In zwei Hotels in Hemelingen wohnen künftig unbegleitete Minderjährige. Damit soll die Erstaufnahmestelle kurzfristig entlastet werden. Unklar ist, ob es bei den bisher 62 Plätzen bleibt.
"Auslöser für die Anmietung von Hotels ist die starke Zuwanderung", erklärte Claudia Vollmer, Mitarbeiterin im Sozialressort, in der kurzfristig anberaumten Beiratskonferenz. "Wir hatten große Probleme, Jugendliche aus der Erstaufnahme unterzubringen und sahen uns gezwungen auf eine Unterbringung in Hotels zu setzen."
Wo wird untergebracht?
30 Jugendliche sollen demnach in der Bertha-von-Suttner-Straße und 32 in der Hannoverschen Straße untergebracht werden. Vollmer hält beide Hotels für gut geeignet. "Es handelt sich ausschließlich um Einzelzimmer, und wir haben mit den Trägern zusammen auch Gemeinschaftsräume bereitgestellt." Die Mietverträge mit dem privaten Eigentümer gelten vorerst für ein Jahr. Zunächst solle es bei der Größe der Einrichtung bleiben. "Aber Kriege und Krisen lassen sich nicht vorhersagen", sagte Vollmer mit Blick auf den Ukraine-Krieg. In den beiden Hotels betreuten Mitarbeiter und Pädagogen der Träger die Jugendlichen rund um die Uhr, so Vollmer. Zusätzlich werde es in beiden Hotels einen Sicherheitsdienst geben.
Wie ist die Situation in Bremen?
566 Jugendliche ohne Begleitung seien 2021 in Bremen angekommen – ein Vielfaches der Vorjahre. Viele dieser Jugendlichen stammen aus der Balkanregion. Eine Verteilung nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel auf andere Kommunen habe es nicht gegeben, so Vollmer. Mit dem Königssteiner Schlüssel werden unter anderem Asylsuchende auf die Bundesländer verteilt. Dies geschieht allerdings in Bremen nur im Einvernehmen mit den Jugendlichen. "Anders als 2015/2016 gibt es keinen Zwang", so Vollmer. Nach Vollmers Angaben hat sich bisher nur ein Jugendlicher dazu bewegen lassen, in eine andere Kommune zu gehen.
Wie reagiert die Politik?
Im Beirat gab es für die Pläne breite Zustimmung, aber auch kritische Töne. "Wir helfen gerne in Hemelingen, aber wir legen schon Wert auf eine stadtweite Verteilung", sagte Hans-Peter Hölscher (SPD). Auch Heinz Hoffhenke (CDU) betonte: "Wir leisten schon eine Menge in Hemelingen." Der Tenor: Hemelingen leistet seit 2015 seinen Teil, andere Stadtteile sollten nun auch ihren beitragen. Christian Meyer (CDU) dazu: "Warum nicht andere Stadtteile? Borgfeld oder Oberneuland zum Beispiel sind doch auch ganz schön."
Die Sozialbehörde sei vollkommen offen für Angebote aus anderen Stadtteilen, so Vollmer. "Wir sind nicht auf Hemelingen fokussiert." Es gebe schließlich auch ein Angebot aus Schwachhausen. "Wir schließen nichts aus."
Heinz Hoffhenke warb dafür, den Jugendlichen so schnell wie möglich Zugang zu Sportmöglichkeiten zu geben. "Sport ist wichtig, haben Sie Kontakt zu den Sportvereinen?" Das sei ein wesentlicher Punkt, so Michael Bücken von der Caritas, die die Trägerschaft in der Hannoverschen Straße übernimmt. "Natürlich werden wir uns nach außen orientieren."
Sigrid Grönert, sozialpolitische Sprecherin der CDU, ging mit der Entscheidung der Regierungskoalition ins Gericht, Jugendliche nur bei deren Zustimmung umzuverteilen. "Andere Kommunen haben mehr Ressourcen und wir eher nicht mehr." Man bekomme die Jugendlichen nicht aus den Einrichtungen, weil es auch an Wohnraum mangele. Und die dringende Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten hänge auch mit der nicht mehr stattfindenden Umverteilung zusammen.
Das sagen die Träger
Bücken sieht Bremen insgesamt besser aufgestellt als 2015. "Dieses Mal ist es anders, wir haben Strukturen mit Fachkräften von Anfang an." Der wichtigste Aspekt sei die Vermittlung von Bildung und in den Stadtteil. "Da sind unsere Erfahrungen sehr gut." Katharina Eggers vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) betonte: "Wir haben uns die Bildung gleich ins Haus geholt und wollen gleich Sprachkurse anbieten." Daneben gebe es auch eine Psychologin im Team. "Wir sind gut aufgestellt und guter Dinge."
Der Beirat stimmte im Anschluss einstimmig für die beiden Unterbringungsmöglichkeiten im Stadtteil.