Derzeit kündigen die Graugänse mit ihren dunklen und rauen Rufen den nahenden Winter an. Sven Milz, Jagdpächter im Werderland, erläutert: "Wenn wir jetzt im Herbst die keilförmigen Formationen am Himmel sehen, dann sind es nicht nur unsere heimischen Gänse die gen Süden fliegen, sondern auch die nordischen Gäste aus den skandinavischen Ländern, die hier überwintern." Darunter ist immer häufiger auch die Graugans.
Im Werderland hat der Jäger in einigen Jahren schon bis zu 10.000 Gänse gesehen. Die unterschiedlichen Gänsearten können über die Flugrufe bestimmt werden. "Die Graugans hat einen tiefen und rauen Ruf", beschreibt Milz. "Sie verfügt über mehr als ein Dutzend verschiedene Lautäußerungen."
Die Graugänse halten sich gerne in überschwemmten Wiesen auf, denn hier sind sie sicher vor Räubern wie dem Fuchs. Die verwässerten Flächen entstehen durch die Stauung von Gräben. Dadurch sollen im Naturschutzgebiet attraktive Areale für die im Frühjahr brütenden Limikolen wie Kiebitz, Rotschenkel und Uferschnepfe geschaffen werden, erläutert der Jäger.
Die Graugans, die bis zu 84 Zentimeter groß und drei bis fünf Kilo schwer wird, hat ein hell-bräunliches bis graues Gefieder und schwarze Flecken auf dem Bauch. Ihre Füße sind blass-rot und der Schnabel ist gelblich-orange bis rosafarben. Der Hals wirkt relativ dick und durch die streifige Anordnung der Federn leicht längs gestreift.
"In den vierziger Jahren war die Graugans fast verschwunden", sagt Milz. Inzwischen gibt es wieder so viel Graugänse, dass Landwirte über erhebliche Schäden klagen. "Die Gänse fressen im Winter die komplette Grasnarbe runter und verkoten die Flächen intensiv. Wenn im Frühjahr die Wasserstände der Überschwemmungsflächen wieder sinken, werden die landwirtschaftlichen Flächen und die Gräben überdüngt. Die Folgen sind ein deutlich erhöhtes und frühzeitiges Wachstum der Algen in den Gräben und schlechte Bedingungen für die Wasserlebewesen."
Die Nahrung der Graugans besteht aus pflanzlichen Trieben, Blättern, Stängeln, Samen und Früchten von Wasserpflanzen. Mit ihren kräftigen Hornzähnen kann sie auch Gras und junges Getreide abrupfen und mit ihrem Schnabel unterirdische Pflanzenteile ausgraben. Die Gänse leben zum Teil lebenslang als Paar. Erst im dritten Lebensjahr bekommen sie zum ersten Mal Nachwuchs. Ihre Brut mit fünf bis acht Eiern erfolgt von April bis Mai. Der Ganter, das ist der männliche Vogel, bewacht die Eier etwa 30 Tage lang. Die Junggänse (Gössel) sind Nestflüchter. Sie werden von beiden Elternteilen versorgt. Nach zwei Monaten sind sie flügge. "Es gibt auch homosexuelle Beziehungen zwischen Gantern, die durch ein Weibchen ergänzt wird", erzählt der Jäger. "Während der Aufzucht der Gössel bleiben die Dreiergespanne noch zusammen. Danach trennt sich das Weibchen, die Ganter bleiben dann ein Paar."
Durchschnittlich werden Graugänse vier Jahre alt, in Gefangenschaft bis zu 35 Jahre. Milz: "Gefahren und Störungen für die Gänse entstehen durch die Trockenlegung von Feuchtgebieten, aber auch durch die zunehmende Freizeitnutzung der Gewässer durch den Menschen."