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Tura-Projekt "Dance4Kids" Gröpelinger Tanztheaterprojekt auf der Kippe

Auf der Bühne stehen und vor Publikum ein selbst entwickeltes Tanztheaterstück zeigen: Das können Gröpelinger Kinder und Jugendliche seit 2009 beim Tura-Projekt "Dance4Kids". Doch wie geht es dort weiter?
03.04.2025, 05:00 Uhr
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Gröpelinger Tanztheaterprojekt auf der Kippe
Von Anne Gerling

Wippende Köpfe im Publikum, Szenenapplaus und „Zugabe“-Rufe – so sieht es aus, wenn die Kinder und Jugendlichen aus dem Tura-Tanzprojekt „Dance4Kids“ auftreten. Zur Eröffnung des Feuerspuren-Erzählfestivals begeisterte die Gruppe ebenso wie beim Gröpelinger Sommer oder bei Auftritten im Nachbarschaftshaus Helene Kaisen (Na‘). "Unser Projekt hat sich seit dem Start im Jahr 2009 in mehreren Schritten von einem kleinen Ferienprojekt zu seiner jetzigen, seit mehreren Jahren bewährten und erfolgreich umgesetzten Form mit wöchentlichen Übungsnachmittagen, Wochenendworkshops und Auftritten entwickelt. Und wir haben auch dieses Jahr schon wieder Anfragen für Auftritte", so Tura-Präsident Gerd Schweizer.

„Das Projekt ist in den vergangenen 16 Jahren noch nie infrage gestellt worden“, unterstreicht Schweizer außerdem. So zumindest war es bisher. Aktuell nämlich ist nicht klar, ob es auch in diesem Jahr wieder Mittel aus dem Förderprogramm „Wohnen in Nachbarschaften“ (Win) für das bei jungen Gröpelingerinnen und Gröpelingern beliebte Tanztheaterprojekt geben wird, das mithilfe von Online-Workshops auch die Corona-Pandemie überstanden hat.

Beantragte Summe ist zu hoch

Seit Längerem laufen dazu Gespräche zwischen Schweizer und den für das Win-Fördergebiet Gröpelingen verantwortlichen Quartiersmanagern Bärbel Froemel und Marc Vobker. Konkret geht es dabei um den Antrag auf Fördermittel beziehungsweis um die beantragte Summe, die nach Ansicht des Quartiersmanagements offenbar zu hoch ist. Schweizer: „Wir haben deshalb alles nochmal runtergerechnet und bei den Stunden und Workshops gekürzt. Dadurch konnten wir die Kosten um 12,5 Prozent gegenüber dem ersten Entwurf und sogar um fast 20 Prozent gegenüber der Projektanmeldung Ende November reduzieren.“ Dies habe unter anderem zur Folge, „dass Tanzpädagoginnen und Übungsleiterin auf eine Honorierung der Zeiten für Auf- und Abbau, Grobreinigung der Übungs- und Umkleideräume, Einzelgespräche mit Kindern und Eltern oder auch eine kurze Teamrunde zur Auswertung des abgelaufenen Workshops verzichten müssen.“ Genützt hat dies bislang nichts – auch der überarbeitete Antrag halte der „Prüfung auf Wirtschaftlichkeit“ nicht stand, hat das Quartiersmanagement Schweizer vor zwei Wochen in einer E-Mail mitgeteilt.

Vertrauen muss aufgebaut werden

Wie lässt sich die Wirtschaftlichkeit sozialer Projekte ermitteln? Die im Antrag genannten pädagogischen Ziele gehen Schweizer zufolge weit über die Erarbeitung einer vorzeigbaren Aufführung hinaus. Insbesondere gehe es auch darum, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, das die Voraussetzung für die Offenheit der Kinder und Jugendlichen gegenüber den Pädagoginnen und den anderen Teilnehmenden sei. Und, so Schweizer: „Darüber hinaus werden durch die Regelmäßigkeit der Workshops Eigenschaften entwickelt und gefördert, die insbesondere im zukünftigen Arbeitsleben eine bedeutende Rolle spielen und erwartet werden. Zum Beispiel Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Disziplin, Teamfähigkeit und die Bereitschaft, Verantwortung für andere und den Projekterfolg zu übernehmen.“ Insbesondere für Kinder aus Familien mit langem Transferleistungsbezug sei das Projekt somit eine Chance und leiste einen Beitrag, um aus diesem Kreislauf auszubrechen.

Auf die von ihm erbetene fachliche Begründung zum Thema Wirtschaftlichkeit warte er bislang vergeblich, so Schweizer: „Es wurde lediglich auf andere Projekte verwiesen. Auf Nachfrage wurde mir bislang jedoch kein konkretes Win-gefördertes Tanztheaterprojekt genannt, an dem wir uns dazu orientieren könnten, welche Kriterien für die Prüfung auf Wirtschaftlichkeit angewandt werden.“

Andere Förderprogramme empfohlen

Stattdessen wurde Schweizer nahegelegt, sich um Mittel aus anderen Förderprogrammen zu bemühen. Der Aufwand etwa für die Beantragung von Mitteln über das Programm „Kultur macht stark“ wäre allerdings erheblich, so Schweizer: „Allein der Ausschreibungsleitfaden hat schon einen Umfang von 22 Seiten, auf der Projekt-Website stehen mehr als ein Dutzend Dokumente zum Download, die größtenteils in der Antragsphase bearbeitet werden müssten. Dieser Aufwand ist für ehrenamtlich Tätige kaum leistbar, zumindest nicht zumutbar oder sinnvoll.“

Das im Amt für Soziale Dienste angesiedelte Quartiersmanagement stehe im Grundsatz hinter dem Projekt, sagt Sozialressortsprecher Bernd Schneider: "Tura hat aber das Angebot deutlich über das hinaus ausgeweitet, was bisher angeboten wurde. Das hat deutliche Folgen für die Kosten. Da sind jedoch dem Win-Budget Grenzen gesetzt."

Projekt soll abspecken

Bevor Projekte in die Abstimmung im Win-Forum kommen, wird Schneider zufolge jeweils geprüft, ob das Vorhaben überhaupt förderfähig ist. Klar sei: "Dieses Projekt soll gefördert werden – aber es muss abgespeckt werden. Es ist zwar verständlich, dass der Verein es ausweiten will – aber das ginge dann nur zulasten anderer Angebote." Eigentlich hatte Schweizer die diesjährige „Dance4Kids“-Finanzierung vor den Osterferien in trockenen Tüchern haben wollen. Er hofft nun darauf, dass der Antrag an diesem Donnerstag im Win-Forum doch noch gestellt werden kann und von den Forumsmitgliedern dann auch genehmigt wird: „Denn die Kids kommen, die rennen uns die Bude ein.“

Info

Die öffentliche Sitzung des Win-Forums findet an diesem Donnerstag, 3. April, um 16 Uhr im Torhaus Nord, Liegnitzstraße 63, statt.
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