„Volle Wucht. Hanseatisch.“ Der Aufdruck auf den Trikotrücken des ATSV Habenhausen sprang sofort ins Auge. Er war im Lokalderby der Handball-Verbandsliga der Frauen auch in Teilen passend. Nur dass es die Südbremerinnen waren, die vom gastgebenden SV Grambke-Oslebshausen vor allem in der Anfangsphase mit voller Wucht erwischt wurden.
Die Habenhauserinnen hatten sich zwar schon 45 Minuten vor dem Match warmgelaufen, trotzdem dauerte es elf Minuten, bis ihr Angriff im Derby auch wirklich auf Abschlusstemperatur kam und das erste Tor erzielte. Da hatte der SVGO bereits sechs Treffer vorgelegt. Am Ende zog der Oberliga-Absteiger aus Habenhausen gar mit 20:29 (8:13) den Kürzeren.
Harz-Verbot macht Gästen zu schaffen
„Wir hatten im Angriff beim Torabschluss Pech und hinten keinen Zugriff bekommen“, begründete der ATSV-Trainer Iwan Ilinich den Fehlstart. Fünf Pfostentreffer in den gesamten 60 Spielminuten unterstreichen das. Außerdem hatten die Gäste gut sichtbar mit dem „Backe“-Verbot in der Alwin-Lonke-Halle zu kämpfen. Zu oft warfen sie den Ball völlig frei stehend am gegnerischen Kasten vorbei, einige technische Fehler gesellten sich hinzu. „Die fehlende Backe war aber nicht der Grund für die Niederlage“, meinte Ilinich, dessen Team von sieben Strafwürfen nur drei verwandelte. Im Saisonschnitt verwertete der ATSV nur 60 Prozent dieser Hochkaräter und ist darin das Schlusslicht seiner Staffel.
Der SVGO-Coach Thies Libchen strahlte derweil zufrieden – und behielt das Geheimnis für sich, wie er seine Mannschaft angestachelt hat, dass sie sich vor allem in der Abwehr förmlich zerriss. Libchen ließ lediglich durchblicken, dass er zur Derby-Ansprache in der Kabine ein Plakat bespickt mit Aussagen genutzt habe. „Meine Mannschaft hatte für sich vor der Saison auf ein paar Werte festgelegt, darauf habe ich sie festgenagelt.“ Welche er davon ansprach, ließ er offen. „Das soll intern bleiben.“
Der B-Lizenzinhaber musste in die Trickkiste greifen, da die personellen Voraussetzungen schon im Vorfeld diffizil waren. Tatsächlich musste Katharina Düppe während des Warmmachens wegen einer Wadenzerrung gegen ihren Ex-Klub passen, Elisadel Libchen konnte aufgrund einer Fußverletzung überwiegend nur in der Abwehr eingesetzt werden. Und die Mittelangreifern Melina Iordanidis fiel nach nicht einmal zehn Minuten wegen Oberschenkelmuskelproblemen aus. Dafür sprangen bei den Gastgeberinnen andere in die Bresche. Libchen: „Wir haben einen großen Kader, das hat sich ausgezahlt.“
Dieses Mal verspielte der SVGO die komfortable Führung auch nicht, wie bei den beiden einzigen Saisonniederlagen gegen den TSV Bremervörde (27:28) und Elsflether TB (24:25), die er per direktem Freiwurf beziehungsweise in den finalen drei Sekunden kassierte. „Meine Spielerinnen lernen immer mehr dazu. Ich bin stolz darauf, dass sie sich endlich einmal dafür belohnt haben“, lobte der Coach. Der Zweifach-Aufsteiger in Folge ist mit 6:4 Punkten Tabellenvierter, wäre der Lerneffekt früher eingetreten, könnte er sogar ganz oben mitmischen.
Der ATSV Habenhausen rangiert zwei Ränge hinter ihm. Den Erfolgen gegen den VfL Horneburg (32:18), TuS Jahn Hollenstedt II (27:25) und TSV Altenwalde (28:24) stehen die Niederlagen beim Elsflether TB (24:31) und dem SVGO gegenüber. Iwan Ilinich bezeichnet den Saisonstart als okay. „Wir hatten gehofft, in Grambke zu gewinnen, kommen aber bei den vielen Spielpausen nicht in Tritt. Jetzt dauert es fast wieder drei Wochen, bis wir als Nächstes dran sind.“ Die neuerliche Pause ist zum Teil darin begründet, dass die HSG Varel ihre Mannschaft vom Ligabetrieb abgemeldet hat. Wo sich der ATSV Habenhausen am Saisonende in der Tabelle sieht, ist noch nicht festgelegt. Ilinich: „Wir wollen gucken, wie die Hinrunde läuft.“