Die Landesliga-Handballer des SV Grambke-Oslebshausen drapierten sich zusammen mit den Schiedsrichtern und dem Kampfgericht um das Notebook und schauten darauf, als ob es das Goldene Kalb wäre. Gerade noch hatten sie den Hagener SV daheim mit 30:22 abgefertigt, da erwies sich der elektronische Spielbericht für sie noch hartnäckiger als ihr Gegner. Das Protokoll ließ sich online nicht abschließen, sodass das Resultat weder in die offizielle Tabelle des Verbandes noch in sämtliche Statistiken einfließen konnte.
„Ich kenne mich mit dem Spielbericht gut aus, aber das habe noch nicht erlebt“, schüttelte der Hoykenkamper Unparteiische Stefan Timmermann den Kopf. Der SVGO-Spieler Arne Hellmann wusste zumindest, wen man unter der Woche gegen 22 Uhr noch zur Hilfestellung anrufen konnte, und fragte sich weiter durch. Doch die gewünschte JSON-Datei ließ sich vom Programm partout nicht erzeugen. Als Zwischenlösung wurde ein Screenshot verabredet, danach stand der SVGO weiter mit den Verantwortlichen in Kontakt. Zwei Wochen dauerte es, ehe das Resultat tatsächlich ins offizielle Tabellenbild einfloss und die Gelb-Blauen als Spitzenreiter auswies. Den Ligagipfel verteidigte die Mannschaft des Trainergespanns Gerd Anton/Jörg Rutenberg auch im jüngsten Nachholspiel mit dem 34:33-Zittersieg bei der SG Friedrichsfehn/Petersfehn, sodass sie mit 10:0 Punkten das einzig ungeschlagene Team ihrer Staffel sind.
Das Ziel ist klar gesteckt
Doch selbst das Match im Ammerland war anders als üblich verlaufen, da bei den Gastgebern direkt vor dem Anpfiff die elektronische Anzeigetafel ihren Dienst versagte. Als Ersatz kramten sie eine Tischstoppuhr und eine Tischklapp-Anzeigetafel hervor, der jedoch einige Zahlen gefehlt hätten. Deshalb lief bei den Gelb-Blauen nebenher der Internet-Liveticker ihres Spiels auf dem Handy. „Wir wollten ja informiert sein“, klärt Rutenberg auf.

Bester Werfer beim SVGO ist aktuell Felix Fuchs. 49-mal langte der Linksaußen bislang erfolgreich zu.
Für den SVGO ist es ein top Saisonstart, weil er mit der TS Hoykenkamp (29:28) einen selbst ernannten Aufstiegsanwärter und mit dem Hagener SV ein Team aus dem Weg geräumt hat, das sich am Saisonende selbst im oberen Tabellendrittel sieht. Auch der Aufsteiger aus Friedrichsfehn ist daheim ein heißes Pflaster. Hinzu kommen die Erfolge im Spiel ohne „Backe“ beim TSV Daverden II (34:32) und zu Hause gegen die Oberliga-Reserve der HSG Schwanewede/Neuenkirchen (38:25). „Wir sind bislang zufrieden und möchten natürlich gerne so weitermachen“, sagt Jörg Rutenberg. Einen Höhenflug bekommen die SVGO-Spieler jedoch zurzeit nicht, meint Rutenberg. „Wir lassen uns nicht verrückt machen: In der vergangenen Saison haben wir nach dem Auftaktsieg viermal in Folge verloren.“ Ein Platz im oberen Tabellendrittel soll es am Ende aber schon sein, so lautet zumindest ihr nach außen kommuniziertes Ziel.
Bester SVGO-Werfer ist Felix Fuchs, der Mann mit der Beschleunigung eines Formel-eins-Boliden. 49-mal langte der Linksaußen bislang erfolgreich zu, davon 18-mal per Strafwurf. Dennoch ließ der zweitbeste Werfer der Staffel bei seiner Trefferquote zunächst einige Wünsche offen, ehe er im vierten Spiel gegen Schwanewede bei 13 Versuchen zwölfmal einnetzte. Sein Erfolgsrezept: „Ich habe mir mal vorgenommen, den Kopf auszuschalten und einfach nur zu spielen.“ Gegen Friedrichsfehn war er sogar 19-mal bei 21 Versuchen erfolgreich. „So viele Tore habe ich noch nie geworfen“, verrät er. Auch seine Trefferquote beim Siebenmeter lässt mit 90 Prozent kaum Wünsche offen.
Im rechten Rückraum bleibt der Linkshänder Nils Zittlosen der gewohnt brandgefährliche Unruheherd. Und wenn Michael Mulinski mal wieder ein lautes „Jaaa!!!“ durch die Halle ruft, dann weiß man auch ohne hinzusehen, dass der SVGO-Schlussmann erneut einen Ball pariert hat. Er kann sich auf ein massives 6:0-Abwehrbollwerk verlassen, das trotz der 140 Gegentreffer eine Stärke der Gelb-Blauen ist.