Bremen-Nord. Seit 2017 engagiert sich der Nordbremer Mark Christiansen für das Wohnen auf kleinem Raum. Er hat die Initiative „Tiny-House-Kultur“ mit ins Leben gerufen und sucht seither in Bremen und im Umland nach Bauland für ein Tiny-House-Projekt. Obwohl im Bremer Norden durchaus Interesse besteht und es auch Vorschläge für Flächen gab und gibt, sieht es derzeit nicht so aus, als würde hier in sehr naher Zukunft eine Minihaus-Siedlung entstehen. Die Initiative hat momentan Aussicht auf zwei Areale im Bremer Süden und in Bremen-Osterholz, sucht aber weitere.
Eine kürzlich veröffentlichte Studie, die vom Büro für Landschafts-, Stadt- und Freiraumplanung Protze und Theiling im Auftrag der Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnungsbau erstellt wurde, hat in Bremen 17 Flächen identifiziert, die durch ihre Lage und Größe potenziell für eine Minihaus-Siedlung infrage kommen würden. Davon sind sechs in städtischer Hand, elf befinden sich in Privatbesitz. Eines der vorgeschlagenen städtischen Areale ist Am Geestkamp in Burg-Grambke. Drei der Fläche in Privatbesitz liegen im Ortsamtsbereich Burglesum (zwei in Lesum, eine in Burg-Grambke), zwei im Ortsamtsbereich Vegesack (beide in Schönebeck) und eine im Ortsamtsbereich Blumenthal (in Rekum).
Doch nur, weil sich die Areale auf den ersten Blick grundsätzlich eignen, heißt das noch lange nicht, dass sie tatsächlich für eine Tiny-House-Siedlung interessant sind, sagt Mark Christiansen. "Viele private Besitzer möchten verkaufen. Für uns wäre es aber am günstigsten, wenn wir eine Fläche in Erbpacht übernehmen könnten", so der Aumunder. Entsprechend sucht die Initiative Bauland ab 1000 Quadratmeter, das sie für eine Dauer von mindestens 40 Jahren pachten kann.
Außerdem schaut die Initiative auf die Lage. "Wenn man sich fürs Tiny Living entscheidet, dann ist die Natur vor der Haustür wie der eigene Flur. Deshalb sollte die Umgebung schon grün sein und die Fläche beispielsweise nicht direkt an einer Bahnstrecke oder an der Autobahn liegen." Die Anbindung an den ÖPNV sei ebenfalls ein wichtiger Faktor. Aus diesem Grund seien die Voraussetzungen in Bremen-Nord "einen Tick schlechter als in der Stadt".
Benötigt wird Bauland
Bei den Grundstücken sollte es sich um Bauland handeln, betont Christiansen, "denn für Tiny Houses gilt das Baurecht genauso wie für Einfamilienhäuser." Denn die Minihäuser, die die Initiative errichten möchte, sind keine mobilen Bauten und sie haben ein Fundament. Schon mehrfach haben sich Grundstücksbesitzer bei der Initiative gemeldet, die einen Teil ihres Gartens angeboten haben, erzählt der Projektleiter. "Auch aus St. Magnus kam so ein Angebot." Weil Gartengrundstücke aber in der Regel kein Bauland sind, kommen sie nicht infrage.
Für Christiansen und seine Mitstreiter wäre ein Grundstück von etwa 3000 Quadratmeter für zehn bis 15 Wohneinheiten optimal. Das Projekt, das in Bremen-Osterholz entstehen könnte, wäre allerdings kleiner. "Dort wären es vier bis sechs Einheiten auf etwa 1000 Quadratmeter. Das könnte man an anderer Stelle, beispielsweise in Bremen-Nord, genauso machen." Der Flächenbedarf hänge unter anderem von der vorhandenen Infrastruktur in der Umgebung ab. "Gegebenenfalls benötigen wir auch Platz für ein Gemeinschaftsgebäude, in dem zum Beispiel Waschmaschine und Trockner stehen." Auch eine zentrale Wärmeversorgung in Form eines Mini-Blockheizkraftwerks sei denkbar.
Grundsätzliches Interesse besteht
Im Gespräch mit diversen Akteuren seien immer mal wieder Flächen vorgeschlagen worden, erzählt Christiansen. "Vor zwei Jahren habe ich mit dem ehemaligen Blumenthaler Ortsamtsleiter Peter Nowack über die Option gesprochen, ein Areal auf dem ehemaligen BWK-Gelände zu nutzen. Leider ist die Idee dann im Sande verlaufen."
Mit Florian Boehlke, Ortsamtsleiter von Burglesum, hat sich der Aumunder ebenfalls schon ausgetauscht. "Ich finde das Projekt sehr spannend", sagt Boehlke. "Im Gespräch mit der Initiative habe ich den ehemaligen Sportplatz Im Föhrenbrok ins Spiel gebracht. Eine Tiny-House-Siedlung hätte ich für eine Nachnutzung interessant gefunden. Das Bauamt hat jedoch Bedenken wegen der Nähe des Platzes zum Stahlwerk."
Geschosswohnungsbau hat Vorrang
Blumenthals Ortsamtsleiter Oliver Fröhlich hat sich nach eigenem Bekunden noch nicht mit konkreten Standorten auseinandergesetzt, die im Stadtteil infrage kommen könnten, findet das Thema Wohnen auf kleinem Raum grundsätzlich aber sehr interessant. "Ich denke, jede neue Wohnform ist es wert, sich damit auseinanderzusetzen. Ich würde mich der Idee keinesfalls versperren. Ich denke, da spreche ich auch im Namen einiger Beiratsmitglieder. Schließlich ist Wohnen ein großes und wichtiges Thema im Stadtteil und wir müssen darauf schauen, dass die Leute hier bleiben und nicht ins Umland ziehen." Da diese Wohnform für alle Nordbremer Stadtteile relevant und von Interesse sein könnte, so Fröhlichs Vorschlag, könnte das Thema einmal im Regionalausschuss besprochen werden.
Mit Heiko Dornstedt, Ortsamtsleiter in Vegesack, war die Initiative bisher noch nicht im Gespräch. Auch er findet das Thema interessant, gibt aber zu bedenken, dass derzeit jede freie Fläche im Stadtteil intensiv beplant und bebaut und Geschosswohnungsbau vor dem Hintergrund des Wohnungsmangels der Vorzug gegeben wird. Dennoch fällt ihm spontan eine Fläche in Grohn ein, die eventuell infrage kommen könnte. "Ich stehe neuen Ideen grundsätzlich positiv gegenüber und würde mich über ein Gespräch mit der Initiative freuen."