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Jugendbeteiligung Neue Kontakte, Videokunst und eine Reise

Politisch mitmischen, Projekte für junge Leute auf den Weg bringen und den Menschen Lust auf ihren Stadtteil machen: Das will das Jugendforum Gröpelingen, hinter dem aufregende Monate liegen.
17.08.2023, 05:00 Uhr
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Neue Kontakte, Videokunst und eine Reise
Von Anne Gerling

Die großen Ferien sind vorbei, an diesem Donnerstag beginnt für Kinder und Jugendliche in Bremen wieder die Schule. Manche haben in den Ferien vielleicht Lust bekommen, im neuen Schuljahr gemeinsam mit anderen Jugendlichen eigene Projekte in ihren Stadtteilen zu organisieren und bei einem Jugendforum mitzumachen. Den Kontakt dorthin vermittelt das Ortsamt West.

Im Gegensatz zu einem Jugendparlament, das von den Jugendlichen im Stadtteil für einen bestimmten Zeitraum gewählt wird, ist ein Jugendforum eine offene Gruppe, zu der Interessierte jederzeit hinzustoßen können. Das ist nach Ansicht vieler Jugendlicher die ideale Organisationsform für alle, die sich ungern für längere Zeit festlegen wollen – sich aber trotzdem engagieren möchten.

Jugendliche für den Stadtteil

In Gröpelingen zum Beispiel treffen sich seit gut eineinhalb Jahren mehrere Jugendliche, die sich für ihren Stadtteil stark machen wollen. Bei organisatorischen Fragen unterstützt sie Pia Weber vom Projekt "Gröpeln statt Grübeln. Jugendbeteiligung in Gröpelingen" beim Verein Kultur vor Ort. Und auch Lutz Liffers, ehemaliges Mitglied der Grünen-Fraktion im Gröpelinger Stadtteilbeirat, habe ihnen viel geholfen, unterstreicht der 16-jährige Özgür Ekinci vom Gröpelinger Jugendforum.

Seit Ende vorigen Jahres ist die Gruppe außerdem in engem Austausch mit der Performance- und Videokünstlerin Anna Witt, mit der sie den Film „Bond“ für die aktuelle Ausstellung „Generation*. Jugend trotz(t) Krise“ in der Kunsthalle Bremen produziert hat. Eigentlich sei die Berliner Künstlerin bei der Vorbereitung der Ausstellung von einer Kunsthallen-Mitarbeiterin nach Walle geschickt worden, erzählt Özgür Ekinci: „Aber weil sie zu spät aus der Bahn gestiegen ist, landetet sie in Gröpelingen. Sie fing an, sich mit Gröpelingens Geschichte zu beschäftigen und hat schließlich Jugendgruppen gesucht, die hier aktiv sind – so stieß sie auf uns.“

Wir spüren, dass es viele Vorurteile uns gegenüber gibt.
Özgür Ekinci, Jugendforum Gröpelingen

Gemeinsam wurde eine Idee entwickelt – ein Film, der sich anhand von kreativ aufgearbeitetem Archivmaterial mit der Geschichte Gröpelingens beschäftigt und aktuelle Bezugspunkte (englisch: Bond) setzt. So machten sich Witt und die Jugendlichen im Staatsarchiv auf die Suche nach historischen Fotografien – etwa von 1. Mai-Demos, Stapelläufen bei der AG Weser, Jugendgruppen, Arbeiterinnen oder Gastarbeitern – und suchten nach Verbindungen zum Hier und Jetzt. „Wir haben überlegt, wie die Menschen damals gelebt haben und wie wir zu einer solidarischen Welt kommen“, erzählt Özgür Ekinci. Für den Film seien dann großflächige Ausdrucke der Aufnahmen bearbeitet und verfremdet worden – etwa, indem Elemente herausgeschnitten oder hinzugefügt wurden: „Zum Beispiel war auf einem Bild eine jugoslawische Fahne zu sehen. Wir fanden: Eine einzige Flagge repräsentiert uns nicht. Deshalb haben wir sie herausgeschnitten – und auch, weil uns Flaggen einfach nicht wichtig sind.“

Zu ihrer Arbeit gab es für die Gröpelinger Jugendlichen bereits etliche positive Rückmeldungen. In einer Kneipe im Viertel habe ihn ein anderer Jugendlicher auf den Film angesprochen, erzählt Özgür: „Er hat gesagt, dass er ihn voll cool fand. Das hat mich glücklich gemacht, dass der Film von anderen gesehen wird.“

Im Nachtzug zur Vernissage

Im September wird die Arbeit nun auch im Frac Lorraine – dem Kunstverein im französischen Metz – gezeigt. Der Kontakt dorthin entstand über Anna Witt, alle am Projekt beteiligten Gröpelinger Schülerinnen und Schüler werden mit dem Nachtzug zur Vernissage anreisen reisen, erzählt Özgür: „Wir sind insgesamt vier Tage dort und machen auch noch ein bisschen Sightseeing und wollen an einer Wand in einem Park selber Graffiti sprühen. Möglicherweise gucken wir auch noch das EU-Parlament in Straßburg an. Wir freuen uns alle schon sehr darauf.“

Özgür findet es gut, dass Gröpelingen durch das Filmprojekt in der ganzen Stadt – und darüber hinaus – Aufmerksamkeit bekommt: „Denn wir spüren, dass es viele Vorurteile uns gegenüber gibt.“ Bond werde außerdem am 26. August beim Reisenden Freiluftkino bewusst auch in Gröpelingen selbst gezeigt: „Denn wir wollen den Menschen Lust auf Gröpelingen machen und dafür werben, dass sie sich selbst politisch mehr einzubringen. Die Probleme hier werden von der Politik gar nicht richtig wahrgenommen und die Wahlbeteiligung in Gröpelingen war so niedrig – obwohl es ein richtig schöner Stadtteil ist!“

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