Wenn Menschen blaumachen, ist meist Unlust im Spiel: Die Arbeit zu öde, das Training zu anstrengend, die Schule zu nervig. Wenn dagegen Kunstschaffende blaumachen, dann kann da Überraschendes und Erhellendes herauskommen. Bis zum 21. Juli präsentiert der Künstler Roland Foehlisch Bilder aus seinem Werkbestand und zeigt damit, dass Blau nicht einfach Blau ist und dass insbesondere das Licht des Tages diese Farbe immer wieder anders erscheinen lässt.
„Die Betrachtung von Kunst bei natürlichem Licht ist das Tollste, was einem passieren kann“, erklärt Roland Foehlisch, während er in seinem Atelier und Ausstellungsraum steht. „Das natürliche Licht lässt die Bilder noch lebendiger werden.“ Eigentlich sind es mehrere Ausstellungsräume, auf die Roland Foehlisch in seinem Atelier zwischen Hohentorshafen und Weser zurückgreifen kann. Diese Räume haben nicht nur ihr spezifisch eigenes Licht – vielmehr ändert sich dieses Licht auch je nach Tageszeit und lässt die verschiedenen Werke stets anders auf den Betrachter wirken. „Die Vielfalt der Farben der Bilder lässt sich mehr erfahren, wenn das Licht unterschiedlich ist.“ Und das sieht der Künstler auch in seinem eigenen Heim. „Bei den Bildern, die bei mir zu Hause hängen, ist das Licht manchmal anders, da sehe ich oft die Veränderung“, sagt der im Geteviertel wohnende Roland Foehlisch. Oder anders ausgedrückt: „Das Bild ist bei unterschiedlichem Lichteinfall immer anders.“
Ein Besuch der Ausstellung, es ist Ende Juni, 14 Uhr: Dunkle Flächen in Blau treffen auf nahezu maritime Bilder, manche erinnern auch an Wolken und so einige von ihnen wirken gar plastisch. Erinnerungen an Strudel kommen auf, aber auch an Projektile, die auf Wasser auftreffen, einige Bilder sind ein wenig erhaben. „Die Sonne, aber auch die Nachbargebäude tragen viel zu den Lichtverhältnissen bei. Denn die Sonne scheint auf die Nachbargebäude und strahlt anschließend hier herein – ideal. Es ist sehr vielfältig, was das Licht im Laufe des Tages an Facetten zeigt.“ Und darin besteht auch ein wesentlicher Unterschied zu vielen anderen Orten, an den Kunst dargestellt wird: „In Museen präsentiert man die Bilder üblicherweise so, dass sie nicht dem Licht ausgesetzt sind“, erzählt er, was natürlich auch dem Umstand geschuldet ist, die wertvollen Bilder zu schützen – doch: „Meine Werke sind farbecht, ich arbeite immer mit den reinsten Farbpigmenten. Damit bekomme ich auch mehr Leuchtkraft hinein, das macht die Reinheit der Farbe. Und die Art und Weise, wie ich damit male.“

In der Mittsommerausstellung ist bei manchen Bildern das Blau erst zu erkennen, wenn der Betrachter genau hinsieht.
Die Farbe Blau sei dabei eigentlich nur eine von vielen Farben, mit denen er male, sagt Roland Foehlisch: „Diese Ausstellung ist eine repräsentative Auswahl meiner Arbeit mit Blau. Man bekommt eine Bandbreite mit Blau hin, das schafft man mit keiner anderen Farbe.“ Und diese Bandbreite ist in allen Ausstellungsräumen erlebbar, sodass der Betrachter auf tiefblaue Flächen schaut, aber auch auf weiße Rahmen, die erst auf den zweiten und dritten Blick eine Spur Blau offenbaren. Der Rest kommt vom Ausstellungsbesucher: „Neben dem Licht und den Farben bekommen die Bilder ihre Wirksamkeit erst durch den Betrachter.“ Und überhaupt, Tageslicht: „Das Tageslicht ist toll, nicht nur für diese Ausstellung, sondern immer. Deshalb gibt es dieses Format der Mittsommerausstellung auch – meist gehen die Leute zu dieser Zeit nach draußen und nicht ins Museum. Und ich wollte ein Bewusstsein dafür wecken, wie wichtig das Licht ist. Die Leute, die bereits hier waren, merkten den Unterschied.“
Erste Foehlisch-Ausstellung, die nur einer Farbe gewidmet ist
Fein changierende Blauflächen hier, nahezu handfest daherkommende Bilder dort: Weiß Roland Foehlisch eigentlich schon vorher, was aus der zunächst weißen Leinwand werden soll? „Viele Bilder entstehen während des Malens“, antwortet er, „durch die Metamorphosen entstehen Bilder, die nicht entstehen würden, wenn man geradlinig von A nach B gehen würde.“ Geradlinig ist auch nicht die Art der Betrachtung der Werke Foehlischs, das mache seine Bilder auch aus, sagt er, „dass man sie immer wieder ansehen kann. Ich finde das eine wichtige Qualität in der Kunst.“ Beinahe wie ein in Blau gehaltenes Wimmelbild, das beständig neue Situationen offenbart, geben sich manche Bilder in der Ausstellung, und die sich über den Tag ändernden Lichtverhältnisse tragen außerdem ihren Teil dazu bei. „Das ist die erste Ausstellung von mir, die einer Farbe gewidmet ist“, erzählt der 1962 in Köln geborene Künstler. Ja, weitere Ausstellungen dieser Art seien vorstellbar, „das muss jedoch dann einen Sinn ergeben“, doch Rot oder Grün, das würde ihn dann doch noch reizen. „Da müsste ich aber noch so einige Bilder malen“ wobei das Konzept der Mittsommerausstellung gut angenommen werde, „das mache ich vielleicht jedes Jahr.“ Dieses Jahr aber: Blaue Bilder aus 14 Jahren Schaffenszeit. Roland Foehlisch bestätigt noch einmal das, was in der ganzen Ausstellung bereits sichtbar ist: „Blau ist eine tolle und vielfältige Farbe.“