Dass es finanziell schwierig wird und das Angebot im Januar womöglich ausgedünnt werden müsste – darauf war Sabine Toben-Bergmann vom Freizi Oslebshausen vorbereitet, als sie im Dezember ihre Jugendlichen in die Weihnachtspause verabschiedete. Ihre Erwartung: „Wenn es – wie aktuell der Fall – noch keinen Haushalt gibt, werden üblicherweise ein Vierzehntel beziehungsweise ein Zwölftel des Budgets ausgezahlt, das es 2023 gab.“
Somit sei klar gewesen, dass man irgendwo hätte sparen müssen: „Denn viele unserer Kosten, zum Beispiel für Strom, sind gestiegen, und es gab auch bei den Gehältern Tarifanpassungen.“ Was sie dann allerdings bei Dienstantritt am 2. Januar erfuhr, das verschlug der gestandenen Sozialpädagogin fast die Sprache. Anders als erwartet seien dem Träger der Einrichtung nämlich kommentarlos für den Januar gar keine Mittel – auch kein Abschlag – überwiesen worden: „Wir mussten deshalb alles auf null runterfahren und haben unseren Jugendleitern und Honorarkräften gekündigt. Strom haben wir, ansonsten können wir aber aktuell nichts bezahlen, denn wir haben als kleiner Träger keine großartigen Rücklagen.“
Immerhin: Im Januar war die Einrichtung weiterhin an fünf Tagen die Woche geöffnet. „Wir sind da und machen zum Glück den Job gerne – wegen der Kids", so Toben-Bergmann. Schließlich sei auch angesichts der anstehenden Zeugnisse der Redebedarf groß. Darüber hinaus gebe es aktuell aber keine Extras wie gemeinsame Ausflüge oder Wochenendangebote.
Träger fordern 30 Prozent mehr Geld
Überall in der Stadt wird aktuell um Angebote gerungen, nachdem Ende November die Sozialdeputation über die Mittel für die Offene Kinder- und Jugendarbeit (Oja) entschieden hat. Demnach stehen dieses Jahr knapp 1,3 Millionen Euro für die Einrichtungen und Angebote in Gröpelingen – im Wesentlichen sind dies die Erlebnisfarm Ohlenhof, das Mädchenzentrum und die beiden Freizis Gröpelingen und Oslebshausen des Trägers Junge Stadt gGmbH – zur Verfügung (Walle: 476.635 Euro / Findorff: 233.000 Euro). Bremenweit gab es 2023 insgesamt gut 8,9 Millionen Euro für die offene Kinder- und Jugendarbeit, für 2024 sind nun etwas mehr als neun Millionen Euro vorgesehen. Die Träger fordern demgegenüber vor dem Hintergrund stark gestiegener Kosten grundsätzlich ein Plus von bis zu 30 Prozent.
Verantwortlich für die aktuell besonders unangenehme Situation in Gröpelingen ist dabei Toben-Bergmann zufolge, dass der Gröpelinger Controllingausschuss (CA), der alljährlich über die Vergabe der städtischen Oja-Fördermittel im Stadtteil an Einrichtungen, Vereine, Initiativen und Projekte entscheidet, krankheitsbedingt im Dezember abgesagt werden musste: „Es gab also keine Gelegenheit, über die Anträge zu sprechen.“ Auf Nachfrage sei ihr schließlich als neuer Termin der 30. Januar genannt worden: „Aber ich denke, wir werden wohl auch im Februar kein Geld kriegen.“ Für das Haus und die Mitarbeiter sei dies sehr belastend, sagt die Sozialpädagogin: „Jetzt sind Winterferien, aber wir können den Kids nichts anbieten. Und wir wissen auch nicht, was wir so für die Osterferien planen sollen. Diese Ungewissheit macht auch etwas mit uns.“
Entspannung im Mädchenhaus
Deutlich entspannter beurteilt Heike Ohlebusch, Geschäftsführerin der Mädchenhaus Bremen gGmbH, die aktuelle Situation, die das Mädchenzentrum im Lindenhof betreibt. "Wir arbeiten weiter wie bisher und haben keine Veränderung, weil wir davon ausgehen, dass wir den beantragten Betrag erhalten", sagt sie.
Sozialressort-Sprecher Bernd Schneider bestätigt, dass der Gröpelinger CA im Dezember coronabedingt abgesagt wurde. Dies sei den Einrichtungen mitgeteilt worden, woraufhin sich allerdings kein Träger gemeldet und einen finanziellen Engpass angemeldet habe: „Wenn eine Einrichtung meldet, dass sie Geld braucht, ist es üblich, dass dann ein Abschlag gezahlt wird.“ Ohnehin werde sich die Lage mit der CA-Sitzung an diesem Dienstag klären: „Der Beschluss wird am 30. Januar kommen und alle erhalten die Mittel, die sie beantragt haben.“