfinger-Spinne breitet sich, begünstigt durch den Klimawandel, in Deutschland aus, hat aber offenbar den Bremer Raum noch nicht erreicht.

Die Paarungszeit der „Nosferatu-Spinne“ liegt in den Monaten Oktober bis November, weshalb sie dann besonders oft zu sehen ist. Wenn das Weibchen anschließend geschützte Verstecke aufsucht, kann es durchaus sein, dass sie auch in Häusern überwintert.

Info

Wer eine Nosferatu-Spinne gesichtet hat, kann die Art unter https://nabu-naturgucker.de melden.

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