Nicht ganz glücklich mit einer ihrer kürzlich im E-Mail-Umlaufverfahren gefällten Entscheidungen sind derzeit Gröpelingens Ortspolitiker. „Wir haben wohl etwas vorschnell zugestimmt und es versäumt, nochmal genauer nachzufragen“, heißt es aus dem Ortsamt.
Es geht dabei um eine Baumschutzmaßnahme an der Gröpelinger Heerstraße. Der Umweltbetrieb Bremen (UBB) hatte dafür vor einigen Wochen in einem Schreiben den Beirat um seine Zustimmung gebeten. Einwände hatten die Ortspolitiker nicht und kurze Zeit später kam für die Anwohner der Heerstraßen-Südseite zwischen Moorstraße und Morgenlandstraße die Überraschung: Dort, wo sie seit Jahren ihre Autos parken, standen nun plötzlich Halteverbotsschilder. Diese wurden sodann durch Poller ersetzt, die das Parken komplett unmöglich machen.
Mehrere Beschwerden sind dazu mittlerweile im Ortsamt eingegangen. Drei Anwohner schilderten am 10. Juni dem Fachausschuss, wie sie die Situation vor Ort erleben. Lieferanten und Handwerker könnten nun nicht mehr in direkter Grundstücksnähe halten, kritisiert etwa eine Anwohnerin. So habe ein von ihr beauftragter Dienstleister kürzlich sein Fahrzeug auf der Fahrbahn abstellen müssen: „Es kam fast zu Unfällen.“ Ähnlich gefährlich sei es, wenn Fahrzeuge hielten, um ältere Anwohner oder Kinder vor den Hauseingängen abzusetzen. Und statt auf dem Randstreifen werde nun eben in Kurven, auf Fuß- und Radwegen geparkt.
An der Einmündung Moorstraße seien nun häufig beide Ecken zugeparkt, warnt auch ihr Nachbar Stephan Heins, der sich als Sachkundiger Bürger für Die Linke im Beirat engagiert. „Alte Leute, Kinder, Fußgänger und Radfahrer übersieht man dort sehr schnell“, sagt er, „und der Behindertenparkplatz ist zu einem Express-Parkplatz für Leute geworden, die dort kurz anhalten, um ihre Einkäufe zu erledigen.“ Die Anwohner selbst wiederum müssten ihre Einkäufe nun zum Teil sehr weit vom Auto bis nach Hause schleppen, kritisiert ein anderer Nachbar: „Das ist nicht zumutbar.“
Geschäfte schwerer anzufahren
Auch der Verein Gröpelinger Marketing und einige Geschäftsleute haben sich über die neuen Poller beschwert, die es erschweren, die Geschäfte anzufahren. Ein Teil des Problems: Da die Flächen offenbar nie als regulärer Parkraum galten, sondern das Parken dort lediglich toleriert wurde, besteht womöglich auch kein Anspruch auf Ersatzflächen. „Ich kann mich an keinen Moment erinnern, an dem man in diesem Bereich nicht geparkt hat beziehungsweise es nicht durfte“, betont dazu Stephan Heins, der seit 38 Jahren im Stadtteil lebt. Etwas weiter stadteinwärts – vor dem
Gewerkschaftsblock zwischen Grasberger und Altenescher Straße – seien reguläre Parkplätze geschaffen worden. Wieso sollte so etwas dann nicht auch zwischen Moorstraße und Morgenlandstraße möglich sein, fragt er sich.
„Das Baumschutz-Argument kann ich nicht nachvollziehen“, sagt eine andere Anwohnerin. Ihr zufolge waren schon vor längerer Zeit Bügel an den Bäumen angebracht worden. Vor etwa einem dreiviertel Jahr seien diese dann entfernt und rund um jeden einzelnen Baum Poller gesetzt worden. Und nun sei zusätzlich auch noch jeder Baum „mit fünf bis sieben Pollern dekoriert“ . Etwas „übertrieben“, findet dies auch Rolf Heide (SPD), auch sein Parteikollege Rolf Vogelsang hatte eine parkfreundlichere Lösung wie An der Finkenau vor Augen, als er der Anfrage zustimmte. Beiratsmitglied Stefan Kliesch (parteilos) warnt davor, dass sich zwischen den Pollern bald der Müll sammeln werde. Gemeinsam wollen alle Fraktionen nun rückwärts aus dem Geschirr und einen Teil der Poller wieder entfernen lassen.