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Nachhaltigkeit Es geht noch grüner

Vielen SVGO-Mitgliedern gilt die vereinseigene Anlage an der Sperberstraße als die schönste Sportanlage der Stadt. Nun wird sie auch noch ökologisch wertvoll.
08.08.2022, 18:00 Uhr
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Es geht noch grüner
Von Anne Gerling

„Schön grün“: Dieser Gedanke drängt sich beim Besuch der SVGO-Sportanlage an der Sperberstraße in diesen Tagen nahezu unweigerlich auf. Linden, Birken und Weiden säumen die Fußballfelder, deren Rasen einen äußerst gesunden Eindruck macht. Fast 300 Bäume wachsen auf dem Areal. Dass mit den acht Eichen gleich am Eingang zum Vereinsgelände etwas nicht stimmen könnte, ist auf den ersten Blick nicht unbedingt zu erkennen.

Genau so ist es aber. „Diese Bäume sind fast 45 Jahre alt. Eigentlich haben Laubbäume in diesem Alter so dichte Kronen, dass man da nicht durchgucken kann“, sagt SVGO-Geschäftsführer Holger Bussmann. Hier jedoch: Eher spärlich ausgebildete Äste, durch die hindurch man hervorragend den blauen Himmel erkennen kann. „Denen da hinten geht es noch schlechter“, sagt Bussmann und zeigt in Richtung Bahngleise, auf den Vereinsparkplatz: „Die sind genauso alt, aber man sieht den Unterschied. Sie sind deutlich kleiner. Das sind unsere Problembäume.“

Boden immer weiter verdichtet

Die damals 15 Jahre alten Eichen sind gepflanzt worden, als der Verein 1993 – damals noch als Sportgemeinschaft Oslebshausen (SGO) – mit seiner Anlage vom Oslebshauser Zentrum an die Sperberstraße umzog. Anders als ursprünglich geplant entwickelte sich anschließend praktisch das gesamte Areal zu einem Parkplatz. Das hatte Folgen für die Eichen: Der Boden hat sich im Laufe der Jahre immer mehr verdichtet, sodass er immer weniger Regenwasser aufnehmen konnte. An den Oberflächenwurzeln sind außerdem deutliche Schäden zu erkennen; dort fehlt gewissermaßen die Ummantelung.

Bussmann will den Bäumen deshalb helfen: Die Fläche unmittelbar vor dem Vereinsgebäude – die nie ein offizieller Parkplatz war – wird für Autos gesperrt und das Erdreich aufgelockert. Auf dem eigentlichen Parkplatz wiederum werden um die Bäume herum Bereiche abgetrennt, in denen dann nicht mehr geparkt werden soll. Bussmann: „Wir verlieren circa 16 Parkplätze – können aber dadurch den Bäumen mehr Fläche geben, sodass dort auch mehr Wasser in den Boden sickert.“

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Beratung mit Fachleuten

Bussmann hat sich außerdem intensiv mit dem Umweltbetrieb Bremen (UBB) und dem Naturschutzbund (Nabu) darüber beraten, wie das Vereinsgelände insgesamt zum naturnahen Lebensraum für Insekten und Vögel weiterentwickelt werden kann. „Beides spielt eine Rolle“, findet er: „Dass die Anlage eine hohe Aufenthaltsqualität hat – aber auch, dass man sich Gedanken darüber macht, wie die Anlage ökologisch wertvoller wird.“

Der Rundgang mit dem Garten-Profi fiel zunächst ernüchternd aus. Denn der Fachmann identifizierte auf der Anlage viel „totes Grün“ wie zum Beispiel Kirschlorbeer. Der wächst zwar schnell, bietet aber hiesigen Insekten weder Unterschlupf noch Nahrung, womit wiederum Vögeln die Nahrungsgrundlage entzogen wird. Das soll sich ändern: Im Herbst und im Frühjahr seien 30 heimische Sträucher – Besenginster, Faulbaum, Felsenbirne, Schlehe, Schneeball, Traubenholunder, Weißdorn, Wildapfel und Bibernellrose – neu angepflanzt worden, erzählt Bussmann: „Und jedes Jahr kommen jetzt 30 weitere dazu. Das geht Stück für Stück weiter.“ In einem zweiten Schritt werde dann das „tote Grün“ entfernt: „Das ist dann einfach schöner.“ Im Herbst sollen auf dem Gelände außerdem die ersten 20 Vogelhäuser aufgehängt werden.

Blühlandschaft statt Sandfläche

Und auf einer Sandfläche, auf der bis vor einiger Zeit noch Container standen, wird demnächst eine Blühlandschaft für Insekten entstehen. Bussmann hat vor zwei Jahren etwas Ähnliches privat angelegt: „Das war ganz einfach, und da ist jetzt richtig was los. Das ist ein richtig volles Insektenhotel geworden.“

Und es gibt weitere Pläne: Ein Teil des Dachs am Vereinsgebäude wird in den nächsten zwei Jahren eine Solaranlage bekommen. „Wir können damit Strom erzeugen und die Heizung betreiben. Das macht aus ökologischen und aktuell auch aus energetischen Gründen Sinn – wir haben einen enorm hohen Warmwasserbedarf“, sagt Bussmann. Außerdem wolle der Verein vor seiner Tür eine Solartankstelle mit vier Ladesäulen für Elektroautos aufstellen, aktuell laufen dazu Gespräche mit dem Sportamt: „Die Leute kommen her und treiben zwei Stunden Sport – in der Zeit können sie dann gleich noch ihr Auto aufladen.“

Auch über einen neuen Beachplatz werde aktuell nachgedacht, verrät Bussmann schließlich noch: „Wir wollen als Verein ja nicht nur für Tiere und Pflanzen attraktiv sein, sondern vor allem auch für Menschen.“

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