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Rattenplage in Gröpelingen Was tun gegen die schlauen Nager?

Gröpelingen kämpft mit einer Rattenplage. Doch wer ist zuständig und wie kann das Problem gelöst werden? Ein Blick auf die Situation und mögliche Lösungen.
27.05.2024, 05:52 Uhr
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Von Anke Velten

Dem Bremer Senat ist kein übermäßiger Befall mit Ratten bekannt: So hieß es kürzlich in der Antwort auf eine Anfrage der CDU-Bürgerschaftsfraktion. Aus Gröpelingen hört man ganz anderes. Von einem „Beschwerden-Tsunami“ sprach gar Ingo Wilhelms, Sachbearbeiter im Ortsamt West. Bürger berichteten über eine „Explosion der Ratten-Population.“

Woran liegt das, was kann man tun, wer ist überhaupt zuständig und wie könnte man das Problem künftig verhindern? Manche Fragen sind leicht zu beantworten – andere weniger, wie der Gröpelinger Gesundheitsausschuss erfuhr. Bemängelt wurden vor allem das Fehlen einer zentralen Anlaufstelle und die Unübersichtlichkeit der Zuständigkeiten.

Nichts passiert

„Hunderte von Ratten“ in Hinterhöfen von Mehrfamilienhäusern, im Parzellengebiet und rund um Müllsäcke vor Schrottimmobilien: So lauteten die Geschichten, die Gröpelinger Bürger im Rahmen der Sitzung zu erzählen hatten. Zudem: „Es passiert nichts!“, wie eine Gröpelingerin kritisierte, die nach eigenen Angaben mehrfach erfolglos den Rattenbefall vor einem unbewohnten Haus an der Parchimer Straße gemeldet hatte.

Als Experten eingeladen hatte der Ausschuss Frank Piontek, Schädlingsbekämpfer von Beruf und seit fünf Jahren in ausschließlich beratender Funktion in der Abteilung für Ortshygiene des Bremer Gesundheitsamts tätig. Die Ursachen, die Ratten in die Nähe der Menschen ziehen, „kennt eigentlich jeder“, so Piontek. Überall, wo Hausmüll und gelbe Säcke mit Essensresten zugänglich sind, finden Ratten reichlich Nahrung und vermehren sich schnell. Ein reiches Buffet böten auch Komposthaufen, auf denen gekochte Speisereste entsorgt werden. Ein großes Problem sei zudem die Fütterung von Wildtieren wie Enten, Vögeln und Igeln, wenn auch Ratten an das Futter gelangen können.

Kanäle als Rattenautobahn

Die Mobilität und die Hartnäckigkeit der Tiere sei dabei nicht zu unterschätzen: Sie können auf Bäume klettern, Kunststofftonnen und Einhausungen von Kompostern locker durchnagen. „Futter lockt Ratten kilometerweit an“, so Piontek. Kanäle fungierten dabei als „Rattenautobahnen.“ Eine Zunahme von Ratten aufgrund des schönen Wetters oder gar des Klimawandels kann der städtische Schädlingsberater ausschließen – den Ratten sei das Wetter schlicht egal, saisonal bedingt sei vielmehr deren Wahrnehmung: „Bei gutem Wetter halten sich die Menschen mehr im Freien auf und sehen die Ratten. Gleichzeitig hinterlassen sie Abfall und Lebensmittel, die wiederum die Ratten in ihre Nähe ziehen.“

Anders als in Hamburg, wo es seit 40 Jahren eine Meldepflicht für Ratten beim Institut für Hygiene und Umwelt gibt, besteht eine solche in Bremen nicht. Bürgerinnen und Bürger sollen sich dennoch beim städtischen Berater unter der 36 11 55 51 oder per E-Mail an ortshygiene@gesundheitsamt.bremen.de melden, denn Frank Piontek weiß im Zweifelsfall, wer zuständig ist und gibt die Information umgehend weiter.

Keine Präventiv-Köder

Für die Ratten im Kanalsystem ist Hansewasser verantwortlich. Bei Meldungen legen Mitarbeiter einer Spezialfirma sogenannte Rattenkugeln aus, deren Köder nicht mit dem Abwasser in Kontakt kommen. Die punktuellen Einsätze seien „extrem selten“, erklärt Hansewasser-Sprecher Oliver Ladeur. Im laufenden Jahr mussten die Schädlingsbekämpfer erst zwei Mal aktiv werden. Präventiv würden die Giftköder nicht ausgelegt, so Ladeur. Auf öffentlichem Grund ist Immobilien Bremen für die Bekämpfung zuständig – es sei denn, es handelt sich um öffentliche Grünflächen und Spielplätze, die wiederum in den Zuständigkeitsbereich des Umweltbetriebs Bremen fallen.

Auf privatem Grund sind die Eigentümer verpflichtet, für die Bekämpfung zu sorgen. Piontek rät dabei von handelsüblichen Rattenködern ab: Sie enthielten zu wenig Wirkstoff. „Eine ausgewachsene Ratte bringen sie nicht um.“ Die Gefahr bestehe vielmehr, dass die Ratten dann Resistenzen bildeten. Abzuraten sei auch vor Rattenköderfallen, in denen auch andere Tiere – Vögel, Igel, Haustiere – verletzt werden oder zu Tode kommen könnten. Besser sei es, professionelle Schädlingsbekämpfer zu beauftragen – auch hier kann der Fachmann bei der Suche nach seriösen Firmen unterstützen. Um Eigentümer und Vermieter, die nicht von sich aus aktiv werden, hat sich wiederum das Ordnungsamt zu kümmern.

Frustrierte Bürger

Tatsächlich verzeichnen weder Hansewasser noch Immobilien Bremen eine auffällige Zunahme der Rattenpopulation in Bremen, wie es auf Nachfrage hieß. Auch im Gesundheitsamt sei die Zahl der Meldungen nicht gestiegen, sagt Piontek. Martin Michalik, Mitglied der Bürgerschaftsfraktion, die die Senatsanfrage formuliert hatte, hat dafür eine Erklärung. „Die Bürger sind vom Zuständigkeitswirrwarr frustriert“, so der Christdemokrat. „Sie melden sich nicht mehr und geben einfach auf.“

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