Seit dem vergangenen Sommer existiert mit der Sportgemeinschaft Bremen Ost ein neuer Verein im Bremer Osten. In ihm sind die Vereine TUS Vahr und SG Arbergen-Mahndorf aufgegangen. Im Ausschuss für Sport des Beirats Hemelingen haben die Verantwortlichen nun darüber gesprochen, wie das Zusammenwachsen funktioniert und welche Pläne es für die Zukunft gibt. Ein zentraler Baustein in den Überlegungen der Vereinsverantwortlichen ist dabei die Galopprennbahn.
Uwe Jacobs, vormals Vorstand beim TUS Vahr, nun Vorstand in der Sportgemeinschaft Bremen Ost, machte den Anfang. "Die Wünsche der vier Vereine im Bremer Osten sind nicht ganz aufgegangen", sagte er. "Zwei Vereine haben die nötige Zustimmung bekommen." Zum Hintergrund: Ursprünglich wollten vier Vereine des Bremer Ostens fusionieren. Die Vorstände der Vereine OT Bremen und ATSV Sebaldsbrück bekamen in ihren Vereinen aber nicht die nötige Dreiviertelmehrheit der Mitgliederstimmen zusammen.
Jacobs machte die Motivation für den Zusammenschluss deutlich. "Wir haben gesehen, dass wir immer kleiner werden und nur mit einer Verschmelzung weiter Sport in der Vahr anbieten können." Derzeit sei es wegen der Corona-Epidemie schwer, zu einem Verein zu werden. "Wir fahren derzeit leider noch etwas parallel und hatten auch noch keine Mitgliederversammlung", berichtet Jacobs. Tatsächlich ist der Vereinssport seit November bis auf bestimmte Individualsportarten wegen der Pandemie in weiten Teilen eingestellt. Erst seit vergangener Woche können Hobbysportler wieder in kleinen Gruppen trainieren.
Für die Zukunft seien laut Jacobs aber einige Dinge geplant. "In Hemelingen stehen Hallensanierungen oder ein Neubau an", erklärte er. Als ehemaliger Vorstand des TUS Vahr geht sein Blick aber auch in die Vahr. "Dort sind viele Sportstätten verschwunden: Im Carl-Goerdeler-Park, in der Bardowickstraße, an der Beneckendorffallee, und auch das Vitalbad wurde verkleinert." Dies seien alles Dinge, die den Sport in der Vahr kaputt gemacht hätten. "Da gab es nie einen Ausgleich dafür", sagte Jacobs. Nun sieht er aber dafür offenbar eine Möglichkeit. "Ich plädiere für eine stadtteilübergreifende Lösung, um auf der Galopprennbahn Sportstätten zu schaffen." Die Vereine ließen sich vom Landessportbund (LSB) am Runden Tisch Galopprennbahn vertreten und hätten über diesen ihren Bedarf vorgetragen.
Tatsächlich sind Sportanlagen Diskussionspunkt für eine zukünftige Gestaltung der Rennbahn. Im besonderen Fokus steht dabei, ob eine Mehrzweckhalle oder auch Eventhalle möglich ist. Der LSB hatte sich in der Vergangenheit für den Bau einer Halle ausgesprochen. Jacobs hat dazu eine klare Haltung. "Viele, viele Vereine sind dafür, eine Eventhalle zu erstellen, dafür plädiere ich." Mit einer Eventhalle ist eine Halle gemeint, die auf Tribünen Platz für Zuschauer bietet und für mehrere Zwecke genutzt werden kann.
Uwe Janko (FDP) wollte in diesem Zusammenhang wissen, ob mit dem Bau einer Halle oder einer Bezirkssportanlage auf der Rennbahn, Standorte in Arbergen oder Mahndorf aufgegeben würden. "Ich würde mir wünschen, dass sich der Verein so positioniert, dass dort keine Halle geschlossen wird." Vorstand Jens Bunger schloss dies aus. "Wir haben nicht vor eine Sportstätte zu schließen, im Gegenteil."
Hemelingen und Vahr im Blick
Tatsächlich gebe es zwei "Pakete", die der Verein verfolge. "Das ist zum einen eine Sportstätte für die Vahr auf der Rennbahn und zum anderen Hemelingen, wo nicht alle Hallen mehr den aktuellen Ansprüchen entsprechen", beschrieb Bunger die Pläne. Der Verein wolle weiter wachsen und dann die Bevölkerung beider Stadtteile mitnehmen und Angebote machen. "Dafür müssen wir sehen, dass wir schnellstmöglich wieder Sport anbieten können und dann können wir einen Schritt nach vorne machen."
