Wann kommt der Wesertunnel? Diese Frage interessiert viele Menschen in Gröpelingen, Oslebshausen und auch in der Überseestadt. Sie versprechen sich von der knapp fünf Kilometer langen Direktverbindung zwischen Gröpelingen und Seehausen für die Zukunft weniger Durchgangsverkehr und weniger Staus. Die Planer rechnen mit 40.000 Kfz, die zukünftig pro Tag durch den Tunnel rollen werden.
Die Planungen laufen seit vielen Jahren, das Datum für die Fertigstellung – ursprünglich war dabei das Jahr 2010 im Gespräch – ist kontinuierlich immer weiter nach hinten verschoben worden. Abteilungsleiter Jörn Kück von der Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (Deges), die für Planung und Bau verantwortlich ist, beschäftigt sich seit mittlerweile rund 25 Jahren mit dem Projekt. Auf einen neuen Termin mag er sich derzeit nicht festlegen: „Das ist Kaffeesatzleserei. Aber der Tunnel ist definitiv nicht vor 2026/27 fertig.“
Dennoch: Es geht voran mit dem Vorhaben. So wird in diesen Tagen die Ausschreibung für den Tunnelbau veröffentlicht, wie Kück am 29. Juni dem Gröpelinger Beirat mitgeteilt hat. Ein Konsortium zu finden, das den Tunnel baut, könnte dabei schwierig werden: „Weil sich niemand beteiligen kann, der irgendetwas mit Russland zu tun hat.“ Dabei gehe es zum Beispiel auch um etwaige Tochterfirmen des potenziellen Auftragnehmers.
An der Gröpelinger Tunneleinfahrt gilt es unter anderem, Fahrzeuge vor herumfliegenden Brocken beim Abkippen von Schlacke zu schützen und Hochspannungsleitungen zu den Stahlwerken neu zu verlegen. Von dem ursprünglichen Plan, die benötigten Tunnel-Elemente im – dann eigens dafür trockengelegten – Kap-Horn-Hafen beim U-Boot-Bunker „Hornisse“ zu bauen, ist die Deges zwischenzeitlich aus wirtschaftlichen Gründen abgerückt. Stattdessen könnten die Elemente Kück zufolge in der Nähe der Baustelle oder aber auch in Holland gebaut werden – je nachdem, wer den Auftrag am Ende bekommt.
Mit dem Tunnel werden auch die Gewerbeflächen in Gröpelingen und Oslebshausen für Unternehmen attraktiver. Denn mit der A 281 entstehe ein „Zukunftsband“, das Industriepark, Industriehäfen, Neustädter Hafen und GVZ „funktional vernetze“, unterstrich Dirk Kühling, Abteilungsleiter Wirtschaft im Haus der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa. „Das Weg-Zeit-Gefüge in der Stadt wird sich mit dem Tunnel ändern. Mit dem Auto sind Sie aktuell von hier aus in circa 25 Minuten beim GVZ, wenn es gut läuft. Mit dem Tunnel sind Sie ein Nachbar des GVZ.“ Und, so Kühling: „Mit dem Autobahn-Ringschluss entsteht der größte zusammenhängende Hafen-, Gewerbe- und Logistikstandort in Norddeutschland.“ Wenn er das höre, mache ihm das auch Angst, gab Dieter Winge von der Bürgerinitiative Oslebshausen und umzu Kühling mit auf den Weg: „Wie will die Verwaltung bei der Ansiedelung neuer Betriebe so eingreifen, dass keine belastenden Betriebe dorthin kommen? Wir sind nicht wirtschaftsfeindlich – wir wollen nur, dass sich belastende Betriebe möglichst weit weg ansiedeln.“