Einen ziemlichen Schrecken bekam vor einigen Tagen Christina Vogelsang, als sie an der alten Blutbuche beim Willy-Hundertmark-Platz eine grüne Markierung bemerkte. Der spontane Gedanke der Gröpelingerin: Ob der Baum womöglich auf der Liste der Bäume steht, die der Umweltbetrieb Bremen (UBB) in der aktuellen Pflegesaison fällen muss, weil sie krank sind oder sogar bereits absterben?
Vielen Menschen gehe es ähnlich und sie befürchteten beim Anblick solcher Markierungen, dass die jeweiligen Bäume auf der Fäll-Liste stünden, weiß UBB-Sprecherin Kerstin Doty: „In den meisten Fällen bedeutet solch eine Markierung aber nichts Schlimmes. Sondern zum Beispiel, dass der Baum besonders beobachtet wird. Wir haben diese Daten natürlich auch alle digital. Eine Markierung am Stamm ist aber für unsere Gärtnerinnen und Gärtner, wenn sie da vorbeikommen, nochmal eine gute Erinnerung.“
Vital und Standsicher
Dies gilt ab sofort auch für die markante Gröpelinger Rotbuche. "Der Baum ist vital und standsicher. Aber: Er hat etwas", sagt Doty. Denn an den Wurzeln der Rotbuche ist ein Pilzbefall festgestellt worden, den man auch deutlich an den oberflächig wachsenden Wurzeln sehen kann. "Ein Pilzbefall im Wurzelbereich bedeutet immer, dass der Baum angegriffen ist", sagt Doty, "aber man muss sich noch keine Sorgen machen, dass die Blutbuche in Kürze gefällt werden muss." Manche Pflanzen könnten auch mit einem Pilzbefall lange leben, sagt Doty: "In den Wallanlagen gibt es zum Beispiel eine Baumhasel, die schon seit den 1950er-Jahren einen Pilz im Stammfuß hat."
Wichtig sei es jetzt, die weitere Entwicklung im Auge zu behalten. UBB hat die Gröpelinger Rotbuche deshalb in eine engere Kontrolle aufgenommen. Sie wird Doty zufolge ab jetzt in regelmäßigen Abständen begutachtet. "Dabei wird zum Beispiel geguckt: Wie sehen die Blätter aus und wie entwickelt sich der Baum?" Bei sogenannten ortsbildprägenden Bäumen – also Bäumen, deren Entfernen als Lücke und nachhaltiger Verlust für das Bild vor Ort empfunden würde – werden Doty zufolge viele verschiedene Maßnahmen ergriffen, um den Baum möglichst lange zu erhalten.
"Es wäre ein herber Verlust"
Christina Vogelsang, die sich mehrere Jahre für die Grünen im Gröpelinger Beirat engagiert hat, hatte seinerzeit angestoßen, dass die Fläche beim Umspannwerk an der Ecke Geeststraße / Goosestraße ins integrierte Entwicklungskonzept (IEK) Gröpelingen aufgenommen und zum Willy-Hundertmark-Platz umgestaltet wird. Sie hofft, dass der Baum noch lange stehen bleibt: „Es wäre ein herber Verlust für das Lindenhofviertel, die mächtige Blutbuche zu verlieren. Es handelt sich um einen 200 Jahre alten Baum, der aufgrund seines hohen Alters eine große CO2-Bindung leistet. Er hat den Wandel des Stadtteils vom Dorf zur Vorstadt erlebt, unter ihm hat Hans Koschnick als Kind gespielt – und er ist das Wahrzeichen des Hundertmark-Platzes.“