Oslebshausen. Fast zwei Jahre ist es her, dass die erst kurz zuvor fertiggestellte Turnhalle der Oberschule im Park abgebrannt ist. Bis heute aber warten die Schüler vergeblich auf eine neue Sporthalle, denn die Frage nach dem Standort gestaltet sich ausgesprochen zerrig. Da auf dem Schulgrundstück der Platz knapp ist, ist dabei auch im Umfeld der Schule nach möglichen Baugrundstücken gesucht worden.
Schon früh hatte der Sportverein Grambke-Oslebshausen (SVGO) angeboten, auf seinem Gelände an der Sperberstraße eine Halle zu bauen und diese anschließend an die Schule beziehungsweise das Bildungsressort zu vermieten. Bis Ende 2018 könne man eine neue Halle bauen, hatten Vereinsvertreter im November 2017 angekündigt. Der rund 15 Minuten lange Fußweg über die stark befahrene Heerstraße zwischen Schule und Vereinsgelände schreckte die Schulleitung letztendlich ab – im Raum stand seitdem der klare Wunsch nach kürzeren Wegen.
Vier Flächen rund um die Schule waren daraufhin näher untersucht worden, von der mittlerweile maroden SGO-Halle Im Weinberge bis zum Grundstück der Kita Am Nonnenberg, die wie berichtet bis Ende 2020 neu gebaut werden soll. Nun glaubte die Bildungsbehörde einer Lösung des Problems endlich näher zu kommen: Auf einer gemeinsamen Sitzung der Fachausschüsse für Bau und Inneres präsentierte Julius Wienholt vom Referat Liegenschaften in der Bildungsbehörde den Vorschlag, die neue Sporthalle auf dem Gelände der ehemaligen katholischen Grundschule am Alten Heerweg zu bauen. Dieses Grundstück liegt weniger als 500 Meter von der Oberschule im Park entfernt und ist zu Fuß von dort aus über Nebenstraßen zu erreichen. Die katholische Kirche habe bereits Bereitschaft signalisiert, das Grundstück zu verkaufen, so Wienholt. Im Bebauungsplan ist das Areal außerdem schon als Allgemeinbedarfsfläche ausgewiesen, weshalb die Planer ein schnelles und unkompliziertes Baugenehmigungsverfahren erwarten.
Verschiedene Alternativen
Kniffelig ist allerdings die Größe dieses Grundstücks; für die Ideallösung – eine Drei-Feld-Halle, die auch turniertauglich und somit für den Vereinssport geeignet wäre – reicht es nämlich nicht aus, wenn gleichzeitig auch noch ausreichend Parkplätze eingerichtet werden sollen. Die Planer haben deshalb verschiedene Alternativen durchgespielt; etwa eine Zwei-Feld-Halle, die bei Bedarf auch in drei Teile geteilt werden könnte, oder zwei verschieden große Ein-Feld-Hallen mit einem Mehrzweckraum. Die Schule soll sich Wienholt zufolge nun für eine dieser Varianten entscheiden; auf dieser Grundlage könnte sodann eine Bauvoranfrage gestellt werden.
Was die Turnhallenplanung zusätzlich kompliziert macht: Auf lange Sicht soll die Oberschule einen vierten Klassenzug bekommen und benötigt dementsprechend zusätzliche Räume. Nachdem zunächst ein Erweiterungsbau auf dem Schulgelände angedacht war, plant die Behörde nun eine Dependance auf dem etwa 250 Meter entfernten Grundstück der Kita Am Nonnenberg. Die Schüler würden sich demnach zukünftig zwischen drei Standorten bewegen.
