Einen gemeinsamen Ausflug nach Bremerhaven haben kürzlich Iven Krämer, Referatsleiter Hafenwirtschaft und Schifffahrt im Häfenressort, Schienenverkehr-Referatsleiter Christoph Lankowsky aus dem Mobilitätsressort, Vertreter der Bürgerinitiative Oslebshausen und umzu und Mitglieder des Gröpelinger Beirats unternommen. Dort ließ sich die kleine Bremer Delegation auf Einladung des Zugherstellers Alstom die Werkstatt zeigen, in der Züge der Nordwestbahn gewartet werden.
„Wir waren positiv überrascht über die Lautstärkeentwicklung außerhalb der geschlossenen Halle. Wenn dort Züge bearbeitet werden, ist draußen kaum etwas zu hören“, schilderte dazu am 13. Juli bei der zweiten öffentlichen Informationsveranstaltung zu der in Oslebshausen geplanten Bahnwerkstatt BI-Mitglied Ulrich Uffelmann seine Eindrücke. Bei der An- und Abfahrt der Züge habe es aber – wie erwartet - durchaus gequietscht und gerattert: „Das muss sicher bedacht und noch mal angesprochen werden, wie man damit umgeht.“ Als positiv habe er bei dem Ausflug außerdem den persönlichen Kontakt zu den Verantwortlichen empfunden.
Tatsächlich verlief auch die Videokonferenz, zu der Häfen- und Mobilitätsressort eingeladen hatten, deutlich harmonischer als die erste Veranstaltung dieser Art vor zwei Monaten. „Uns ist sehr daran gelegen, die gesamten Prozesse so transparent wie möglich zu halten“, betonte eingangs Iven Krämer. Und so gab es nun ausführliche Informationen sowohl zu den bevorstehenden Grabungen auf dem sogenannten Russenfriedhof als auch zur Standortwahl und zum weiteren Vorgehen.
Mittlerweile damit begonnen worden, die Grabungsstelle am Bahndamm einzurichten (wir berichteten). Dank der zentimetergenauen Arbeit des Baggerfahrers lässt sich Landesarchäologin Uta Halle zufolge schon jetzt der Zaun entlang der Südseite nachweisen; die eigentliche Grabung startet Anfang August. Am Sonntag, 12. September - dem Tag des Denkmals – möchte Halle mehrere öffentliche Führungen auf dem Gelände anbieten. Krämer zufolge gibt es bereits erste Überlegungen zur Einrichtung eines würdigen Gedenkortes: „Das hängt aber mit der weiteren Entwicklung und etwaigen Funden zusammen.“
Bei der ersten Informationsveranstaltung hatte es aus dem Publikum etliche Nachfragen dazu gegeben, wie es zur Wahl des Standortes Reitbrake für die Bahnwerkstatt kam und ob in Bremen noch andere Standorte untersucht worden seien. Der bei Alstom für den Bereich Instandhaltung und Neufahrzeuge verantwortliche Projektmanager Joschah Sieber-Borath skizzierte deshalb nun den Prozess zur Standortsuche, bei dem acht Flächen in Bremen und Bremerhaven beziehungsweise im Raum Hannover / Braunschweig geprüft worden waren. Fünf davon erwiesen sich als zu klein, zwei weitere schieden zufolge Sieber-Borath aufgrund der benötigten Zu- und Abfahrten aus: „Die Reitbrake erfüllt aus unserer Sicht alle Kriterien, die wir erfüllen müssen.“
„Wir wollen sicherstellen, dass Sie verstehen, dass wir im Dialog mit der Bahn sind“, ergänzte Krämer mit Blick auf die Kritik, die Deutsche Bahn sei nicht in den Planungsprozess einbezogen worden und verfüge über geeignete Flächen etwa in der Nähe des Hauptbahnhofs. Das Vorhaben, so Krämer, sei auch mit Bahn-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla und den zuständigen Mitgliedern des Bremer Senats besprochen worden, als Pofalla am Montag, 12. Juli, zu Gast in Bremen war, um dort die Weichen für die Zukunft des Bahn-Instandhaltungswerks in Sebaldsbrück zu stellen (wir berichteten): „Wir haben dabei die Frage an ihn gerichtet, wie es mit alternativen Flächen der Bahn aussieht. Die Antwort war eindeutig: Die Deutsche Bahn hat keine Alternativen.“
Bei Zughersteller Alstom laufen mittlerweile die Vorbereitungen für das gesetzlich vorgeschriebene Planfeststellungsverfahren. Vier städtische Flurstücke mit einer Fläche von mehr als 32,7 Hektar sollen demnach zusammengefügt werden, um dort die Werkstatt, eine Überführungsstrecke und einen Bereich zum Abstellen der Züge einzurichten. Ein Lärmschutzgutachten wird noch erstellt. „Es ist vorgesehen, dass wir alles tun, um die Lärmbelastung gering zu halten“, kündigte Sieber-Borath aber schon jetzt an. Pläne zur Anlage können auf der Bremenports-Webseite unter https://bremenports.de/hafeneisenbahn/aktuelles/ eingesehen werden. Wer Fragen zu dem Vorhaben hat, kann sich außerdem montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr unter Telefon 030-28875870 an das EBN-Service-Center wenden.
Ende des Jahres möchte Alstom den Planfeststellungsantrag einreichen, das Verfahren wird etwa zwölf Monate dauern. Wer durch das Vorhaben seine Rechte und Belange beeinträchtigt sieht, kann während des Verfahrens schriftlich Einwendungen einreichen.