Aufatmen in der Klimazone Findorff: Die Zukunft ist zumindest für die kommenden drei Jahre gesichert. Die Chancen stehen also gut, dass der gemeinnützige Verein im Jahr 2028 zur Zehn-Jahres-Feier einladen kann. Auch das Kleidertauschen darf noch eine geraume Weile weitergehen. Die Gewoba hat beschlossen, dem ehrenamtlich geführten Projekt das Ladengeschäft an der Münchener Straße 148 bis zum Jahresende zur Verfügung zu stellen. Um die Fixkosten bestreiten, die Angebote halten und ausweiten zu können, hofft der Kleidertauschladen nun auf möglichst viel Unterstützung durch eine Crowdfunding-Kampagne, die am Montag, 12. Mai, startet.
Was die Förderung bedeutet
„Wir haben bis zur letzten Minute gebangt“, erzählt Gesche Reich, seit zwei Jahren hauptamtliche Klimaschutzmanagerin im Auftrag des Vereins. Mit dem Fristablauf der ersten zweijährigen Förderphase Ende Februar stand nicht nur ihre eigene Position auf dem Spiel – sie hätte auch das Aus für die Klimazone Findorff bedeuten können. Nur mit den Mitteln aus dem Programm „Klimaschutz im Alltag“ konnte sich der Verein bislang die Unterhaltung der Räume an der Münchener Straße 146 und die vielfältigen Aktivitäten leisten.
Zwei Wochen vor dem Ultimatum sei die erlösende Nachricht aus dem Haus der Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft eingetroffen. „Wir freuen uns riesig“, teilte die Umweltwissenschaftlerin noch am selben Tag über den Blog der Vereinshomepage mit. Mit der Planungssicherheit für die kommenden drei Jahre sollen nun die bisherigen Themenschwerpunkte Nachhaltigkeit, Umweltbildung, alternative Handlungsweisen und Biodiversität weitergeführt und ausgebaut werden – mit Informationsveranstaltungen und Vorträgen, aber vor allem auch über praktische Mitmachangebote wie den Pflanzfesten sowie Gelegenheiten zum nachbarschaftlichen Austausch und zur Vernetzung.
Zu den etablierten regelmäßigen Angeboten zählen das wöchentliche Nähcafé, das laut Reich sehr gut angenommen wird, sowie die monatlichen Tausch-Veranstaltungen zu wechselnden Themen. Beim nächsten „Tausch-Rausch“ am Sonntag, 18. Mai, können an der Münchener Straße 146 zwischen 14 und 16 Uhr Spiele und Puzzles getauscht werden. Im Gespräch sei zurzeit, in den Räumen der Klimazone ein Leih-Angebot für Werkzeuge einzurichten und eventuell auch eine kleine Do-it-yourself-Werkstatt, erklärt Reich. Bereits im Gange ist der monatliche Spielenachmittag, bei dem Spiele aus dem Bereich Umweltbildung auf den Tisch kommen. Im Oktober sollen auch wieder die Filmabende weitergeführt werden.
Wie es mit dem Kleidertausch weitergeht
Zum Erfolgsprojekt unter den Angeboten der Klimazone hatte sich der Kleidertausch-Pop- up-Store entwickelt, der seit November 2023 die ehemaligen Räume von Moden Mehlgarten bespielt – und darum inzwischen aus seinem Titel herausgewachsen sei. „Von Pop- up-Store können wir eigentlich nicht mehr reden“, erklärt die Klimaschutzmanagerin. Im Frühjahr hatte sie über Fragebögen die Zufriedenheit der Kundschaft ermittelt. „Das Feedback war überragend“, erzählt sie.
Mit einem Stapel von rund 60 dieser Referenzen habe sie anschließend das Gespräch mit den Hauseigentümern gesucht, die den Verein und die nachhaltige Nutzung des Objekts bislang sehr wohlwollend unterstützt hatten – unter anderem durch sehr günstige Konditionen. Die gute Nachricht: Die Gewoba sagte eine Mietfristverlängerung bis zum Jahresende zu, die nun optimal genutzt werden soll. „Wir haben den gesamten Laden umgeräumt und unter anderem eine neue Sitzecke geschaffen, die zum Austausch einlädt“, berichtet Reich. „Außerdem sind wir aktuell im Gespräch mit verschiedenen Institutionen aus dem sozialen Bereich über mögliche Kooperationen.“
Hintergrund sei, dass der Kleidertauschladen neben dem Aspekt der Nachhaltigkeit auch einen sozialen Bedarf fülle. Der Kleidertauschladen ist dienstags bis freitags zwischen 14 und 18 Uhr geöffnet. Für jede Stunde zusätzlicher Unterstützung sei das Team dankbar, so Reich. Zusätzliche freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien daher permanent willkommen.
Wie es zur Crowdfunding-Idee kam
Selbst der kulanteste Mietzins muss erst einmal aus dem Vereinsbudget gestemmt werden. Speziell für kleinere Akteure aus dem Bereich Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft rief das Starthaus Bremen gemeinsam mit der Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation zum „Crowdfunding Contest“ auf. Die Klimazone Findorff wurde als eines von zehn Projekten für die Teilnahme ausgewählt und darf ab Montag, 12. Mai, 12 Uhr, über die Adresse www.startnext.com/kleidertauschladen für ihre Sache werben. Contest – also Wettbewerb – bedeutet konkret: Die teilnehmenden Projekte, die es innerhalb der vorgegebenen Vier-Wochen-Frist schaffen, ihr Spendenziel zu erreichen – im Falle der Klimazone sind es 3000 Euro – werden mit einer Verdopplung des Betrags belohnt. Diejenigen, die es nicht schaffen, erhalten keinen Cent.
Der Verein
Die „Klimazone Findorff“ nahm Anfang 2018 ihre Arbeit auf als eine von bundesweit rund 100 Maßnahmen im Rahmen der nationalen Initiative „Kurze Wege für den Klimaschutz“, die für die Dauer von zwei Jahren vom Bundesministerium für Umwelt und Naturschutz gefördert wurden. Nach Ablauf der Förderfrist wurde der gemeinnützige Verein Klimazone Findorff gegründet, dem sich aktuell knapp 150 Mitglieder angeschlossen haben. Die Mit-
gliedschaft kostet jährlich 30 Euro, Familien zahlen 45 Euro. Ausführliche Infos über den Verein und seine Angebote gibt es auf www.klimazone-findorff.de.