Nahezu täglich gibt es Berichte über das Leid der Flüchtlingsfamilien in den überfüllten Lagern in Idlib an der türkisch-griechischen Grenze. Unter menschenunwürdigen Bedingungen müssen zudem Zehntausende, die etwa vor Gewalt und Terror in ihren Heimatländern Afghanistan oder Syrien übers Mittelmeer geflohen sind, in Griechenland ausharren, weil sich Europa in der Flüchtlingsfrage nicht einigt. In vielen der überfüllten Lager herrschen erbärmliche Zustände.
In Griechenland ist nach Angaben der Organisation UNHCR, die weltweit die Einhaltung der Genfer Flüchtlingskonvention überwacht, mehr als jeder dritte Mensch, der dort im vergangenen Jahr angekommen ist, ein Kind gewesen. Das sind 36,5 Prozent. Was Flucht für Kinder bedeuten kann, erzählen mehrere Jungen und Mädchen in dem Buch „Amigo Mio“, spanisch für „Mein Freund“. An diesen Begriff, den minderjährige Geflüchtete Aktiven der Organisationen Signal of Solidaritiy (SoS) aus Bremen und Open Cultural Center (OCC) aus Barcelona in griechischen Camps häufig zugerufen haben, können sich die Helferinnen und Helfer gut erinnern. Er lässt sie an herzerwärmende Momente zurückdenken.
Diesen Titel trägt deshalb auch das Kinderbuch, das das OCC 2016 herausgegeben hat. Mitglieder des Bremer Vereins SoS haben „My friend“ in die deutsche Sprache übersetzt. Es ist in einer Auflage von 3500 Exemplaren erschienen. Niklas Golitschek aus Sebaldsbrück kümmert sich um den Versand.
Zwar seien vier Jahre seit der Erstveröffentlichung vergangen, geändert habe sich in Griechenland aber kaum etwas, sagt Zora Stuppi-Sahin, Erste Vorsitzende von SoS. Der Bremer Verein befindet sich nach ihrer Aussage aktuell in einer Neuaufstellungsphase, zählt noch zehn aktive Mitglieder, die an den europäischen Außengrenzen ehrenamtlich humanitäre Hilfe geleistet haben.
Mit den Einnahmen aus dem Buchverkauf wollen die Bremer die Arbeit des OCC in den Flüchtlingslagern in Griechenland unterstützen. Dazu gehören unter anderem Sprach- und Kunstkurse oder ein Fahrradprojekt. Die 2016 von Freiwilligen gegründete Organisation führt Bildungs- und Kulturprogramme mit Geflüchteten durch. In Cherso und Sounio arbeiten internationale Freiwillige und Flüchtlinge zusammen, um Unterricht zu geben und ein sicheres Umfeld für Kinder und Erwachsene zu schaffen, damit sie weiter lernen können. Die Vision dahinter: ein Arbeitsmodell, das auf Solidarität, Nähe und Wissen basiert und als Referenz für die Einbeziehung und aktive Teilnahme von Flüchtlingen in der heutigen Gesellschaft dient.
Mit Freiwilligen des OCC haben die Bremer SoS-Mitglieder in Griechenland bereits mehrfach zusammengearbeitet, diese unter anderem 2017 im Kulturzentrum in Polikastro nahe der griechisch-mazedonischen Grenze und beim Familientag in Tessaloniki unterstützt.
Deshalb freuen sich die Bremer Freiwilligen, dass die Kooperation durch dieses Projekt weitergeführt wird und mit „Mein Freund“ ein „ausdrucksstarkes“ Kinderbuch in Deutschland verfügbar ist. Darin erzählen syrische Kinder in Worten und Zeichnungen in vier Kapiteln von ihrem Alltag in griechischen Camps, der Flucht und von ihrer Heimat vor und während des Krieges in Syrien. Ihre Geschichten drücken auch ihre Hoffnungen für die Zukunft aus.
Weitere Informationen
Das Kinderbuch „Mein Freund“ kann gegen eine Spende von zehn Euro in Internet unter www.openculturalcenter.org bestellt werden. Um die Bücher in Bremen direkt anzubieten und vorzustellen, sucht Sign of Solidarity Kooperationspartner vor Ort. E-Mail-Kontakt: info@signalofsolidarity.de.