Vonseiten des Ausschusses gab es für die Pläne einer Mehrzweckhalle auf der Rennbahn Unterstützung. "Ich bin sehr dafür, da könnte man viele gute Sachen machen", sagte Christian Meyer (CDU). Ablehnung dagegen von Carsten Koczwara (Die Partei). "Ich lehne die Bebauung mit einer Sporthalle ab. Solange nicht E-Sport als Sport anerkannt wird, solange unterstütze ich auch nicht anderen Sport."
Der Ausschuss und der Sportverein sehen im Landessportbund nun denjenigen Akteur in der Pflicht, der auch am Runden Tisch Galopprennbahn sitzt. "Die Präsentation des Landessportbundes ist die Stellungnahme der Vereine, es wäre interessant zu hören, ob der LSB nach wie vor zu seiner Position steht", sagte Jacobs. Auch Christian Meyer wünscht sich mehr Öffentlichkeitsarbeit des Lobbyverbandes. "Da muss der LSB doch auch mal sagen, was er da machen will." Eine Eventhalle würde Bremen nicht schlecht zu Gesicht stehen. "Wir sollten mal die Verantwortlichen des LSB in den Ausschuss einladen", schlug Meyer vor.
Noch vor den Sommerferien will der Runde Tisch Galopprennbahn Empfehlungen geben, was zukünftig langfristig auf dem Gelände geschehen soll. Der Bau einer Halle war bis zuletzt nicht vom Tisch.
Der WESER-KURIER hat bei Karoline Müller, Geschäftsführerin des Landessportbund, nachgefragt, wie der Dachverband der Bremer Vereine und Sportlerinnen und Sportler zum Thema Mehrzweckhalle auf dem Rennbahngelände steht.
Frau Müller, welche Möglichkeiten sieht der LSB für den Breitensport auf der Galopprennbahn?
Karoline Müller: Das Gelände könnte aus Sicht des organisierten Sports zum nachhaltigen Sport-, Erholungs- und Freizeiterlebnis sowie zu einer generationsübergreifenden Begegnungsstätte für alle Bürgerinnen und Bürger entwickelt werden. „Nature meets Sports“ könnte eine Leitidee für die weitere Diskussion am Runden Tisch darstellen. Neben attraktiven und vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten könnte die Ruhe in der Natur erhalten bleiben. Die Bremer Bürgerinnen und Bürger hätten sportartunabhängig und wohnortnah eine Nutzungsmöglichkeit. Das Gelände hat viel Potenzial – nicht nur für den organisierten Sport, sondern auch für viele andere stadtgesellschaftliche Akteure und Kooperationspartner. Die Entscheidung, ob und welcher Form die geplanten Sportstätten letztlich realisiert werden, obliegt grundsätzlich den zuständigen Behörden, in diesem Fall dem Sportressort, und nicht dem Landessportbund.
Hält der LSB an dem Bau einer Eventhalle fest, warum ist diese für den Bremer Sport wichtig?
Im Rahmen der nächsten Planungs- und Beratungsphase des Runden Tisches wird über die einzelnen Bausteine, unter anderem für eine mögliche Leitidee einer Multifunktionshalle, beraten. Der Prozessverlauf ist abzuwarten. Eine aktuelle Einschätzung wäre somit verfrüht. Der Landessportbund Bremen wird am Runden Tisch weiterhin sportartübergreifend die Interessen des organisierten Sports vertreten und sich dabei an die vereinbarten Arbeitsschritte und Absprachen halten. Bremens Sportfunktionäre, wie LSB-Präsident Andreas Vroom und auch die Sportsenatorin Anja Stahmann, plädierten in der Vergangenheit für eine Eventhalle in Bremen. Neben sportlichen Großevents könnte sich Bremen über die Landesgrenzen hinaus einen Namen als Veranstaltungsort machen – zum Beispiel im Rahmen von Kulturveranstaltungen. Sowohl in sportlicher, als auch in wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht könnte solch eine Veranstaltungsstätte einen Mehrwert für Bremen bringen.
Sollte Galoppsport aus Sicht des LSB auf der Rennbahn weiter möglich sein? Oder steht das den Interessen des Breitensports entgegen?
Der Landessportbund ist sportartübergreifend für den gesamten organisierten Sport tätig. Daher sollte der Pferdesportverband in dieser Frage als Ansprechpartner hinzugezogen werden.
Das Gespräch führte Christian Hasemann