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Berufliche Bildung Neue Schulungsräume für Gröpelingen

Fast zwei Jahre haben die Vorbereitungen gedauert, doch nun geht es zügig voran mit Gröpelingens neuem Quartierstreff für Beratung, Beschäftigung und Qualifizierung: Nach den Sommerferien könnte er starten.
14.05.2023, 11:00 Uhr
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Neue Schulungsräume für Gröpelingen
Von Anne Gerling

Trockenbau, Heizungs- und Sanitärarbeiten, Elektrik: Im Tedi-Gebäude an der Gröpelinger Heerstraße 178/180 laufen seit einiger Zeit aufwendige Baumaßnahmen. Dort wächst nämlich gerade das „Quart“ heran – Gröpelingens neuer Quartierstreff für Beratung, Beschäftigung und Qualifizierung. Läuft alles nach Plan, dann könnten hier schon nach den Sommerferien Langzeitarbeitslose, Alleinerziehende, junge Leute ohne Schulabschluss oder auch Migranten an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen unterschiedlicher Anbieter teilnehmen, um sich beruflich weiterzuqualifizieren, Perspektiven für die Zukunft zu entwickeln und fit für den Arbeitsmarkt zu werden. Beschäftigungsträger wie Ökonet oder die Gröpelinger Recycling Initiative (Gri) werden vor Ort sein und außerdem ziehen auch die beiden für die soziale Stadtentwicklung in Gröpelingen verantwortlichen Quartiersmanagerinnen Rita Sänze und Bärbel Froemel vom Quartiersbildungszentrum (QBZ) Morgenland in größere Büros im Quart um.

Auf der Suche nach geeigneter Immobilie

Verantwortlich für den Ausbau des Tedi-Gebäudes ist die Waller Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft (Wabeq), deren Geschäftsführer Ernst Schütte seit gut zwei Jahren an dem Projekt dran ist. Als Qualifizierungs- und Beschäftigungsträger bildet die Wabeq unter anderem in unterschiedlichen kaufmännischen, technischen und handwerklichen Berufen aus und bietet Langzeitarbeitslosen über die Möglichkeit einer geförderten Beschäftigung den Wiedereinstieg in die Berufswelt an. Für verschiedene Maßnahmen müssen dabei immer wieder auch geeignete Räumlichkeiten gesucht werden. „Es gab immer wieder Diskussionen darüber, dass es gerade bei großen Maßnahmen unglaublich schwierig ist, geeignete Flächen zu finden. Oft ist es so, dass es eine Ausschreibung gibt und innerhalb von sechs Wochen soll man dann als Beschäftigungsträger 1600 Quadratmeter zur Verfügung stellen, die gut erreichbar und vielleicht auch noch mit einer Werkstatt ausgestattet sind“, weiß Schütte aus eigener Erfahrung und auch aus Gesprächen mit Vertretern anderer Beschäftigungsträger.

Für Maßnahmen zur beruflichen Bildung etwa von Schulabbrechern, Alleinerziehenden oder Langzeitarbeitslosen brauche man dabei unbedingt die besten – also zentral gelegene, ansprechende und gut ausgestattete – Räumlichkeiten, ist der Wabeq-Geschäftsführer überzeugt: „Denn es ist sowieso nicht einfach, diese Zielgruppen, die irgendwo zwischen Schule und Bildungsangeboten rausgerutscht sind, wieder ‚einzufangen‘ und zu motivieren.“

So war er schon länger auf der Suche nach einer geeigneten Immobilie und unter anderem 2021 mit dem Eigentümer des Tedi-Gebäudes ins Gespräch gekommen. Das sei ideal, findet Schütte: „Man steigt aus der Straßenbahn aus und steht praktisch direkt davor. Diese Fläche wird super sein!“

Eigentümer entscheidet sich zum Verkauf

Einst war hier Betten Wührmann ansässig; 2008 wurde der Gebäudekomplex aufgestockt, das Obergeschoss blieb seither aber im Rohbau-Zustand. Die Wabeq wollte das Gebäude ursprünglich anmieten und sich um den Innenausbau mit Büros, Gruppenräumen, Unterrichtsräumen, Teeküche, einem ansprechenden Eingangsbereich und Sitzecken kümmern. Der Eigentümer hätte sich daran finanziell beteiligt. Nach einigem Hin und Her war schließlich der Mietvertrag so gut wie in trockenen Tüchern, als sich kurzfristig eine gravierende Änderung ergab: Der Eigentümer der Immobilie entschloss sich zum Verkauf – und die Wabeq griff zu.

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„Wir werden also Vermieter für Tedi. Manchmal muss man umdenken und kurzfristige Entscheidungen treffen, denn sonst fängt man wieder von vorne an“, sagt Schütte, der nun hofft, mit den in dem 2000 Quadratmeter großen Gebäude geplanten Maßnahmen Zins und Tilgung abdecken zu können.

Angesichts gestiegener Baukosten und Darlehenszinsen gehe die Wabeq mit dem Vorhaben durchaus ein Risiko ein, sagt er: „Das ist uns nur deshalb gelungen, weil wir seit 25 Jahren im Stadtteil aktiv sind und mit der Sparkasse gut zusammenarbeiten.“

Manchmal muss man umdenken und kurzfristige Entscheidungen treffen, denn sonst fängt man wieder von vorne an.
Ernst Schütte, Geschäftsführer Wabeq

Unterstützung kommt außerdem vom Bauressort, das über das integrierte Entwicklungskonzept (IEK) Gröpelingen Fördermittel zur Verfügung stellt. Denn zu den im IEK aufgelisteten Maßnahmen, mit denen Gröpelingen nach vorne gebracht werden soll, gehört unter anderem die Schaffung niedrigschwelliger Anlaufstellen für die Beschäftigungsförderung.

Auch zwei Etagen im Nachbargebäude Nummer 182 hat die Wabeq gleich noch angemietet, dort waren vor einiger Zeit ein Café und eine Arztpraxis frei geworden. Für dieses Gebäude habe das Arbeitsressort Mittel zur Verfügung gestellt, erzählt Schütte: „Ins Erdgeschoss kommt wieder ein Café und es soll dort außerdem Qualifizierungsmöglichkeiten für Frauen geben, deren Kinder dann mitkommen können. Hinter dem Haus gibt es auch einen Garten, der mitgenutzt werden kann“, so Schütte. In der ersten Etage sollen mehrere kleine Apartments entstehen, die Schütte zufolge bei Wohnungsverlust vorübergehend an Maßnahmen-Teilnehmer vergeben werden könnten: „Sodass diese dann nicht ins Nirvana fallen.“

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