Das Findorffer Bewohnerpark-Gebiet soll deutlich größer werden als bisher vorgesehen. Auf Anregung des Bremer Verkehrsressorts hat der Findorffer Beirat beschlossen, sowohl die Plantage als auch die angrenzenden Wohnstraßen zwischen Herbst- und Hemmstraße in die Planungen einzubeziehen. Die Mehrheit der Beiratsmitglieder hält die Ausweitung für sinnvoll – doch es gab auch Bedenkenträger. Die erste öffentliche Beiratssitzung nach viermonatiger Corona-Pause machte erneut deutlich: Um den Rückhalt der Nachbarschaft zu gewinnen, muss deutlich mehr Überzeugungsarbeit geleistet werden.
Die Gäste im – unter den geltenden Vorschriften mit 45 Menschen voll besetzten – großen Saal der Martin-Luther-Gemeinde wunderten sich: Sie hatten sich von dem Tagesordnungspunkt mehr erwartet. Doch viel mehr war im Laufe des vergangenen Halbjahrs eben nicht passiert. „Corona ist uns dazwischen gegrätscht“, hatte Ortsamtsleiterin Ulrike Pala im Vorfeld erklärt. Bereits Ende des vergangenen Jahres hatte der Findorffer Beirat die Verkehrsbehörde aufgefordert, die konkreten Planungen für die Umsetzung des Bewohnerparkens aufzunehmen. Grundlage war die detaillierte Parkraum-Analyse, die Verkehrsgutachter Markus Otten im Herbst 2019 vorgelegt hatte.
Planungswerkstatt hatte Bereich untersucht
Seine Planungswerkstatt „BMO – Stadt und Verkehr“ hatte im Auftrag des Beirats die insgesamt 12,5 Straßenkilometer im Bereich zwischen Findorffstraße und Hemmstraße, Eickedorfer und Admiralstraße systematisch untersucht. Die Interpretation der Datenlage ließ für den Beirat den Schluss zu, dass das Konzept Bewohnerparken für das Untersuchungsgebiet grundsätzlich möglich, machbar und vorteilhaft wäre. Doch bevor die detaillierte Planung beauftragt wurde, hatte die Behörde den Beirat gebeten, sein Vorhaben noch einmal zu überdenken. „Wir möchten vom Untersuchungsgebiet abweichen“, erklärte Thomas Kirpal, zuständig für Mobilitätsmanagement und Verkehrsentwicklung im Bremer Verkehrsressort. Der Vorschlag der Behörde laute, die Plantage sowie das Wohnquartier zwischen Admiralstraße und Bahndamm, Herbst- und Hemmstraße ins Plangebiet einzurechnen. Zum ursprünglichen Kernbereich bestehe „ein logischer Zusammenhang“, so Kirpal, weil die betreffenden Wohnstraßen „genau so vollgeparkt“ seien wie das Quartier auf der anderen Seite. Durch die Erweiterung würde verhindert, dass das Gebiet durch Ausweichverkehr zusätzlich belastet wird. Für die Plantage spreche, dass dort Stellplatzressourcen genutzt beziehungsweise neu geschaffen werden könnten.
Beiratssprecherin Anja Wohlers (Grüne) hatte die Argumentation überzeugt, und auch ihr Parteikollege Ulf Jacob plädierte dafür, „die Chance zu nutzen, diese Potenziale mitzudenken“. Deutliche Vorbehalte äußerte dagegen August Kötter (CDU) – vor allem, weil die Anwohner des besagten Gebietes keine Gelegenheit hatten, sich zu Thema zu äußern. Auch für Oliver Otwiaska (CDU) und Janos Sallai (FDP) war die fehlende Öffentlichkeit ein Grund, dem Vorhaben die Zustimmung zu verweigern. Eine Mehrheit von neun zu sechs Stimmen reichte dennoch, die Gebietserweiterung zu beschließen. Sobald der Betriebsplan vorliegt und mit den maßgeblichen Trägern öffentlicher Belange wie Feuerwehr und Polizei abgestimmt ist, wird der Beirat zu Straßenbegehungen einladen. Die Anwohner erhalten dabei die Gelegenheit, das endgültige Konzept mit ihren eigenen Erfahrungswerten mitzugestalten.
Die Verkehrssituation am Rande der Bürgerweide beschäftigt die Stadtteilpolitik mittlerweile seit Jahren. Die Problematik ist dort unübersehbar: Ohnehin schmale Gehwege werden zugeparkt, sodass Fußgänger sich mitunter nur mit Mühe, Kinderwagen, Rollatoren und Rollstühle sich überhaupt keinen Durchgang verschaffen können und oft auf die Fahrbahn ausweichen müssen. Die Straßen, die oft bis über den letzten zulässigen legalen Winkel hinaus zugestellt sind, könnten sich als massives Sicherheitsrisiko erweisen, wenn im Notfall Rettungsfahrzeuge auf ihrem Weg blockiert werden. Nicht nur zu Freimarkt- und Osterwiesenzeiten, sondern auch bei vielen anderen Veranstaltungen auf der Bürgerweide bewegen sich Autokarawanen auf der Suche nach kostenlosen Parkplätzen durch die engen Wohnstraßen.
Von der Einführung des Bewohnerpark-Systems und der damit verbundenen Neuordnung der Straßenräume erhofft sich der Beirat mehr Sicherheit und mehr Aufenthaltsqualität im Quartier. Die Diskussion im Gemeindesaal verdeutlichte indes, dass zumindest einem Teil der Anwohner die Vorzüge bislang keineswegs einleuchten. „Wir wollen das nicht“, oder „reine Abzocke“ hieß es zum Beispiel. Handwerkern, mobilen Pflegediensten und den Kunden der ansässigen Unternehmen würde der Zugang erschwert, kritisierten Anwesende: Ein Indiz dafür, dass die kommenden Monate dringend dafür genutzt werden sollten, in den betreffenden Gebieten gezielte Informations- und Öffentlichkeitsarbeit zu leisten, sagte Ulf Jacob im Anschluss an die Sitzung. Orientieren könne sich Bremen dabei an Vorbildern aus anderen Städten wie Hamburg. Der Sprecher des Findorffer Bauausschusses wünscht sich dafür mehr Unterstützung seitens der Behörde.