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Amateurtheater Mit dem Rollator auf dem "Highway to Hell"

Humor hilft in allen Lebenslagen, und auch im fortgeschrittenen Alter kann das Leben noch fetzig sein: Davon sind die Oslebshauser Kratzbürsten überzeugt, deren Stück "Lampenfieber" am 3. Dezember Premiere hat.
23.11.2023, 06:00 Uhr
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Mit dem Rollator auf dem
Von Anne Gerling

„Wenn wir auf die Bühne kommen, dann muss schon das erste Raunen durchs Publikum gehen“, sagt Marion Küker. Die Theaterpädagogin und Regisseurin hat vor etwa 30 Jahren die Leitung der Amateurtheatergruppe „Die Kratzbürsten“ übernommen. Wie viele Stücke sie seitdem gemeinsam mit der Gruppe entwickelt und mit viel Spaß und Humor auf die kleinen Bühnen in Bremen und umzu gebracht hat, das weiß sie selbst nicht mehr so genau. Es waren aber so einige –  und Premiere war und ist traditionell immer im Bürgerhaus Oslebshausen, wo die Kratzbürsten 1989 als reine Seniorinnengruppe gegründet wurden und als Theatertruppe mittlerweile sozusagen zum Inventar gehören. Auch Männer seien immer mal wieder dabei gewesen, sagt Küker und grinst: "Die halten das aber nie lange durch.“

Am Sonntag, 3. Dezember, hebt sich Am Nonnenberg um 15 Uhr der Vorhang für die nächste Kratzbürsten-Premiere. Dann präsentieren die aktuell neun Frauen im Bürgerhaus ihr neues Stück „Lampenfieber“ – ein humorvolles, bissiges Programm, mit dem sie wieder für etliche Lachsalven im Publikum sorgen wollen.

Ein wildes Potpourri

Ein gutes Jahr hat es Küker zufolge gedauert, das Potpourri aus Sketchen, Szenen und Musik-Nummern zusammenzustellen, in Szene zu setzen und die dazu passenden Requisiten und Kostüme anzuschaffen. Mörderisch und schrullig fegen die Schauspielerinnen im Rentenalter in „Lampenfieber“ über die Bühne – und schließlich mit dem Rollator über den „Highway to Hell“. Es geht ein Fernseher kaputt, weiße Mäuse wuseln durch’s Bild, und diverse Ehegatten werden gemeuchelt. „Wir wollen zeigen, dass auch im fortgeschritteneren Alter nicht alles vorbei ist, sondern dass es abgeht und man auch dann noch fetzig sein kann“, so Küker. Eine Spezialität der Kratzbürsten ist es unter anderem, verschiedene Musikstücke so ineinander zu schneiden, dass dabei am Ende eine eigene kleine Geschichte herauskommt. Für die technische Umsetzung ist dabei Kratzbürste Marianne Eberl zuständig, die am Anfang noch Kassetten aufgenommen hat, später CDs brannte und mittlerweile mit Audio-Schnittprogrammen am Computer arbeitet. Bis die Musik stehe, sei es jeweils ein Prozess, beschreibt Küker: „Das muss schließlich auch funktionieren.“

Lampenfieber haben alle

Der Titel des Stücks hat sich Küker zufolge übrigens praktisch von selbst ergeben: „Das passt, weil sich vorher immer alle so furchtbar verrückt machen – und dann macht man eben kleine Fehler oder vergisst das eine oder andere.“ Die Oslebshauser Gruppe befinde sich damit aber in guter Gesellschaft –  schließlich habe sogar jemand wie Roland Kaiser bis heute vor Auftritten mit Lampenfieber zu kämpfen, erzählen sie. Das gehöre einfach dazu und habe sogar etwas Gutes, ist Küker überzeugt: „Das gibt auch die nötige Spannung!“

Gerda Arends-Philips schwört auf Yogaübungen, um sich für die Bühne zu erden. Brigitte Köpsel und Petra Podobeilo hingegen sind wohl eher noch auf der Suche nach ihren persönlichen Techniken zur Lampenfieber-Bekämpfung: Die beiden sind seit Anfang August frisch dabei. „Ich habe mir schon immer Karten gekauft, wenn ich konnte“, erzählt Podobeilo. Ihre Familie habe sie dann irgendwann ermutigt, doch einfach selbst mitzumachen, bis Freundin Brigitte Köpsel schließlich Unterstützung anbot und bei einem Glas Wein die Entscheidung fiel: Beide schlossen sich der Theatergruppe an.

Erika Hellmund hat schon als Kind gerne Theater gespielt und war sofort mit dabei, als der frühere Bürgerhaus-Leiter Ralf Jonas Ende der 1980er-Jahre Schauspielerin Ellen Brandstätter für ein Theaterprojekt im Bürgerhaus engagierte. Marion Küker spielte damals mit Brandstätter auf verschiedenen Bühnen Theater und erinnert sich: „Ellen wollte dann eine Ausbildung machen und suchte jemanden, der die Kratzbürsten übernimmt. Also hat sie mich mitgeschleppt –  und dann bin ich hängen geblieben.“ Mit ihrer Tätigkeit als Sozialarbeiterin in einem Jugendzentrum habe sich der Job in Oslebshausen zum Glück auch all die Jahre gut vereinbaren lassen.

Als Engel bei den "Feuerspuren" dabei

In Oslebshausen sind die Kratzbürsten mittlerweile eine Institution und bei vielen Veranstaltungen mit dabei. Zum Beispiel bei den „Feuerspuren“, wo sie von Anfang an als Engel aufgetreten sind und in den ersten Jahren –  als die Feuerspuren noch ein Theaterumzug mit Licht waren  – die Teufel gejagt und sich gegenseitig das Licht geklaut haben.

Bevor gearbeitet wird, gibt es Kaffee –   und zu besonderen Anlässen Kuchen: Das ist ein festes Ritual bei den wöchentlichen Kratzbürsten-Proben. „Denn wenn wir einfach so starten würden, dann schnacken alle zwischendurch. Deshalb wird erstmal gemeinsam Kaffee getrunken, und nach einer halben Stunde geht’s dann los“, sagt Marion Küker, die regelmäßig verschiedene Theaterübungen, Improvisation, Dehnen und Stretchen in die Probennachmittage einbaut: „Die Lockerheit muss rein, und es darf auch mal laut gelacht werden, damit man den Alltagsstress los wird. Humor ist besonders in schweren Zeiten ganz wichtig –  für uns selbst, aber auch für das Publikum.“

Info

Premiere von "Lampenfieber" ist am Sonntag, 3. Dezember, um 15 Uhr im Bürgerhaus Oslebshausen, Am Nonnenberg 40. Tickets (zehn Euro inklusive Kaffee und Kuchen) können unter Telefon 64 51 22 vorbestellt oder direkt vor Ort erworben werden.

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