Das 1909 bis 1910 nach Plänen des Regierungsbaumeisters Hans Ohnesorge erbaute elfte Polizeirevier, liebevoll Altes Polizeirevier genannt, an der Ecke Woltmershauser Straße 71/Ladestraße war bis zum Jahr 2020 in Bremen das einzige erhaltene Polizeidienstgebäude Bremens, das nur für diesen Zweck errichtet wurde. Im Jahr 2010 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. Wo einst ein Polizeikommissar, ein Wachtmeister und vier Polizeidiener Dienst taten, trat erst im Jahr 2020 Ruhe ein, nachdem das Revier in die Dötlinger Straße 6-8 verlegt wurde.
Im Erdgeschoss gab es einst eine Wachstube und die örtliche Meldestelle, im Keller unter anderem drei Arrestzellen, im ersten Geschoss die Büros und im Obergeschoss wohnte anfänglich der Kommissar. Jetzt berichteten Daniel Schnier und Lukas Henneböhl von der Zwischenzeitzentrale dem Beirat Woltmershausen, welches Konzept sie sich für die Zukunft des Alten Polizeireviers vorstellen.
Orte mit stadtweiter Aufmerksamkeit
Die drei „Z“ im Logo der Zwischenzeitzentrale sollen die schlafenden Möglichkeiten der alten Immobilien verdeutlichen, die die Initiative betreut, so auch im Falle des Alten Polizeireviers. Doch anders als in anderen Betreuungsfällen wollen Schnier und Henneböhl zuerst einmal die Genehmigung des Bauantrages abwarten, bevor konkrete Nutzungspläne unter Einbeziehung der Woltmershauser Bevölkerung geschmiedet werden. „Wir stellen uns eine Nutzung durch alle Bürger Bremens, nicht ausschließlich Woltmershauser vor, die in Woltmershausen einen Standort suchen“, sagte Henneböhl.
Das Gebäude verfügt auf drei Etagen, über eine Nutzfläche von ungefähr 400 Quadratmetern. Im Bereich des vorderen Woltmershausen gelegen, ist es aus der Bremer Innenstadt oder der Neustadt gut per Fahrrad zu erreichen, zudem liegt es an der Fahrtstrecke der Buslinie 24. In unmittelbarer und weiterer Nachbarschaft liegen mit dem Marktplatz Woltmershausen, dem Tabakquartier und dem Hohentorshafen Anlaufstellen, die lokale Bedeutung und stadtweite Aufmerksamkeit besitzen.
Raum für kleine Ateliers und Veranstaltungen
Aufgrund seiner Lage im vorderen Woltmerhausen kann der Ort als Andockpunkt und Vernetzungsort in den Stadtteil dienen, der auch von Nutzerinnen und Nutzern aus dem gesamten Bremer Stadtgebiet erreicht werden kann. Die vorhandenen Räume sollen sowohl als Arbeits- und Gestaltungsräume vergeben werden als auch als gemeinsam genutzte Räume, die regelmäßig für öffentliche Veranstaltungen und Termine zur Verfügung stehen. Die Räume sollen laut Schnier insbesondere Personen offen stehen, die regulär keine Räume, etwa für kleine Ateliers, finden können, die aber ein Interesse daran haben, sich mit anderen Menschen zu vernetzen und die gerne nach außen wirken wollen.

Seit vier Jahren hat die Polizei ihren Sitz an der Dötlinger Straße.
Die Zwischennutzung soll voraussichtlich ab dem 1. Juli dieses Jahres befristet für ein Jahr erfolgen. Während dieser Zeit wird die Vermarktung der Immobilie durch Immobilien Bremen angestrebt. Da das Gebäude bis zum Bezugsdatum mehr oder weniger in Nutzung war, ist das Gebäude sofort bezugsfertig. Die Heizungsanlage, die Sanitäreinrichtungen und die weiteren Infrastrukturen sind in Takt. Da das Gebäude unter Denkmalschutz steht, ist ein sorgsamer Umgang mit der Bausubstanz Teil der Nutzungsbedingungen. Die Zwischennutzung dient insbesondere auch dazu, die Bausubstanz vor Witterungs- und Vandalismusschäden zu bewahren, die durch eine längere Periode des Leerstands entstehen. In der Zeit der Zwischennutzung wird keine Kaltmiete für das Gebäude erhoben, allerdings müssen die Mieter die laufenden Kosten für das Gebäude, wie Wasser und Stromversorgung, tragen. Diese Kosten werden auf die Parteien umgelegt, ebenso wie etwaige Kosten für kleine Instandsetzungs- und Reparaturarbeiten. Aktuell soll ein möglichst niedriger Nutzungspreis angestrebt werden, der fünf Euro pro Quadratmeter nicht übersteigen soll, wie Henneböhl angab.
Nach Bauantragsgenehmigung ist ein Ortstermin geplant
Wenn der Bauantrag genehmigt wurde, beabsichtigt die Zwischenzeitzentrale, die Woltmershauser Bevölkerung zu einem Ortstermin einzuladen, um über Nutzungsideen für das Alte Polizeirevier zu sprechen. „Eines geht allerdings nicht: Die Einrichtung einer Kindertagesstätte oder Ähnliches in den Räumlichkeiten“, machte Schnier dem Beirat deutlich.
Die Zwischenzeitzentrale will eine E-Mail-Adresse einrichten, über die sich Interessierte nach räumlichen Möglichkeiten in der Alten Polizeiwache erkundigen können. Die wird demnächst unter www.zzz-bremen.de auf der Internetseite der Zwischenzeitzentrale veröffentlicht.