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Zu laut gefeiert Sommerfest im Seniorenzentrum endete mit Polizeieinsatz

Kurz nach dem Mittagessen startete DJ Smartfield sein Programm im Seniorenzentrum im Weidedamm. Drei Stunden später war das Sommerfest vorbei. Eine Nachbarin hatte sich bei der Polizei über den Lärm beschwert.
28.07.2022, 06:00 Uhr
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Von Anke Velten

In dem großen Haus wurde ein Sommerfest gefeiert. Rund 80 Bewohnerinnen und Bewohner kamen im Außenbereich zusammen. Bei hochsommerlichen Temperaturen  wurde gegrillt, gesungen, geschunkelt und getanzt – solange, bis es einer Nachbarin zu bunt wurde. Weil sie sich, so hieß es, den „stundenlangen Lärm” nicht länger anhören wollte, alarmierte sie die Polizei. Kann man machen. Ob man es muss: Das ist hier die Frage. Der Tatort: Das Findorffer Seniorenzentrum im Weidedamm an einem Mittwochnachmittag im Juli.

Alles sofort abgebaut

Entsetzen, als die Polizei hereinmarschierte. Mit etwas Verspätung war der Discjockey an der Ricarda-Huch-Straße eingetroffen und startete sein Programm nach dem Mittagessen. „Er spielte die Lieder von früher. Viele konnten die Texte mitsingen”, erzählt Bewohnerin Gisela Prusseit. Jens Winter hatte das Fest aus seinem Büro aus mitverfolgt. „Ich fand die Musik überhaupt nicht störend”, berichtet der Mitarbeiter der Einrichtungsverwaltung. „Ich konnte jedenfalls gut weiterarbeiten.” Drei Stunden später war es mit dem Spaß vorbei.

„Alle waren entsetzt, als plötzlich die Polizei hereinmarschierte”, erzählt Prusseit. Den beiden jungen Beamten, die den Discjockey baten, die Lautstärke herunterzudrehen, sei die Situation wohl sichtlich unangenehm gewesen. Doch mit der guten Stimmung war es abrupt vorbei. „Es wurde sofort alles abgebaut. Ich fand das so traurig”, sagt die 80-Jährige, die seit neun Jahren in der Einrichtung an der Ricarda-Huch-Straße wohnt. „Und außerdem habe ich mich furchtbar geärgert. Kann man denn nicht mal einen Nachmittag im Jahr uns alten Leuten ein bisschen Freude gönnen?”

Musiker Werner Thier: Beschwerden sind keine Ausnahme

Dass es bei einer Feier in einem Seniorenheim auch einmal lauter zugehen kann, will Werner Thier alias „DJ Smartfield” gar nicht bestreiten. „Man staunt manchmal, wie die alten Leute feiern können”, erzählt Thier. Seit dreißig Jahren sei er als Discjockey in Bremen und im Umland unterwegs und habe in den vergangenen beiden Jahren rund 70 Feste in Senioreneinrichtungen ausgerichtet. In manchen Häusern sangen und klatschten die Nachbarn von den angrenzenden Balkonen gut gelaunt mit. Doch auch Beschwerden seien keine Ausnahme, berichtet der Musiker aus Martfeld. „Es gibt fast immer irgendjemanden, der sich gestört fühlt und sich bei der Heimleitung ausschimpft. Aber dass jemand die Polizei ruft: So etwas habe ich in all den Jahren noch nicht erlebt.”

Es gibt fast immer irgendjemanden, der sich gestört fühlt und sich bei der Heimleitung ausschimpft.
Werner Thier alias „DJ Smartfield”

„Speziell an Wochenenden rückt die Polizei Bremen zu unzähligen Ruhestörungen aus”, erklärt Polizeisprecher Nils Matthiesen. Doch „das muss nicht immer sein. Bei Lärm aus der Nachbarschaft sollte zunächst mit den Verursachenden direkt gesprochen werden.”  In dem konkreten Fall hätte die Beschwerdeführerin vielleicht Verständnis dafür aufgebracht, wie sehr sich die betagten Bewohnerinnen und Bewohner seit Wochen auf ihr Fest gefreut hatten – dem ersten seit Ausbruch der Pandemie, in der Menschen in Pflegeeinrichtungen so schmerzlich lange auf Kontakt, Abwechslung, Gemeinschaft und Geselligkeit verzichten mussten, und das Haus am Weidedamm von einem schweren Ausbruch betroffen war. „Es war so schön, wie viel Freude auch die schwer pflegebedürftigen Menschen hatten“, sagt Gisela Prusseit. „Doch leider nahm dieses schöne Fest ein jähes Ende.”  

Keine Anzeige beim Heavy Metal-Konzert

Das Gesetz sagt: Ordnungswidrig handelt, „wer ohne berechtigten Anlass oder in einem unzulässigen oder nach den Umständen vermeidbaren Ausmaß Lärm erregt, der geeignet ist, die Allgemeinheit oder die Nachbarschaft erheblich zu belästigen oder die Gesundheit eines anderen zu schädigen.” Um eine akute Lärmbelästigung anzuzeigen, kann man sich tagsüber an den Bremer Ordnungsdienst, nachts an den Zentralruf der Polizei wenden. Die Toleranzgrenze ist dabei ganz individuell. Beim Heavy Metal-Konzert, das am Abend desselben Tages vor 35.000 Besuchern auf der Bürgerweide stattfand, ging bei der Bremer Polizei keine einzige Anzeige ein.

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