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Ferien-Fahrradtraining für Viertklässler Mit einer Hand am Lenker durch den Parcours

Fünf Tage lang steigen in der ersten Sommerferienwoche 35 Gröpelinger Grundschüler aufs Fahrrad und üben für den Fahrradführerschein.
29.07.2021, 05:00 Uhr
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Mit einer Hand am Lenker durch den Parcours
Von Anne Gerling

Von Sommerpause war auf dem Hof der Grundschule Halmerweg in der ersten Ferienwoche wenig zu spüren: 35 Viertklässler drehten dort vergnügt auf Fahrrädern ihre Runden, schlängelten sich zwischen rot-weißen Pylonen hindurch, balancierten über eine Wippe und griffen während im Vorbeifahren nach Tennisbällen, mit denen sie anschließend auf einen Turm aus leeren Blechdosen warfen.

Fünf Tage lang ist das Rolli-Mobil-Team der Landesverkehrswacht Bremen vor Ort und baut einen Fahrradparcours auf, an dem die Kinder Geschicklichkeit und Gleichgewichtssinn trainieren können. Am morgigen Freitag, 30. Juli, ist für die Kinder dann der große Tag: Dann wollen die Mädchen und Jungen bei „ihrem“ Kontaktpolizisten im zweiten Anlauf den Fahrradführerschein machen.

Denn auch wenn eigentlich alle Kinder hier der Meinung sind, dass sie gut Fahrrad fahren können, so sind sie doch noch nicht sicher genug  für den Straßenverkehr. So klappt zum Beispiel das Abbiegen mit ausgestrecktem Arm noch nicht oder die Kinder vergessen den Schulterblick vor dem Abbiegen.

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„In manchen Quartieren haben bis zu 90 Prozent der Grundschüler keinen Fahrradführerschein. Das ist sehr viel. Und entweder man nimmt es hin, oder man sagt: Wir wollen das ändern“, sagt Verena Nölle, Koordinatorin für Verkehrserziehung bei der Landesverkehrswacht.

Und deshalb hat nun erstmalig das Aktionsbündnis „Aber sicher! – Gemeinsam für ein verkehrssicheres Bremen“ einen fünftägigen Fahrradintensivkurs in Gröpelingen und in anderen Grundschulen in Huchting, Hemelingen, Grohn und Bremerhaven auf die Beine gestellt und damit bundesweit unter den Landesverkehrswachten für Aufsehen gesorgt. Fünfmal fünf Stunden wird nun Theorie und Praxis geübt. Bevor die Viertklässler im Fahrrad-Parcours der Landesverkehrswacht Geschicklichkeit und Motorik trainieren, wurden in der Fahrradwerkstatt gemeinsam alle mitgebrachten Fahrräder überprüft und probeweise auch ein Reifen geflickt. Am Fahrrad-Simulator lernen die Kinder Gefahrensituationen kennen – etwa, wenn sich unerwartet am Straßenrand eine Autotür öffnet oder ein Ball auf die Straße rollt. „Ziel ist es, die teilnehmenden Kinder zu sicheren Fahrradfahrern zu schulen, sowohl in Bezug auf die Verkehrsregeln als auch auf das sichere Beherrschen des Fahrrads“, so Nölle.

Das Problem bestehe schon seit Jahren, bestätigt Grundschulreferentin Nikola Schroth aus dem Bildungsressort: „Das hat nichts mit Corona zu tun.“ Vielmehr lernten offenbar immer mehr Kinder das Fahrradfahren zuhause nicht, was auch durch die Trainingseinheiten in der Schule nicht ausgeglichen werden könne.

Insgesamt machen in Bremen und Bremerhaven etwa 140 Kinder mit, in Gröpelingen ist das Angebot dabei von besonders vielen Eltern angenommen worden: 35 Kinder nehmen dort am Fahrradintensivkurs teil – und haben dabei so viel Spaß, dass ihnen sogar das frühe Aufstehen nichts ausmacht.

Mit der linken Hand beim Fahren einen Tennisball aus einem Korb holen: Das sei für ihn der schwierigste Part, erzählt der zehnjährige Marcelino. Der gleichaltrige Metin findet den Parcours gut, weil man sich dabei bewegen muss: „Ich mag alles, was gesund ist.“

Für Verena Nölle hängt insbesondere auch die angestrebte Verkehrswende davon ab, dass mehr Kinder zu sicheren Radfahrern werden und somit das Rad als umweltfreundliches Verkehrsmittel noch mehr genutzt wird: „Es besteht also Handlungsbedarf.“ In Zukunft möchte Nölle jährliche Fahrradintensivkurse anbieten und hofft auf die dafür benötigten Sponsoren. Denn die mehr als 16.000 Euro teure Premiere in diesem Jahr konnte nur mit der finanziellen Unterstützung der Bremer Bürgerstiftung, der Schuloffensive Bremen, der Unfallkasse Bremen, der Gewoba, von Umweltbildung Bremen, des Rotary Club Bremen Weser und der Bremischen Kinder- und Jugendstiftung realisiert werden. Dort ist man ebenfalls von der Wichtigkeit dieses Projekts überzeugt. „Bremer Bürger müssen in ihrer DANN haben, dass sie schwimmen und Fahrrad fahren können. Nur so kann man ein echter Bremer werden – deshalb war uns das so wichtig. Denn es geht darum, in dieser Stadt gemeinsam zu leben und niemanden auszuschließen“, sagt etwa Eberhard Muras, Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung Bremen.

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