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Neujahrsempfang im Westen Auftakt ins Gröpelinger Jahr: Schulterschluss in schweren Zeiten

Immer am zweiten Sonntag im Januar wird beim „Gröpelinger Neujahr“ im Nachbarschaftshaus Helene Kaisen (Na’) auf die nächsten zwölf Monate angestoßen. Der Ehrengast legte ein Versprechen für den Stadtteil ab.
13.01.2025, 05:00 Uhr
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Auftakt ins Gröpelinger Jahr: Schulterschluss in schweren Zeiten
Von Anne Gerling

Die Politik hat Gröpelingen auf dem Schirm: So das Signal, das vom diesjährigen „Gröpelinger Neujahr“, dem traditionellen Empfang im Nachbarschaftshaus Helene Kaisen (Na‘) ausging. Denn neben Vertretern der Vereine und Einrichtungen im Stadtteil, von Schulen und Kitas, der Kirchengemeinden und Moscheen, von verschiedenen Wohnungsbauunternehmen, aus dem Ortsamt und vom Gröpelinger Beirat waren auch etliche Bürgerschaftsabgeordnete – von der SPD, aber auch von den Grünen, der Linken und der CDU – und mit Bausenatorin Özlem Ünsal (SPD), Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) und Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) gleich drei Mitglieder des Senats in den Bremer Westen gekommen, um dort auf das neue Jahr anzustoßen.

Premiere für Özlem Ünsal

Für den diesjährigen Ehrengast, Bremens Bau- und Stadtentwicklungssenatorin Özlem Ünsal (SPD), war die traditionsreiche Veranstaltung eine Premiere. Es sei für sie nicht nur eine große Freude, sondern eine besondere Ehre, unterstrich die Politologin: „Denn das Nachbarschaftshaus ist weit mehr als ein Gebäude. Es ist ein lebendiges Haus mit vielen Facetten. Es war das erste Bürgerhaus in Bremen und ist ein Ort der gelebten Demokratie – und damit ein ganz besonderer Ort.“ Die Bürgerhäuser sollten Orte für alle sein, unabhängig von Alter, sozialem Status oder anderem – und hier habe das Na‘ Pionierarbeit geleistet, so die Senatorin: „Das Na‘ hat Geschichte geschrieben und schreibt sie immer noch.“ Das Haus sei ein wichtiger Motor der Stadtentwicklung, so die Senatorin weiter: „Für uns sind Sie damit unverzichtbar. Und das wird auch noch sehr, sehr lange so bleiben.“

Räume wie das Nachbarschaftshaus als Orte des Dialogs auch über Herausforderungen, Sorgen und Ängste brauche man aktuell „einmal mehr und besonders in Gröpelingen“ und wolle auch in Zukunft einen Fokus auf den Stadtteil insgesamt legen, unterstrich Ünsal außerdem: „Sicherheit, Sauberkeit und lebenswerte Quartiere – das wird auch meine Perspektive sein.“ Aus ihren ersten 18 Monaten im Amt wisse sie, dass es viele Herausforderungen gebe, so die Senatorin weiter: „Es ist angezeigt, diese Themen anzusprechen. Daran führt in Senat und Bürgerschaft kein Weg vorbei.“ Andererseits sei aber auch nicht alles schlecht, unterstrich die Senatorin schließlich noch: „Hier ist ganz viel an Ressourcen und Engagement.“

Zusammenhalt nicht aufs Spiel setzen

Sie selbst sei vor 18 Monaten als neue Senatorin vor allem auch auf die Expertise anderer angewiesen gewesen, unterstrich Ünsal schließlich: „Und ich habe an keiner Stelle eine Verweigerungshaltung erlebt. Ich danke für die große Ehrlichkeit und diesen Schulterschluss auch durch meine Senatskollegen. In 42 Tagen haben wir eine richtungsweisende Wahl – und wir sollten Werte wie Zusammenhalt nicht aufs Spiel setzen.“ Sie selbst jedenfalls werde auch nach der vorgezogenen Bundestagswahl „den Druck weiterhin aufrechterhalten, dass Bremen nicht zu kurz kommt und seine Infrastruktur nicht verkommt – egal, wer dann regiert.“

