Mit Beginn der Abenddämmerung schwärmen beim Sportverein Grambke Oslebshausen (SVGO) lautlose Flugkünstler aus. Dann gehen dort unter anderem Zwergfledermäuse, Breitflügelfledermäuse, Rauhautfledermäuse und der Große Abendsegler auf die Jagd nach Faltern, Käfern oder Mücken, wie vor einiger Zeit Abendspaziergänge von Gutachtern und Untersuchungen mit speziellen Aufnahmegeräten ergeben haben. „Die einzelnen Fledermaus-Arten haben unterschiedliche Frequenzen, die von den Horchboxen aufgenommen und ausgewertet werden. So konnten wir hier sechs verschiedene Arten feststellen, von denen drei nicht so häufig sind“, erklärt Platzwart Peter Müller.
Vor-OrtDer Ökologe und Diplom-Biologe hat sich vor einiger Zeit im Auftrag des Vereins mit Uwe Kammholz von der Ten-Brinke-Gruppe zusammengesetzt, die 300 Meter Luftlinie vom Vereinsgelände entfernt auf dem ehemaligen Schlachthofgelände den im Mai eröffneten Toom-Baumarkt errichtet hat. Denn auch dort waren Fledermäuse ein Thema, wie Kammholz berichtet: „Vor dem Bau wurde mit der Naturschutzbehörde geguckt, ob Fledermäuse ihr Sommerquartier auf dem Schlachthofgelände haben. Die Idee war, nach Abschluss der Arbeiten dann Fledermauskästen auf dem Grundstück aufzuhängen.“
Vor-Ort-Termin am Baumarkt
Diesen Plan habe das Unternehmen nach einem Vor-Ort-Termin mit dem Naturschutzbund (Nabu) vor einigen Wochen aber wieder verworfen, so Kammholz: „Viel Verkehr, wenig Bäume und die Autobahn gleich nebenan – wir haben uns deshalb entschieden, die Kästen lieber bei SVGO aufzuhängen.“ „Das passte sehr gut zusammen“, sagt Müller, „denn wir sind seit einiger Zeit dabei, unser Vereinsgelände stärker nach ökologischen Gesichtspunkten zu gestalten und wollten dabei auch etwas für Fledermäuse tun.“
Und so hat das Unternehmen dem Verein sechs Holzbetonkästen und fünf Holzkästen zur Verfügung gestellt, die dort an einigen der mehr als 300 Bäume auf dem Gelände des Sportvereins platziert wurden. Bei der Auswahl der Standorte hat ein Gutachter vom Nabu geholfen, wie Müller erzählt: „Denn Fledermäuse haben bestimmte Ansprüche. Zum Beispiel sollte der Baum einen geraden Stamm haben und der Kasten muss in einer bestimmten Höhe hängen, damit sie sich frei herausfallen lassen können.“ Ein Kasten bietet Platz für etwa zehn bis 20 Tiere, die gerne kopfüber und dicht an dicht gedrängt in Höhlen oder Baumhöhlen schlafen.
Wie schnell die ersten Fledermäuse die neuen Quartiere für sich entdecken und einziehen werden, das lässt sich SVGO-Geschäftsführer Holger Bussmann zufolge nicht vorhersagen: „Wir haben auch an unserem Kletterbunker am Mählandsweg Kästen aufgehängt – da wurde nach zwei Jahren die erste Besiedelung festgestellt. Und bei unseren Kästen für Raubvögel hat es vier Jahre gedauert, da darf man nicht die Geduld verlieren.“