Ende April waren Bernd Schmitt und Kai Uwe Hamm mit sofortiger Wirkung und ohne Angaben von Gründen aus der Geschäftsführung von Petri & Eichen abberufen worden (der WESER-KURIER berichtete). Das ist rein rechtlich möglich, jedoch eine eher ungewöhnliche Maßnahme für eine gemeinnützige Gesellschaft wie die Diakonische Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung. Auch die mehr als 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren zunächst kurzfristig und per E-Mail über die neue Weichenstellung informiert worden. Dieses Vorgehen des Kuratoriums sorgt für Unruhe, bei Beschäftigten wie Kooperationspartnern.
"Es gab keine Insolvenzgefahr, Unterschlagung oder gar Missbrauch – das ist alles komplett Quatsch", beteuert Bernd Schmitt und weist derartige Spekulationen strikt von sich. Der ehemalige pädagogische Geschäftsführer war 16 Jahre für St. Petri tätig und bestätigt das "abrupte Ende" ohne vorherige Einbeziehung oder Kommunikation mit ihm und seinen Kollegen Kai Uwe Hamm. Mit Letztgenanntem war erst im Juli 2021 die neu geschaffene Stelle des kaufmännischen Geschäftsführers besetzt worden. "Petri & Eichen ist eine gute Einrichtung, hat gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Leitungskräfte, ist substanzvoll und gesund", sagt Bernd Schmitt.
Die Loyalität Schmitts schätzt auch eine langjährige ehemalige Mitarbeiterin von St. Petri, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will und "schier entsetzt" war, als sie von dessen Absetzung erfuhr. Die Fusion mit Alten Eichen vor rund zwei Jahren sei eine ziemliche Zäsur gewesen, berichtet sie, bei der es sicher mal geholpert hätte. Trotzdem gebe es eine "große Grundzufriedenheit" mit der Neustrukturierung und unter erschwerten Kommunikationsbedingungen in der Pandemie, weil Bernd Schmitt einen "kooperativen Führungsstil mit hoher Mitarbeiterbeteiligung bei Entscheidungsprozessen gepflegt hat".
Kuratorium setzt auf "neue Impulse"
Das mit acht Entscheidungsträgern besetzte Kuratorium der gemeinnützigen Gesellschaft "Petri & Eichen" begründet seine Entscheidung damit, dass es nach der Fusion der Gesellschaften Alten Eichen, St. Petri, jub und DiKiTa in 2020 neue Impulse geben müsste. "Die organisatorische Umsetzung solch eines Zusammenschlusses braucht Zeit und erfahrene Experten", teilt Maren Schulz als Vorsitzende dieses Gremiums auf Nachfrage des WESER-KURIER mit. Vor diesem Hintergrund habe das Kuratorium Albrecht von Bonin und Sebastian Matysek als neue Geschäftsführer eingesetzt. "Beide bringen umfangreiche Erfahrungen mit Veränderungsprozessen in Diakonie und Sozialwirtschaft mit." Zu ihren Aufgaben zählen nach Schulz' Auskunft unter anderem die Digitalisierung von Prozessen, die Bindung und Weiterentwicklung von Mitarbeitern sowie die konsequente Nutzung organisatorischer Synergien, die sich aus der Fusion ergeben haben.
"Unser Ziel ist es, die Organisationsstruktur weiterhin zukunftsorientiert zu gestalten", so die Kuratoriumsvorsitzende. Als einer der größten Jugendhilfeträger Bremens stehe man gegenüber den Kindern, Jugendlichen und Familien, die Angebote von Petri & Eichen nutzen, in einer großen Verantwortung. "Dies gilt gleichermaßen für unsere etwa 500 Mitarbeiter, die seit zwei Jahren in unseren Einrichtungen intensiv am Fusionsprozess mitwirken."
Daher dürfte es in der Belegschaft verwundert haben, dass Sebastian Matysek (pädagogische Geschäftsführung) und Albrecht von Bonin (kaufmännische Geschäftsführung) beide über die Firma Contec Organisationsabwicklungs GmbH in Bochum zeitlich befristet eingesetzt sind. Sie haben sich kürzlich in zwei digitalen Meetings vorgestellt. Man konzentriere sich in dieser Kennenlernphase darauf, "die derzeitigen Prozesse, Abläufe und Fragen mit der Interimsgeschäftsführung zu koordinieren und zu besprechen", lässt Petra Meilhan als Vorsitzende der Petri & Eichen-Mitarbeitervertretung auf Anfrage hin wissen. "Diese Zusammenarbeit verläuft zum jetzigen Zeitpunkt konstruktiv."