Mobilitätsstationen in fußläufiger Entfernung, an denen das eigene Elektrofahrzeug aufgetankt aber auch Lastenräder, E-Autos und Scooter ausgeliehen werden können: So stellen sich die Bremer Grünen die Zukunft in der Stadt vor. Die Bürgerschaftsfraktion schlägt vor, solche „Null-Emissions-Hubs“ flächendeckend einzurichten, um die Mobilitätswende voranzubringen. In Findorff würde man damit gerne beginnen. Ralph Saxe, verkehrspolitischer Sprecher, präsentierte seinen Findorffer Parteikollegen das Konzept.
Doch auch mit weniger aufwendigen und kostspieligen Maßnahmen könnten Sicherheit, Barrierefreiheit und Aufenthaltsqualität im öffentlichen Verkehrsraum verbessert werden. Im Rahmen einer Radtour durch den Stadtteil mit Vertretern des senatorischen Mobilitätsressorts wurden exemplarisch Orte besichtigt, an denen es besser laufen könnte – zum Beispiel rund um die Schulen. Die Ortspolitiker hoffen, dass die anschauliche Besichtigungsrunde nicht ohne positive Folgen bleibt.
Sicherheit auf dem Schulweg
Bereits beim Treffpunkt an der Regensburger Straße war sichtbar: Geparkt weit über das letzte zulässige Eckchen hinaus wird nicht nur im Quartier „Alt-Findorff“, das zurzeit umfassend für die mögliche Einführung des Bewohnerparkens geprüft wird. Blockiert wird nicht nur der Gehwegstreifen, der in früheren Zeiten einmal ein Radweg war, sondern auch die Sichtbarkeit rund um die Ein- und Ausfahrten der Seitenstraßen. Kernproblem sei in diesen Fällen die fehlende Überwachung, hieß es. Eine viel genutzte Trasse ist für die radelnden Oberschülerinnen und –schüler der Weg zwischen den Standorten Gothaer-/Regensburger und Nürnberger Straße. Besonders der Bereich vor der Nürnberger Straße ist in einem schlechtem Zustand. Das uralte Großsteinpflaster ist an vielen Stellen abgesunken. Viele Radfahrende weichen daher auf die Gehwege aus, was wiederum zu Konflikten mit dem Fußverkehr führt. Nach Ansicht des Findorffer Bauausschusses ist die Lage „nicht zumutbar“. In einem aktuellen Beschluss fordern die Ortspolitiker eine Sanierung im Sinne der Sicherheit der Kinder und Jugendlichen.
Dauerproblem Elterntaxis
Der Bring- und Abholverkehr sorgt vor vielen Grundschulen der Stadt für Staus und Sicherheitsprobleme – so auch an der Grundschule Admiralstraße. Der Wendehammer Lohmannstraße ist ein beliebter Sammelplatz für Elterntaxis. Mit eigenen Aktionen und Informationen, die allerdings Schuljahr für Schuljahr wiederholt werden müssen, lasse sich bei den meisten Eltern Verständnis wecken, berichtete Schulleiterin Jantje Mehlhop. Doch einige „Hardliner“, die gerne mit großen Karossen und laufenden Motoren bis vors Schultor fahren, seien vermutlich nur mit schmerzhaften Bußgeldern zu belehren. Das Verkehrsressort arbeitet aktuell an einem Konzept für „Schulstraßen“, das nach den Sommerferien erstmals umgesetzt werden könnte, erklärte Referent Thomas Kirpal. Zu den Maßnahmen gehören temporäre Sperrungen der Zufahrten. In der engeren Auswahl für Modellprojekte sind die Grundschulen Baumschulenweg, Melanchthonstraße und Richthofenstraße.
Mehr Fahrradstraßen
Falls ein solches Projekt auch für die Admiralstraße angedacht würde, dürfe es nicht dazu führen, dass die Herbststraße damit noch mehr belastet, betonte Mehlhop: Dort befinden sich ein beliebter Spielplatz sowie mehrere Kita-Standorte. Die Schulleiterin ist davon überzeugt, dass eine größere Zahl an Kindern mit längerem Schulweg mit Rad kommen dürften, wenn die Eltern mehr Vertrauen in die Verkehrssicherheit hätten. Die Neuregelung des Parkraums, die zurzeit für das Quartier vorbereitet wird und das aufgesetzte Parken beenden soll, würde zwangsläufig zu mehr Sicherheit führen, erklärte Kirpal: Die Grundschulkinder könnten dann mit ihren Rädern die Gehwege nutzen – bis zum Alter von acht Jahren müssen sie es ohnehin, bis zehn Jahren dürfen sie es. Denkbar wäre, die Herbststraße – einst erste Fahrradstraße der Stadt – wieder als solche zu revitalisieren, regte Saxe an. Ein weiterer Wunsch der Schule wäre auch die Einführung einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Stundenkilometer an der Admiralstraße, die viele Kinder auf ihrem Schulweg überqueren müssen. Bislang hatte die Verkehrsbehörde entsprechende Anträge abschlägig beschieden.
Anreize für die Mobilitätswende
Um Akzeptanz für die geplante Ordnung des ruhenden Verkehrs zu schaffen, müsse die Stadt attraktive Alternativen anbieten, statt über minimale Gehwegbreiten zu diskutieren, sagen die Grünen: Dies unter anderem durch die Bereitstellung von vorzugsweise elektrisch betriebenen Car-Sharing-Fahrzeugen, Leihrädern und Scootern sowie den entsprechenden Ladepunkten, die in so genannten „Null-Emissions-Hubs“ gebündelt werden. Solche Mobilitätsstationen, die im Abstand von maximal 250 Metern errichtet werden sollten, sowie zusätzliche Fahrradstellplätze, Bäume und Bänke, brächten einen erheblichen Mehrwert für die Anwohnerschaft, heißt es in dem aktuellen Beschluss der Bürgerschaftsfraktion. Für die Umsetzung veranschlagen die Autoren Kosten in Höhe von 500.000 Euro. Als Maßnahme, um positive Anreize für den Umstieg auf umweltfreundlichere Mobilität zu schaffen, „viel günstiger als der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs“, sagt Saxe.