Klein, platzsparend und trotzdem komfortabel sollen sie sein. Tiny Houses versprechen Wohnqualität auf minimaler Fläche. Die Mini-Häuser besitzen meist nicht mehr als 25 bis 40 Quadratmeter. Sie gelten als besonders umweltfreundlich und außerdem günstig. In Zeiten steigender Immobilienpreise und immer höherer Mieten wächst das Interesse an diesen Kleinsthäusern. Doch die Suche nach Stellplätzen oder Flächen für Siedlungen gestaltet sich in Bremen wie auch in ganz Deutschland oft schwierig. Für die Stadt Bremen liegen nun die Ergebnisse eine Untersuchung vor. In dieser werden sechs städtische und neun private Flächen identifiziert sowie zwei größere Areale, die sich eignen. Fragen und Antworten zu der Studie.
Was ist der Grund für die Untersuchung?
Die Anfragen für Standorte, um Tiny-House-Projekte zu realisieren, haben zugenommen im Bauressort. Bereits 2019 hatte die SPD-Fraktion eine Kleine Anfrage an den Senat gerichtet. Eine Anfrage der Bremer Initiative "Tiny House Kultur" brachte die Untersuchung dann auf den Weg. „Wir benötigen in Bremen dringend zusätzlichen und bezahlbaren Wohnraum. Es ist aber insbesondere in einer Großstadt ebenso wichtig, unterschiedliche Wohnformen anzubieten", sagt Bausenatorin Maike Schaefer (Grüne). Dazu gehöre neben dem klassischen Geschosswohnungsbau oder dem Einfamilienhaus auch "der Ruf nach nachhaltigem Leben in Tiny Houses", so Schaefer. Aus diesem Grund sei es ihr wichtig gewesen, diese Untersuchung zu forcieren. „In einer Halbmillionenstadt wie Bremen sollten wir uns experimentierfreudig zeigen und solchen Alternativen einen Platz bieten. Auch das macht heute eine attraktive Großstadt aus“, sagt Falk Wagner (SPD). Die Studie hat das Bremer Stadtforschungs- und Planungsbüro Protze und Theiling umgesetzt.
Was ist das Ziel der Studie?
Der Plan ist es, Chancen, Potenziale und Standorte für Tiny Houses in Bremen herauszuarbeiten. Der erste Teil der Untersuchung beschreibt bereits umgesetzte und gestartete Projekte. Anhand von 13 Beispielen aus ganz Deutschland werden unterschiedliche Formen von Tiny-House-Siedlungen aufgelistet. Im zweiten Teil werden die Flächen in Bremen und die Auswahlkriterien dafür dargestellt. Die Flächen sollten in Stadtrandlage liegen, aber gut mit Bus und Bahn erreichbar sein und einen Nahversorger in der Umgebung haben.
Wer benötigt eine Fläche?
Die Initiative "Tiny House Kultur" sucht derzeit ein Grundstück mit einer Flächengröße von etwa 3000 Quadratmetern für zehn bis 15 Tiny Houses und ein Gemeinschaftshaus.
Wie definiert man Tiny House?
Ursprünglich kommt der Begriff „Tiny House“ aus den USA. Eine klare Definition ist in Deutschland weder im Baurecht noch in anderen Nachschlagewerken zu finden. Somit gibt es auch keine festgelegte Größe. In der Studie wird für die Minihäuser eine Grundfläche von 25 bis 40 Quadratmetern genannt, andere Quellen nennen 15 bis 45 Quadratmeter. Die Kleinsthäuser sind grundsätzlich geeignet für ein Ein- bis maximal Zwei-Personen-Haushalte. Parzellengrößen werden zwischen 100 bis 200 Quadratmeter pro Wohneinheit angeboten. Genaue Zahlen zur Anzahl der Tiny Houses in Deutschland existieren bislang nicht.
Wo gibt es in Bremen geeignete Orte für Tiny Houses?
Mögliche städtische Flächen könnten laut der Studie an der Habenhauser Landstraße (Obervieland), Ellernstraße (Hemelingen), Am Geestkamp (Burglesum), Vinnenweg (Oberneuland) oder der Ritterhuder Heerstraße (Gröpelingen) sein. Auch die Hahnenkampfläche in Osterholz kommt infrage. Ein Teil davon könnte kurzfristig verfügbar sein. Zudem gibt es noch elf zusätzliche private Standorte in den Stadtteilen Burglesum, Blumenthal, Vegesack, Obervieland, Oberneuland und Borgfeld.
Wo könnten noch Minihäuser errichtet werden?
"Spannend war es, auch ungewöhnliche Standorte abseits der grünen Wiese mitzudenken – beispielsweise auf Parkhausdächern“, sagt Senatorin Schaefer. Nach potenziellen Dachflächen soll weiter gesucht werden. Aus Sicht der Brepark stehen die obersten Parkebenen der City-Parkhäuser aber nicht zur Verfügung. Der städtische Liegenschaftsverwalter Immobilien Bremen hat 14 Dachflächen identifiziert - die Abstimmung dazu läuft.
Gibt es Minihäuser in anderen Städten?
Tiny-House-Projekte in Hannover, Oldenburg oder Dortmund werden in der Untersuchung aufgeführt. Die Größe der jeweiligen Flächen unterscheidet sich dabei von fünf Parzellen für Minihäuser bis zu 115 Parzellen. Die Urheber der Studie kommen zu dem Ergebnis, dass dieses Wohnmodell häufig zusammen mit anderen Wohnungsangeboten entwickelt wird.