Der Freimarkt 2024 beginnt am Freitag, 18. Oktober und läuft bis Sonntag, 3. November. Etwas mehr als zwei Wochen, denen man in Teilen Findorffs mit mäßiger Vorfreude entgegenblickt. Vor allem die Belastung durch den Besucherverkehr nervt Anwohner in der direkten Umgebung alle Jahre wieder und immer mehr. Die bisherigen verkehrslenkenden und -überwachenden Maßnahmen reichen nicht aus, findet auch der Findorffer Fachausschuss für Bau, Klima, Umwelt und Verkehr. Dies will man den zuständigen Ämtern, Behörden und den beiden Schaustellerverbänden erneut klarmachen. Das Ortsamt West erhielt nun den Auftrag, alle Beteiligten an einen gemeinsamen Tisch zu bestellen.
Gewohnheit oder Vorsatz
Im Rahmen der Ausschusssitzung in der Begegnungsstätte der Martin-Luther-Gemeinde waren es zumindest Vertreter von Wirtschaftsressort und Verkehrsbehörde, die sich den Unmut aus dem Publikum anhören mussten. „Wir haben so´n Hals“, schimpfte eine Anwohnerin aus der Goesselstraße. „Es muss endlich etwas passieren“. Zwar sei die temporäre Einbahnstraßenregelung gut, mit der verhindert werden soll, dass auswärtige Freimarktbesucher bei der Parkplatzsuche von der Findorffstraße aus in die angrenzenden Wohnstraßen abbiegen. Doch werde sie allzu oft missachtet – mitunter aus guter alter Gewohnheit oder versehentlich fehlgeleitet durch Navigationssysteme, oft aber auch bewusst, wurde berichtet. Mache man die Autofahrer darauf aufmerksam, riskiere man Aggression oder Tätlichkeiten, erzählte ein Bewohner der Buddestraße.
Trotz des Stellplatzangebots auf dem Universitätscampus und des Sondertarifs für die Straßenbahntickets werde auch das Park-and-Ride-Angebot zu wenig beachtet und genutzt – so wird es zumindest in der Nachbarschaft wahrgenommen. Ideal wäre ein kostenloser Shuttle-Service, zumindest hilfreich eine intensivere Bewerbung, hieß es im Ausschuss und Publikum.
Missachtung ohne Kontrolle
Auch die Beschilderungen, die die Durchfahrten nur Anliegern gestatten, würden zu oft übersehen oder absichtlich ignoriert, berichtete Ralf Siebe (Linke). Zudem seien sie „nichts wert, wenn sie keine Konsequenzen mit sich bringen.“ Für die Polizei sei die Einhaltung schlecht kontrollierbar, erklärte dazu David Natolino, Verkehrssachbearbeiter im Findorffer Polizeirevier. „Wenn der Fahrer sagt: Ich besuche Frau Soundso in der Nummer 55, dann müssen Sie das glauben. Kontrollieren können wir es nicht.“ Selbst die Blockierung von Einfahrten durch Baken oder Absperrschranken, wie an der Findorffallee Richtung Bürgerpark, werde missachtet, sobald sie nicht von Ordnungskräften überwacht würden, hieß es weiter.
Mehr ordnungsrechtliche Konsequenz wünschte sich der Bewohner der Buddestraße auch bei der Einhaltung der Vorgaben für die Halle 7. In den Vorjahren sei es immer wieder vorgekommen, dass die Türen und Dachluken der Party-Halle nachts geöffnet wurden und der Lärm die Nachbarschaft aufwecke. „Eine Unverschämtheit“, so der Findorffer.
Werder Bremen als Vorbild
Für die kommende Freimarktsaison werde die Verkehrsbehörde dasselbe Konzept durchführen, das sich in den Vorjahren bewährt habe, berichtete Jutta Schröder aus dem zuständigen Referat des Amts für Straßen und Verkehr. Die Überwachung des ruhenden Verkehrs obliege Ordnungsamt und Polizei, für den fließenden Verkehr ist ausschließlich die Polizei zuständig. Und deren Personal sei bekanntlich begrenzt, so Natolino. Ausschussmitglied Oliver Jäger (Grüne) plädierte daher für die Einsetzung eines privaten Sicherheitsdienstes und dafür, sich Werder Bremen zum Vorbild zu nehmen. Die Kosten tragen oder sich zumindest maßgeblich beteiligen müssten sich seiner Ansicht nach die Veranstalter – in diesem Falle also die Schausteller. Zwar hätten die Sicherheitskräfte nur begrenzte Kompetenzen, doch allein von ihrer Präsenz sei eine Wirkung zu erwarten.
Die Schilderung der alljährlich wiederkehrenden Probleme soll nicht länger im Wind verhallen und bis zur nächsten Freimarktssaison in Vergessenheit geraten. Der Ausschuss beschloss, erstmals alle Beteiligten an einen Tisch zu bringen. Das Ortsamt wird Einladungen an Innenbehörde, Wirtschaftsressort, Amt für Straßen und Verkehr, Polizei, Feuerwehr und Schaustellerverbände verschicken, mit dem Ziel, ein Konzept für Verkehrsregelung und Parken zu entwickeln, mit dem die Anwohner besser leben können. Bis zum Freimarktsbeginn in wenigen Wochen wird das nicht mehr klappen. Realistisch als Termin für das erste Treffen sei der Beginn des kommenden Jahres.