Seit annähernd zwei Jahren lernen ukrainische Kinder in der Willkommensschule an der Stresemannstraße in Hastedt. Die Zukunft der Schule ist allerdings ungewiss. Im Bildungsausschuss des Hemelinger Beirats zogen die beiden Schulleiterinnen ein Fazit der vergangenen beiden Jahre.
"Die erste Idee der Politik war, dass die Kinder irgendwann wieder in die Ukraine zurückgehen", beschrieb Schulleiterin Ulrike Deitschun die Ausgangslage der Schule, die 2022 ihren Betrieb aufnahm. "Aber das ist nicht eingetreten." Noch immer tobt der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine, eine Rückkehr für die meisten geflüchteten Menschen nicht denkbar. Nach inzwischen zwei Jahren machen die ersten Klassen der Willkommensschule daher nun ihren Schulabschluss.
Gemischte Klassen für mehr Deutsch
Die Willkommensschule in der Stresemannstraße ist inzwischen nicht nur ein Lernort für ukrainische Kinder, sondern auch Kinder und Jugendliche aus anderen Nationen, die nach Bremen geflüchtet sind, lernen dort Deutsch und das deutsche Schulsystem kennen. Das gilt auch für die übrigen Willkommensschulen in Bremen, in denen Schüler ab der fünften Klasse lernen. Grundschulkinder hingegen werden in der Regel in den Erstaufnahmeeinrichtungen und anderen Lernorten mit dem Bremer Schulsystem vertraut gemacht.
"Wir haben festgestellt, dass es viel besser ist, wenn die Kinder in gemischtsprachige Klassen kommen", sagte Deitschun. Vor der Öffnung der Willkommensschulen für Kinder anderer Herkunft war es so, dass die ukrainischen Kinder und Jugendlichen größtenteils unter sich blieben. Dazu kam, dass die Lehrerinnen und Lehrer größtenteils Russisch und Ukrainisch sprachen – der Zwang und die Notwendigkeit Deutsch zu lernen war also kleiner, als in gemischten Klassen, wo die gemeinsame Sprache Deutsch ist.
Von der Notlösung zur regulären Schule
Letztlich waren und sind die Willkommensschulen aber eine Notlösung, denn eigentlich sollten die Kinder so schnell wie möglich in die Klassen regulärer Schulen integriert werden. Nur: Dort waren keine ausreichenden Kapazitäten vorhanden, um die in kurzer Zeit in großer Zahl nach Deutschland geflüchteten ukrainischen Kinder aufzunehmen.
Dass die Schulen auch vorerst ein Provisorium sind, lässt sich auch am Beispiel der Schule in der Stresemannstraße zeigen. "Wir haben hier Büroräume und können nicht mehr als 15 Schüler in einer Klasse unterrichten", erklärte Deitschun. Daneben fehlt es an Fachräumen, Differenzierungsräumen und an einem richtigen Schulhof. "Die Räume sind nicht so, wie man sich das für eine Schule in Bremen vorstellt."
Eine Schule zweiter Klasse also? So sieht das Deitschun nicht, sie machte im Ausschuss aber auch deutlich: "Die Willkommensschulen sind noch nicht in der Oberschullandschaft verankert." Das heißt, dass sie noch nicht fester, institutionalisierter Teil des Bremer Bildungssystems sind.
Mietvertrag läuft aus
Der Mietvertrag der Schule für die ehemalingen Büroräume der Telekom laufen noch ein Jahr. "Wie es weiter geht, wissen wir nicht", sagte Deitschun. Insgesamt habe die Bildungspolitik auf die Herausforderung vor zwei Jahren sehr schnell reagiert. "Nun müssen wir wieder schnell reagieren, damit es weitergeht", forderte die Schulleiterin.
Yunas Kaya (CDU) wollte wissen, ob die Schule auch Elternarbeit organisiere. "Die Lehrer können sich mit den Eltern austauschen", sagte Deitschun. Und offenbar gibt es an der Stelle Vermittlungsbedarf. "Die Vorstellungen der Eltern sind ganz anders, als das, was das Bremer System vorsieht." Sprich: Unterschiedliche Ideen von Unterrichtskonzepten, Methodik und Didaktik treffen aufeinander. Noch habe die Schule keinen Elternbeirat, der solle in Kürze kommen.
Zweitbeste Lösung
"Würden sie lieber einen Wechsel der Schülerinnen und Schüler in das Regelschulsystem sehen oder sollen die Kinder hier zum Abschluss kommen?", wollte Elisabeth Laß (Grüne) wissen. Co-Schulleiterin Margarethe Cimiotti antwortete: "Für die Schüler wäre es am besten, wenn sie hier Deutsch lernen würden und dann an die Regelschule wechseln und dort ihren Abschluss machen." Da das nicht gehe, sei die zweitbeste Lösung, in gemischten Klassen auch Fachunterricht anzubieten und die Kinder zu Schulabschlüssen zu bringen.
"Wenn den Kindern ein Jahr Mathe fehlt, dann denke ich, dass sie in dieser besonderen Schulform bleiben müssen und die Schüler müssen aber auch sicher sein, dass sie eine vernünftige Ausbildung bekommen", so Deitschuns Einschätzung. Sie spielte damit darauf an, dass es schwierig für die Schule ist, an geeignete Fachlehrer zu kommen.