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Stadtentwicklung Neue Verbindung vom Westen in die Stadtmitte

Das Rätselraten hat ein Ende: Bremens neue Gröpelingen-Beauftragte im Rathaus heißt Nele Klein, ist 25 Jahre alt und dem Stadtteil auch persönlich verbunden.
22.12.2022, 08:00 Uhr
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Neue Verbindung vom Westen in die Stadtmitte
Von Anne Gerling

Gute Neuigkeiten kurz vor Weihnachten – pünktlich zum Jahreswechsel ist eine frische Kraft engagiert worden, die Gröpelingen gezielt nach vorne bringen soll. Mit Spannung dürften viele im Stadtteil diese Personalie erwartet haben: Nele Klein ist Bremens neue Gröpelingen-Beauftragte.

Die offizielle Stellenbezeichnung ist etwas langatmiger. Als „Beauftragte für stadtteil- und quartiersbezogene Angelegenheiten im Stadtteil Bremen-Gröpelingen“ kümmert sich die 25-Jährige von ihrem Büro in der Senatskanzlei im Rathaus aus ab sofort speziell um stadtteil- und quartiersbezogene Angelegenheiten in Gröpelingen. Ihre Stelle ist im Referat 13 angesiedelt. Aufgabe dieses Referats ist es, Akteure vor Ort und die Ressorts dabei zu unterstützen, Planungen und Vorhaben in den Quartieren besser aufeinander abzustimmen und zu verzahnen sowie die Bürgerbeteiligung zu koordinieren.

„Es gab eine gute Bewerberlage und sehr gute Bewerbungen, und wir haben uns die Auswahl nicht leicht gemacht“, sagt Gesa Wessolowski-Müller, die das Referat leitet. Alle Beteiligten seien froh, dass die Stelle nun mit Nele Klein zügig besetzt werden konnte: „Wir trauen ihr das zu.“

Nele Klein lebt in Walle, ist in Blumenthal aufgewachsen und gewissermaßen in Gröpelingen verwurzelt. Ihre Großmutter, Ilse Anton, hat an der Stuhmer Straße zehn Kinder und mehrere Pflegekinder großgezogen. Um den Kindern in der Nachbarschaft etwas Schönes zu ermöglichen, baute die Gröpelingerin, die schon immer eigene Pferde hatte, ab 1997 gemeinsam mit zwei anderen Anwohnerinnen und mit Unterstützung vom Amt für Soziale Dienste an der Ecke Halmerweg/Mählandsweg den Streichelzoo „Wilder Westen“ auf – ein Angebot, das viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene gerne und oft besuchten.

Bewusstsein für die Armut

Nele Klein war damals gerade geboren. Schon früh sei da aber ein Bewusstsein für die Armut gewesen und für die Lebensrealität, „die eine andere war, als ich sie hatte.“ Die Besuche bei der Oma in Gröpelingen und deren Erzählungen haben offenbar ihr Interesse an sozialen Themen geweckt und schließlich auch bei ihrer Berufswahl eine Rolle gespielt: Nele Klein hat in Kiel und Bremen Sozialpolitik und Sozialökonomie studiert und beim Bremer DGB erste Erfahrungen in der Gewerkschaftsarbeit gesammelt. Bis zu ihrem Wechsel in die Senatskanzlei war sie als Referentin bei einem Krankenkassenverband in Hamburg tätig.

