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Sparkasse schließt SB-Filialen in Bremen-Nord Pläne stoßen auf Kritik

Die Pläne der Sparkasse Bremen, in den drei Nordbremer Stadtteilen SB-Standorte zu schließen, stoßen in den Beiräten oder den Ortsämtern auf Kritik.
14.06.2021, 17:59 Uhr
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Von Gabriela Keller

Die Pläne der Sparkasse Bremen, mehrere Selbstbedienungs-Filialen in den drei Nordbremer Stadtteilen zu schließen, stoßen in den Ortsämtern und Beiräten in Burglesum, Vegesack und Blumenthal auf Kritik. Vergangenen Donnerstag hatte Sparkassen-Vorstand Thomas Fürst im Regionalausschluss darüber informiert, welche Standorte geschlossen werden sollen und warum. Für Politik und Ortsamtsleiter gibt es noch viele Fragen.

"Das Unverständnis ist sehr groß", sagt der Burglesumer Ortsamtsleiter Florian Boehlke. In seinem Stadtteil trifft es den SB-Standort an der Bremerhavener Heerstraße in Burgdamm. Den hatte die Sparkasse vor einigen Jahren als Ersatz für die geschlossene Filiale in der Kellerstraße eingerichtet. "Damals hieß es von der Sparkasse, man bleibe mit dem SB-Standort für die Kunden weiter vor Ort." Dass jetzt auch die SB-Filiale geschlossen werden soll, ist für Boehlke "nicht nachvollziehbar".

Er fordert, was auch seine Amtskollegen in Vegesack und Blumenthal fordern: Die Sparkasse soll ihr Argument, dass sich die geplanten Schließungsstandorte im Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht rechnen, mit Zahlen belegen. Boehlke findet aber auch, dass bei der Bewertung von Standorten nicht allein auf die Wirtschaftlichkeit abgehoben werden sollte. "Für viele Menschen, auch für mich, ist ein dichtes Netz an Filialen und SB-Standorten ein Argument für die Wahl einer Bank. Mit einem weiteren Rückzug aus der Fläche setzt die Sparkasse das aufs Spiel."

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Sie werde damit auch ihrem eigenen Anspruch nicht gerecht, so Boehlke. "Die Sparkasse bezeichnet sich als älteste Bürgerinitiative Bremens, für die das Wohl der Bürger an erste Stelle stehe. Wenn sie ihre Serviceangebote weiter reduziert, widerspricht das dieser Botschaft." Seine große Sorge sei, dass die Sparkasse in "einem Rückzug auf Raten" über kurz oder lang auch andere SB-Standorte schließen könnte. Das müsse verhindert werden. "Es gibt auch Menschen, die kein Online-Banking machen können oder wollen. Ihnen darf man nicht die Möglichkeit nehmen, an SB-Standorten ihre Geldgeschäfte zu erledigen."

Die geplante Schließung der SB-Filiale in Burgdamm hat den Burglesumer Beirat nach den Worten seines Sprechers Martin Hornhues verwundert. Erst schließe die Sparkasse Filialen und propagiere die Umwandlung in SB-Standorte als neues Geschäftsmodell. "Umso mehr hat uns überrascht, dass man jetzt noch einen Schritt weiter gehen und auch die Zahl der SB-Filialen reduzieren will." Wie Boehlke fordert auch Hornhues Zahlen. Die Bank soll offenlegen, wie viele Kunden die Automaten an der Bremerhavener Heerstraße nutzen, welche Kosten für den Standort entstehen und welche Alternativen es im Fall einer Schließung gibt.

In Burglesum wollen sie mit Vertretern des Geldinstituts auch über weitere von der Sparkasse angekündigte Serviceeinschränkungen für den Stadtteil reden. Laut Florian Boehlke soll die Filiale an der Stockholmer Straße in Marßel in einen SB-Standort umgewandelt werden, in der Stadtteilfiliale an der Hindenburgstraße sollen Kunden künftig nur noch am Automaten aber nicht mehr am Schalter Bargeld abheben können. Wer sich Bares persönlich auszahlen lassen will, müsse dafür nach Vegesack fahren.

Die Sparkasse hat Gespräche angekündigt – nicht nur mit den Burglesumern, auch mit Beiräten und Ortsamtsleitern in Vegesack und Blumenthal. Auch in diesen Stadtteilen will die Bank SB-Standorte dichtmachen: in Vegesack an der Lindenstraße und an der Schönebecker Straße in Grohn, in Blumenthal an der Rönnebecker Straße. "Mit weiteren Einschränkungen ihres Serviceangebotes wird die Sparkasse ihrem Anspruch, für die Bürger vor Ort da zu sein, nicht mehr gerecht", meint der Vegesacker Ortsamtsleiter. Heiko Dornstedt verweist auf die demografische Entwicklung, der Anteil der älteren Menschen werde zunehmen. "Das Zentren- und Nahversorgungskonzept sieht vor, dass die Menschen in fußläufiger Entfernung von 600 Metern die Dinge des täglichen Lebens erledigen können. Wenn die Sparkasse SB-Standorte schließt, können sie das in Geldangelegenheiten künftig nicht mehr." Man könne auch nicht erwarten, dass alle älteren Menschen Beratungsangebote der Sparkasse zum Online-Banking in Anspruch nehmen. Ähnlich sieht es der Vegesacker Beiratssprecher Torsten Bullmahn. "Zu einer guten Infrastruktur gehört die Möglichkeit, Bankgeschäfte vor Ort zu erledigen. Gerade ältere Menschen brauchen eine solche Anlaufstelle. Deshalb sollten die SB-Filialen nicht geschlossen werden."

Er sei "sehr unglücklich" über die geplante Schließung des SB-Standortes in Rönnebeck, sagt der Blumenthaler Ortsamtsleiter Oliver Fröhlich. "Bei der Umwandlung der Filiale in einen SB-Standort vor zehn Monaten hieß es, der Standort sei sicher. Jetzt wird er dichtgemacht." Die damalige Aussage der Sparkasse, dass im Fall einer Filialschließung ein SB-Standort im Radius von einem bis zwei Kilometern erreichbar sein soll, werde damit hinfällig. "Die Wege werden jetzt weiter." Fröhlich hat viele Fragen an die Sparkasse. Er will wissen: Wie oft nutzen Kunden den Standort an der Rönnebecker Straße, sind mögliche Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Frequenz berücksichtigt worden, was würde es kosten, den Standort aufrechtzuerhalten. Der Ortsamtsleiter will auch wissen, warum die Sparkasse auf der einen Seite eine SB-Filiale schließen will, um Kosten zu sparen, auf der anderen Seite aber wieder Geld ausgebeben will für einen Bargeld-Bringdienst oder eine Beratung zum Online-Banking. Der Blumenthaler Beiratssprecher Hans-Gerd Thormeier erwartet von der Sparkasse, aufzuzeigen, "welche Möglichkeiten es gibt, ein Serviceangebot vor Ort, vielleicht auch in anderer Form, aufrechtzuerhalten."

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