„Nutzen Sie Ihre Stimme, um unsere Demokratie zu stärken und ihre Werte zu verteidigen“, hatte zuvor in seiner Begrüßungsrede auch Peter Sakuth, SPD-Innensenator a.D. und Vorsitzender des Na’-Trägervereins, angesichts des aktuellen Rechtsrucks in Europa und der Welt an die rund 200 Besucherinnen und Besucher appelliert: „Die Neuwahl ist deshalb ein wichtiges Datum – egal, wo man steht.“

Im 1952 gegründeten Nachbarschaftshaus war 2024 Sakuth zufolge Bestandssicherung angesagt: „Irgendwann fallen natürlich Reparaturen beziehungsweise Modernisierungen größeren Ausmaßes an. Wir haben zum Beispiel viel Geld in die Hand genommen, um das Haus noch zukunftsfester zu machen. So wurde unter anderem weiter in den Bestand investiert, saniert, optimiert und professionalisiert. Und das alles neben dem laufenden Betrieb mit über 125.000 Besuchenden jährlich. Wir konnten das bewerkstelligen, weil wir, neben den Zuwendungen des Kultur- und des Sozialressorts für unser Haus, auch Eigenumsätze erzielt haben und etliche Spenden bekamen. Aber die aktuellen Entwicklungen – Kostensteigerungen, wachsende Bürokratisierung, steigender Verwaltungsaufwand, Personalausfall und Sanierungsstau fordern das Haus so sehr wie selten zuvor.“

Eine Fraktion für Gröpelingen

Was den Na‘-Vorsitzenden außerdem aktuell beschäftigt: Die Situation am keine 200 Meter von der Einrichtung entfernten Bürgermeister-Koschnick-Platz. „Trotz der ansprechenden Gestaltung, unter anderem mit Sitzbänken, gibt es Zeiten, in denen er Ort von vielen Menschen gemieden wird.“ Grund hierfür seien Personen, die dort zu bestimmten Zeiten für ein Gefühl der Unsicherheit sorgten. Sie mögen dieses Problem doch bitte verstärkt im Auge haben, wandte sich Sakuth an sämtliche anwesenden Bürgerschaftsabgeordneten: „Ihr seid alle in verschiedenen Fraktionen – macht doch eine Fraktion für Gröpelingen. So könntet Ihr dem Senat das Laufen beibringen.“

Auch für das Diakonissenkrankenhaus sollten sie sich dann bitte einsetzen: „Es ist mit 394 Betten in acht Kliniken das Krankenhaus im Bremer Westen. Wir erwarten, dass dieses Haus gesichert bleibt. Es darf nicht sein, dass das Diako im Wettbewerb um öffentliche Mittel schlechter gestellt wird als andere Krankenhäuser der Stadt.“

Schließlich äußerte Sakuth noch an Özlem Ünsal speziell in ihrer Rolle als Aufsichtsratsvorsitzende der Gewoba einen Wunsch. Es ging dabei um die sogenannten Gewerkschaftshäuser im Karree zwischen Altenescher Straße, Pastorenweg, Grasberger Straße und Gröpelinger Heerstraße. Das zwischen 1924 und 1929 erbaute Gewoba-Großprojekt gilt als Beginn des sozialen Wohnungsbaus in Bremen. Sakuth: „Da dieses Jahr das 100-jährige Jubiläum begangen wird, bitte ich Sie, gemeinsam mit den anderen Aufsichtsratsmitgliedern darauf hinzuwirken, dass diese wichtigen Gebäude in diesem Jahr einer dringend erforderlichen Auffrischung unterzogen werden.“

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