„Da war das Koordinatorische toll, ich hatte aber nur am Rande mit Inhalten zu tun. Es hat mich schon sehr gereizt, politisch mitgestalten zu können. Und das Aufgabenpensum ist vielfältig“, beschreibt Klein, weshalb sie die im Frühjahr ausgeschriebene Stelle der „Referentin für ressortübergreifendes, quartiersbezogenes Stadtteilmanagement“ auf Anhieb interessant fand. Ob sie ihr neues Aufgabengebiet wohl etwas allgemeinverständlicher beschreiben könnte? Selbstverständlich: „In meiner Aufgabe als Gröpelingen-Beauftragte sehe ich mich als Verbindungsstück zwischen den Akteuren im Stadtteil –  vor allem dem Beirat  – und der Senatskanzlei.“

Schnell vorgestellt

Bis zur nächsten Beiratssitzung im Februar wollte Nele Klein mit ihrer offiziellen Vorstellung bei den Ortspolitikern nicht warten. Gerade einmal drei Tage war sie im Amt, da traf sich die neue Gröpelingen-Beauftragte mit Mitgliedern des Gröpelinger Beirats im Rathaus, um sich mit ihnen über die künftige Zusammenarbeit auszutauschen. Mit Ortsamtsleiterin Ulrike Pala stimmt sie sich in diesen Tagen über die Aufgabenteilung ab. „Dadurch, dass die Stelle neu geschaffen worden ist, sind die Erwartungen unterschiedlich“, erzählt sie: „Ich habe versucht, aus dem Gespräch mit den Beiräten viel mitzunehmen und schonmal Themen abzustecken. Ich bin mir bewusst, dass ich viel von den Leuten im Stadtteil lernen muss und zuhören muss. Ich habe aber auch versucht, ein bisschen was mitzubringen.“

Drei Themen nämlich hat die 25-Jährige schon auf der Agenda, die sie für den Anfang angehen möchte. Erstens: „Gröpelingen als Bleiben-Stadtteil mitgestalten.“ Damit spielt Klein auf den Begriff des Ankommensstadtteils an, der im Zusammenhang mit Gröpelingen häufig fällt: „Denn dort kommen in großen Mengen Personen an, die geflüchtet sind. Wenn es diesen Menschen dann besser geht – was natürlich sehr schön ist – wandern sie häufig in andere Stadtteile ab. Dadurch fängt man in Gröpelingen immer wieder von vorne an, sich kennenzulernen. Es gibt keine soziale Durchmischung, und Armut manifestiert sich.“

Einfluss vergrößern

Um dem entgegenzuwirken, müssten zweitens die Grundschulen im Stadtteil kurzfristig personell verstärkt und die Betreuungskapazitäten in den Kitas erhöht werden, ist Klein überzeugt: „Denn das eine ist das Bleibenwollen – das andere aber das Bleibenkönnen.“ Und das hänge für berufstätige Eltern unter anderem von einer wohnortnahen Kinderbetreuung ab: „Abwanderung hemmen und Betreuung, das hängt ganz eng miteinander zusammen.“

Der dritte Punkt auf Kleins Liste betrifft den Wohnungsmarkt. Hier würde die neue Gröpelingen-Beauftragte den städtischen Einfluss gerne vergrößern, die Wohnungsbaugesellschaften stärker in die Pflicht nehmen und Strategien dazu entwickeln, wie zum Beispiel mehr Studierende in den Stadtteil ziehen. „Der Wohnungsmarkt in Gröpelingen spiegelt so gar nicht den aktuellen Bedarf wider. Anstelle von Monteurswohnungen etwa wird vorrangig Wohnraum benötigt“, sagt Klein: „Dieses Thema geht dann auch schnell über ins Thema Sicherheitspartnerschaft.“

Voller Tatendrang

Auch Gröpelingens womöglich bekannteste Immobilie in diesem Zusammenhang –  das Koschnick-Haus  – kennt Nele Klein bereits. Gerade bei Themen wie diesem zahle es sich aus, dass ihr Arbeitsplatz im Rathaus liege, findet sie: Denn ich habe hier im Haus eine Kollegin, die sich speziell mit Problemimmobilien beschäftigt.“

Nele Klein steckt voller Tatendrang, das ist ihr deutlich anzumerken. Dazu passt, wie sie sich gefühlt hat, als sie die Zusage für die Stelle bekam: „Das hat meinen Ehrgeiz ungemein geweckt –  gerade auch, weil viele Menschen die Situation in Gröpelingen als so eine große Herausforderung ansehen.“

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