Bei den Oslebshausern kommen diese Gedankenspiele gar nicht gut an, wie sich nun sehr deutlich zeigte. Die Anwohner am Alten Heerweg würden durch An- und Abfahrten auf dem Parkplatz besonders in den Abendstunden stark belastet, fürchtet etwa Gabriela Grosch (SPD) und die ehemalige Beiratspolitikerin Sabine Blode, mittlerweile im SVGO-Vorstand aktiv, unterstreicht: „Ich bin entsetzt von solch einer Planung, die Schule an drei Standorte zu verteilen und der Kita etwas von ihrem Grundstück abzuknapsen.“ Zwar freue sich ihr Verein über jede zusätzliche Sportfläche, vor allem in unmittelbarer Nähe. Auf das Grundstück am Alten Heerweg aber gehörten ihrer Ansicht nach ganz klar die dort ursprünglich geplanten Reihenhäuser: „Es gab mal den Plan, dort neue Mitbürger anzusiedeln. Ich weiß, was da mit einer Sporthalle auf die Anwohner zukommt. Wir haben in der Sperberstraße eine Drei-Feld-Halle, da ist immer viel los.“
„Wieso nur eine Zwei-Feld-Halle bauen und die Möglichkeiten damit von vorneherein beschränken? Wir bauen für die Zukunft“, findet auch Ute Pesara-Krebs (CDU), die auch die nun für eine kleinere Halle eingeplanten Parkplätze nicht für ausreichend hält: „Zwölf Parkplätze für so eine Halle – das ist viel zu wenig.“ „Vereinssport heißt: Da kommen beim ersten Fußballspiel 30 Autos“, sagt auch Mehmet Tokmak (SPD), der nun unterstrich: „Ich halte es für falsch, Kinder über die Heerstraße zu schicken. Und für genauso falsch halte ich so einen Klotz am Alten Heerweg.“ Hubert Pust, Vorsitzender des Bürgervereins Oslebshausen, sieht es ebenso „Ich finde es bedauerlich, dass die Anlieger nicht informiert wurden – die freuen sich jetzt schon. Wir lehnen diesen Standort total ab“, betont er. Wolle man eine langfristig brauchbare Lösung, müsse man womöglich noch einmal ganz neu denken, empfiehlt sogar der ehemalige SPD-Beiratspolitiker Heiko Vogelsang: „Die Oberschule im Park ist eine Schule für ganz Bremen. Dann sollte man doch bitte eine Erweiterung aus einem Guss machen. Wenn das nicht geht, dann muss man in Bremen über einen anderen Standort nachdenken. Das ist für Oslebshausen vermutlich sinnvoller“
Und nun? Nach Ansicht von Rolf Vogelsang, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Oslebshausen und Mitbegründer der neuen Bürgerinitiative „Oslebshausen und umzu“, gibt es nur einen sinnvollen Standort: Das schulnahe Waldstückchen zwischen den Straßen Menkenkamp und Am alten Sportplatz. Diese Fläche war ebenfalls vom Bildungsressort geprüft worden, aber ausgeschieden. So soll die Fläche angeblich durch Altlasten kontaminiert sein; einer anderen Version zufolge gehört das Wäldchen zum Oslebshauser Park und steht unter Schutz. All diese Behauptungen seien falsch, war nun aber in der Fachausschusssitzung von mehreren Seiten zu hören.
Auch Bernd Brejla von der Linksfraktion im Beirat hält das Wäldchen für den geeignetsten Turnhallenstandort. Täglich beobachte er die „Wanderbewegung“ der Viertklässler von der Mobilbau-Dependance an der Ritterhuder Heerstraße/Piepengraben zur Grundschule an der Oslebshauser Heerstraße, erzählt er: „Das erfordert Löwenbändiger-Arbeit.“
Die Diskussion drehe sich seit Monaten im Kreis, kritisierte abschließend Christina Vogelsang (Grüne): „Wir ringen mit Bildung und Bildung ringt anschließend mit Bau. Warum sprechen wir nicht mit beiden und bündeln das? Wir kommen doch überhaupt nicht weiter und es gibt viele offene Fragen, die zusammen gedacht werden müssen.“ Ein Vorschlag, den Vogelsangs Beiratskollegen gut fanden: Am 19. September soll die Diskussion in einer gemeinsamen Sitzung der Fachausschüsse Bildung und Bau mit allen am Thema Beteiligten weitergeführt werden.