Das Bürgerhaus Oslebshausen lädt für Dienstag, 20. Juli, 20 Uhr, zur Premiere einer neuen Inszenierung. Wer leichte Unterhaltung sucht, ist fehl am Platz. Genau richtig sind aber jene, die wissen möchten, was Heranwachsende in diesen Zeiten berührt, bewegt und belastet. „Totgeschwiegen“ lautet der Titel ihres Stückes. Es geht um Gewalt in ihren vielen Formen. Die Rolle des Publikums besteht darin, gut hinzuschauen, und zu verstehen, auch wenn es oft keine Worte gibt.
Körperliche Gewalt, seelische Verletzungen durch Ausgrenzung, Demütigung, Erniedrigung oder Geringschätzung: kein Thema für einen amüsanten Theaterabend. „Die Kinder wollten es so“, sagt Carina Claus, Geschäftsführerin des Bürgerhaus Oslebshausen, Leiterin und Begleiterin der Theatertruppe aus der Gesamtschule West (GSW).
Die meisten der zwölf Akteurinnen und Akteure im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren sind schon seit Jahren ein Ensemble und können sich einander anvertrauen, sagt die Regisseurin. In den gemeinsamen Vorgesprächen für die neue Produktion kristallisierte sich heraus: „Erschreckend viele haben Gewalt erlebt oder beobachtet – im eigenen Alltag oder bei anderen.“ Sie äußere sich nicht nur in Form körperlicher Aggression und sexuellem Missbrauch, sondern auch durch Mobbing, im Gefühl, unerwünscht, unzulänglich oder ungeliebt zu sein. „Das wollten sie auf die Bühne bringen.“ Ein bedrückendes Thema – auch für den Probenprozess selbst. Psychologin Ina Tilmann übernahm die professionelle Begleitung neben dem vertrauten Regietrio Carina Claus, Henrik Schäfer und Niels Trillhase.
Die Zusammenarbeit erfolgte unter Corona-Bedingungen, geprobt wurde häufig über Online-Konferenzen oder in Kleingruppen. Auf der Bühne werden die Routinen der Pandemie auch als künstlerisches Mittel eingesetzt. Die jungen Akteurinnen und Akteure werden Masken tragen und auf Abstand gehen. Es wird kaum ein Laut zu hören sein: Das Stück findet andere Mittel, auszudrücken, was nicht totgeschwiegen werden soll.
Mut und Hoffnung soll die Performance dennoch machen, sagt die Regisseurin. Denn vor allem geht es darum, im Alltag nicht wegzuschauen, Gewalt zu erkennen, auch wenn sie totgeschwiegen wird, und einander Halt zu geben.
„Totgeschwiegen“ am Dienstag, 20. Juni, 20 Uhr, im Bürgerhaus Oslebshausen, Am Nonnenberg 40. Tickets (acht, ermäßigt fünf Euro) ausschließlich über vorherige Reservierung unter der Rufnummer 04 21 / 64 51 22. Weitere Informationen: www.bghosl.de.