Baugerüste, Bauzäune, Sandberge und Bagger: Das Quartier rund um den Greifswalder Platz wird seit einiger Zeit praktisch einmal komplett auf links gekrempelt. Das Wohnungsunternehmen Brebau saniert dort schon seit Längerem das Gebäudeensemble rund um den beliebten Spielplatz und im Mai haben auch noch unmittelbar auf dem Platz Bagger die Arbeit aufgenommen: Die Stadt will aus dem einstigen Spielplatz einen Treffpunkt mitten im Quartier für Anwohner aller Altersgruppen machen.
Die 1938/39 errichteten roten Backstein-Mehrfamilienhäuser am Greifswalder Platz und entlang der Greifswalder Straße waren mittlerweile deutlich in die Jahre gekommen, sagt Thorsten Schäper, der bei der Gebäudeeigentümerin Brebau den Bereich Kaufmännisches Bestandsmanagement leitet – ein Abriss wäre aber nach Ansicht der Verantwortlichen auf gar keinen Fall in Frage gekommen. Denn auch wenn sie nicht unter Denkmalschutz stehen, so prägen die einst für Gröpelinger Werftarbeiter und deren Familien errichteten dreigeschossigen Gebäudekomplexe am Greifswalder Platz ebenso wie die in derselben Zeit entstandenen zweigeschossigen Reihenhäuser an der Greifswalder Straße schließlich das gesamte Wohnquartier und sind dort mit Sicherheit nach Ansicht vieler Gröpelinger nicht mehr wegzudenken.

Die Mehrfamilienhäuser werden runderneuert, im Dachgeschoss entsteht zusätzlicher Wohnraum.
Also sanieren – aber wie? „Nur das Dach und die Fassade zu machen, hätte langfristig nichts gebracht“, sagt Schäper, „deshalb erneuern wir nun auch sämtliche Böden, die Bäder und die Elektrik.“ Außerdem werden die Häuser an die mittlerweile unter der Straße vorhandene Fernwärmeleitung angeschlossen – einige Wohnungen wurden bislang mit Kohleöfen beheizt und andere mit Gas – und bislang ungenutzte und unbeheizte Mansardenzimmer im Dachgeschoss werden ertüchtigt. „Je Wohnblock schaffen wir auf diese Weise zwei bis sechs neue Wohnungen“, sagt Schäper. Dabei sei mit der Baubehörde im Vorfeld sehr genau abgestimmt worden, wie die neuen Erker zur Straße hin aussehen sollen. Das Ergebnis ist an der Greifswalder Straße schon zu sehen, die neuen Erker aus grauem Metall passen perfekt ins Gesamtbild.
Im Zuge der Baumaßnahme wird Schäper zufolge der Wohnungsbestand um den Greifswalder Platz herum – etwa 100 Zwei-Zimmer-Wohnungen – besser auf die Bedürfnisse der Bewohner abgestimmt: Jeweils im Erdgeschoss der Gebäude werden im Zuge der Baumaßnahme zwei Wohnungen zu einer größeren Wohneinheit zusammengelegt, sodass es nun auch Angebote für Familien gibt, deren Kinder täglich auf dem Platz spielen.
Viele Mieter wollen bleiben
Ihren Mietern stellt die Brebau für die Umbauphase Ersatz-Wohnungen zur Verfügung – viele wollen Schäper zufolge anschließend wieder zurück an den Greifswalder Platz, auch wenn die Miete mit der Sanierung natürlich etwas steige. Was die Kosten pro sanierten Quadratmeter betrifft, so bewegt sich die Brebau hier in einem Bereich, für den sie auch einen Neubau bekommen hätte. Dass man sich bei dem Wohnungsunternehmen dennoch ganz bewusst für die Sanierung ausgesprochen habe, sei ein klares Bekenntnis zu diesem Standort, unterstreicht Schäper: „Wir sehen das auch ein Stück weit als Wertschätzung an.“ Diese zeige sich auch daran, dass, nachdem sich einige Anwohner ein Hauswartbüro vor Ort gewünscht hatten, das Brebau-Servicebüro von der Tangermünder Straße in ein ehemaliges Ladenlokal am Greifswalder Platz umgezogen ist.
Der Block an einer der vier Seiten des Platzes ist mittlerweile schon komplett fertig saniert, an der zweiten Seite sind die Arbeiten voll im Gang und die Seiten drei und vier sollen im kommenden und übernächsten Jahr folgen.

Laut Brebau-Abteilungsleiter Thorsten Schäper ist die Sanierungsmaßnahme auch ein klares Bekenntnis des Wohnungsunternehmens zu Gröpelingen.
Etwas schneller geht es mit dem Platz selbst, der seit Mai Baustelle ist und im November fertig sein soll. 663 000 Euro Städtebaufördermittel fließen über das Integrierte Entwicklungskonzept (IEK) für die Neugestaltung der Fläche. „Der Platz machte einen vergessenen Eindruck – fast so, als sei er im Dornröschenschlaf. Es war alles zugewachsen und gab überhaupt keine Sichtbeziehungen mehr von den Häusern zum Platz“, sagt Stadtplanerin Heike Wohltmann vom Team des IEK-Gebietsbeauftragten. Außerdem sei der Spielplatz bislang ausschließlich für Kinder einer bestimmten Altersgruppe interessant gewesen.
Aus dem Stadtteil seien im Rahmen des Beteiligungsverfahrens Signale gekommen, dass man hier eigentlich einen Quartierstreff für alle brauche: „Also etwas für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Man will sich ja vielleicht auch mal mit Leuten von der anderen Hausseite des Gebäudeensembles zusammensetzen.“ All diese Aspekte haben die beauftragten Raumplaner daraufhin in ihrem Entwurf zur Neugestaltung berücksichtigt. So soll es in Zukunft neben einem Bolzplatz, Fitnessgeräten und Plätzen zum Chillen für Jugendliche und zwei „Werftspielbecken“ mit Bockkran und Matschbereich für kleinere und größere Kinder auch eine Picknick-Wiese und überdachte Sitzmöglichkeiten für Erwachsene geben. Außerdem ist geplant, jeweils an der nördlichen und südlichen Ecke des Platzes durch eine Aufpflasterung bei den Autofahrern einen langsameren Fahrstil durchzusetzen.
Mit der IEK-Maßnahme wolle die Stadt das Wohnumfeld verbessern und das Image dieses vielen Bremern leider noch unbekannten Siedlungsschatzes mitten in Gröpelingen verbessern, erklärt Martin Karsten vom Team des IEK-Gebietsbeauftragten: „Dafür arbeiten Kommune und Wohnungsunternehmen hier Hand in Hand zusammen.“