Findorff-Bürgerweide/Weidedamm. In Findorff wachsen gerade viele Kinder heran, die in absehbarer Zeit nicht nur Bedarf, sondern auch einen gesetzlichen Anspruch auf Betreuungs- und Schulplätze haben. Seit Jahren werden daher im Stadtteil mögliche Standorte gesucht und Optionen diskutiert. Nun stellte die Bildungsbehörde erste Pläne vor, wie die Nachfrage und die eigenen Zielmarken künftig gedeckt werden könnten. Auf dem Standort des Horthauses an der Dresdener Straße könnte bereits in vier Jahren ein Neubau stehen mit Platz für eine neue Kindertagesstätte und zusätzlichem Raum für die Grundschule am Weidedamm. Im Falle der Grundschule an der Admiralstraße steht derzeit der komplette Abriss und ein Neubau von Schule und Kita zur Debatte. Für beide Szenarien gilt: Im Vorfeld sind noch viele Fragen zu klären.
„Gemeinsame Mitte“ lautet der Arbeitstitel, den die Bildungsbehörde dem Projekt am Weidedamm verliehen hat. Das Konzept ist an sich nicht neu und der längst bekannten Tatsache geschuldet, dass das marode Horthaus an der Dresdnener Straße nicht mehr zu retten ist. Bereits vor fünf Jahren brachte der städtische Träger Kita Bremen die Idee ins Spiel, an seiner Stelle ein multifunktionales Gebäude zu errichten, das von Hort, Kita und Schule gemeinsam genutzt werden könnte. Im Bildungsressort hat man sich damit in den vergangenen Monaten konkret beschäftigt und gemeinsam mit Immobilien Bremen sowie Vertretern aus Schule und Kita Anfang des Jahres die sogenannte „Planungsphase Null“ abgeschlossen. Götz Brinkmann, zuständig für den Schulausbau, konnte dem Findorffer Bildungsausschuss nun erste Skizzen für die angedachte bauliche Symbiose präsentieren. Vom einem „Glücksfall“ sprach sein Kollege Wolfgang Bulling, der im Ressort für den Ausbau von Kita-Plätzen zuständig ist.
Auf dem Baufeld des jetzigen Horthauses sollen auf 1440 Quadratmetern zwei quaderförmige Baukörper entstehen, die sich versetzt aneinanderschmiegen. Ein zweigeschossiges Quader, der Dresdener Straße zugewandt, ist für eine neue Kita vorgesehen, und soll Raum bieten für sechs Gruppen, ein Elterncafé und eine Familienberatungsstelle. Im anliegenden dreigeschossigen Bau sollen Unterrichts- und Differenzierungsräume sowie Mensa und Aula der Weidedamm-Schule untergebracht werden, die auf drei Züge erweitert wurde. Bei 1440 Quadratmetern bebauter Fläche bliebe ein nach den üblichen Standards ausreichendes Außengelände, so Brinkmann auf Nachfrage. Zudem sei vorgesehen, das Dach der Kita zu begrünen und als Spielfläche herzurichten. Wichtig sei allen Beteiligten zudem gewesen, dass die Architekten eine „zentrale Treffzone“ einplanen, in der sich Schul- und Kitakinder begegnen können.
Architektenwettbewerb geplant
In einem nächsten Schritt werde von den zuständigen Stellen nun ein Architektenwettbewerb vorbereitet, so Brinkmann. Ziel sei, dass der Neubau mit dem Schuljahr 2025/26 bezugsfertig sei. Unter dieser Voraussetzung werde es für die Grundschule möglich, in den Ganztagsbetrieb überzugehen, hieß es. Helga Eule (SPD) – bis zu ihrem Ruhestand 2015 Leiterin der Grundschule am Weidedamm – beschäftigte eine Frage, die bei der Präsentation offen geblieben war: „Das Problem ist der Übergang“, so die Ausschusssprecherin. „Bei drei Hortgruppen und der Dreizügigkeit kann ich mir nicht vorstellen, wie das gelöst wird.“
Damit die Grundschule an der Admiralstraße vom offenen in den gebundenen Ganztagsbetrieb übergehen kann, müssen ebenfalls zunächst die baulichen Voraussetzungen geschaffen werden. Dies habe sich im Bestand als deutlich problematischer erwiesen als erwartet, so Petra Albers aus dem Referat Liegenschaften der Bildungsbehörde. Eine Machbarkeitsstudie habe ergeben, dass ein Umbau so kostspielig würde, dass die Differenz zu den Kosten eines Abrisses und Neubaus gering seien. Unter diesen Konditionen sieht die Bildungsbehörde die „Chance für einen Bildungscampus“ – so das Motto für die Admiralstraße.
Die ersten groben Planungen sehen einen viergeschossigen Schulneubau plus Turnhalle mit Zugang und Front an der Admiralstraße vor. Auf dem rückseitigen Baugrundstück soll eine Kita für vier Gruppen gebaut werden – darunter zwei Krippengruppen. Es sei vorgesehen, das Bestandsgebäude so lange zu erhalten, bis der Neubau stehe, damit der Schulbetrieb weiterlaufen könne. Eine endgültige Entscheidung, geschweige denn einen Zeitplan, gebe es bislang noch nicht, betonte Albers, und bat ihre Zuhörer „nicht zu erwartungsfroh zu sein“: Die Planungen dürften noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Allen Beteiligten sei bewusst, dass das Projekt „massive Veränderungen in der bebauten Nachbarschaft“ mit sich bringe, und dass im Vorfeld „viele Anwohnerfragen zu beantworten“ seien.
Einen Vorschlag, wie die Bewohner der benachbarten Wohnstraßen kurzfristig und mit überschaubarem Aufwand effektiv entlastet werden könnten, brachte Schulleiterin Jantje Mehlhop vor. Nach Jahren, in denen man mit persönlicher Ansprache und gezielten Aktionen vergeblich versucht habe, den motorisierten Bring- und Abholverkehr zu reduzieren, habe sich das Verkehrsaufkommen eher noch vergrößert, so die Rektorin vom Weidedamm.
Deutlich beobachtet habe man das auch an der Herbststraße, an der sich diverse Betreuungsangebote und der große Spielplatz befinden. Mehlhop regte an, die Stellplätze vor dem Schulhof an der Admiralstraße für die „Elterntaxis“ umzuwidmen, und dort eine Zugangspforte für die Kinder zu schaffen. Im Auftrag der Ausschussmitglieder wird das Ortsamt West nun die zuständigen Stellen auffordern, diese Möglichkeit zu prüfen.
Wunsch nach mehr Kontinuität
Die Kinder wünschen sich nichts mehr, als dass die Pandemie endlich vorbei ist. Die Schulleitungen und Kollegien wünschen sich mehr Dauerhaftigkeit: Dies allerdings ausschließlich, was die behördlichen Vorgaben für den Schulunterricht anbelangt. Statt häufig wechselnder Regelungen sprechen sich die Schulen für eine Fortführung der aktuell geltenden Praxis bis zu den Osterferien aus. Dies wurde dem Findorffer Bildungsausschuss bei seiner aktuellen Online-Sitzung aus den Findorffer Schulen berichtet.
„Schule und Kita in Coronazeiten” lautet der Tagesordnungspunkt, mit dem sich der Ausschuss seit Monaten in jeder Sitzung zu beschäftigen hat. Noch bevor die zugeschalteten Vertreterinnen der Findorffer Bildungseinrichtungen ihre Berichte abstatteten, konnten sie sich den Respekt der Stadtteilpolitik für ihre Leistungen und ihr Engagement abholen.