Enttäuschend ist das Jahr 2022 aus Sicht so mancher Bewohnerinnen und Bewohner der Seewenjestraße zu Ende gegangen. „Wann kommen die Baken, Piktogramme, Schilder und Schwellen zur Verkehrsberuhigung?“ – diese Frage brennt den genervten Anwohnern auch 2023 weiter auf den Nägeln.
Wie berichtet, wird in der Seewenjestraße – ebenso wie im Alten Winterweg – seit Jahren oft deutlich schneller als erlaubt gefahren, und auch die beiden Fußgängerampeln werden regelmäßig von Autofahrern ignoriert. Bei Aufzeichnungen mit einer Geschwindigkeitsmesstafel waren dort 2019 Geschwindigkeiten von bis zu 113 Stundenkilometern dokumentiert worden. Schilderungen der Anwohner zufolge sind auf der Seewenjestraße zunehmend aggressive Fahrer unterwegs, die sich nicht an die Verkehrsregeln halten. Außerdem hat seit einiger Zeit offenbar auch die Autoposer-Szene das Gebiet für sich entdeckt. Ende November kam es Anwohnerin Barbara Hoffstädt-Gerling zufolge aufgrund von überhöhter Geschwindigkeit zu einem Zusammenstoß von zwei Fahrzeugen.
Dabei hatte sich nach Hilferufen der Anwohner im Herbst 2021 der Gröpelinger Beirat ans Amt für Straßen und Verkehr (ASV) gewandt. Die Ortspolitiker möchten Baumnasen anlegen und mit Piktogrammen direkt auf der Fahrbahn auf die geltende Tempo-30-Regel hinweisen lassen. Bislang ist allerdings keine dieser Maßnahmen umgesetzt worden, und das Ortsamt bittet bei Nachfragen angesichts des Arbeitsaufkommens im ASV die Anwohner um Geduld.
„Sind wir hier ein rechtsfreier Raum?“ fragt sich deshalb mittlerweile Hoffstädt-Gerling, die zusätzlichen Verkehr in ihrem Quartier befürchtet, wenn in diesem Jahr wie geplant der Hagenweg als Anwohnerstraße ausgewiesen und womöglich versuchsweise die Oslebshauser Hauptkreuzung gesperrt wird. Mit ihrem Problem, auf das Hoffstädt-Gerling seit dem Sommer 2018 immer wieder hinweist, fühlen sie und ihre Mitstreiter sich von Beirat, Ämtern und Polizei allein gelassen.
„Selbstverständlich unterstützen wir die vereinbarten Pläne zur Verkehrsberuhigung in der Seewenjestraße und im Alten Winterweg weiterhin“, erklärt dazu Beiratssprecherin Barbara Wulff (SPD). Dies habe sie gemeinsam mit anderen Beiratsmitgliedern, Ortsamtsleiterin Ulrike Pala und dem im Ortsamt für Gröpelingen verantwortlichen Stadtteilsachgebietsleiter Ingo Wilhelms auch gegenüber ASV-Leiter Rick Graue Ende Oktober bei einem Rundgang vor Ort im Gespräch deutlich gemacht: „Damit ist ihr Anliegen bei der Leitung des ASV bekannt und wird gemäß der vorhandenen personellen Kapazitäten dort in Angriff genommen.“
Sie könne die Anwohner daher im Namen des Beirates nur weiterhin um Geduld bitten, so Wulff: „Denn unsere Macht ist sehr begrenzt, da wir keinen direkten Einfluss auf die Personalpolitik der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität und Stadtentwicklung haben.“