Das baden-württembergische Unternehmen Wohninvest Holding aus Fellbach hat das ehemalige Coca-Cola-Gelände in Bremen Hemelingen gekauft. Nach dem Erwerb der Namensrechte am Weserstadion sichern sich die Schwaben damit ein weiteres Standbein in der Hansestadt.
Es gab bereits Gerüchte im Stadtteil, dass es einen Interessenten für das etwa 3,2 Hektar große Gelände gebe. Ein Name, der dabei immer wieder genannt wurde: Wohninvest. Eine Bestätigung dafür fand sich allerdings nicht. „Es gab Mutmaßungen, aber auch in der Deputationssitzung wollte uns die Verwaltung nichts sagen“, sagt Hans-Peter Hölscher (SPD), Sprecher des Ausschusses für Stadtteilentwicklung des Beirates Hemelingen. Kurzerhand hatte sich daraufhin der Beirat selbst an den Immobilienkonzern aus Schwaben gewandt. „Die haben sofort zugesagt und nehmen am kommenden Montag im Ausschuss Stellung“, berichtet Hölscher. Eingeladen sind neben dem Wohninvest-Vertreter auch Mitarbeiter aus der Stadtplanung und von C. Spieß Immobilien, die die Eigentümer des Könecke-Geländes vertreten.
Beide Unternehmen wollten am Donnerstag den Kauf weder bestätigen noch dementieren. Aus der Baubehörde heißt es, dass es einen neuen Investor gibt. Aus Gründen des Datenschutzes werde aber kein Name genannt. Quellen aus Politik und Verwaltung bestätigen jedoch übereinstimmend den Kauf.
Grundsätzlich halte der Stadtteil an der städtebaulichen Studie fest, die mit der Bevölkerung erarbeitet worden war. „Diese ist von allen verabschiedet worden. Da hat man etwas, hinter dem sich alle versammeln können“, betont Hölscher. Nach mehreren Beteiligungsrunden wurde 2017 die Studie veröffentlicht. In dieser wird für das Coca-Cola-Gelände eine Mischbebauung mit einem Supermarkt favorisiert, im Norden auf dem Könecke-Areal dagegen soll verstärkt auf Wohnungsbau und Kleingewerbe gesetzt werden. Bis zu 450 Wohneineinheiten könnten der Studie zufolge auf dem Gesamtareal entstehen.
„Wenn Wohninvest auf Basis dieser Studie das Projekt vorantreibt, ist das gut“, findet Hölscher. Sollte der Konzern andere Vorstellungen haben, könnte es problematisch werden. „Wir wären aber froh, einen Partner zu finden, der Interesse hat, das Gebiet mit attraktiven Wohnformen zu erschließen.“ Die Studie biete zudem genügend Raum für eigene Vorstellungen des Investors, ist Hölscher überzeugt.
Beirat möchte schnell Ergebnis
Die Nachricht hat insbesondere für den Ortsteil Hemelingen eine große Signalwirkung. „Es wäre ganz gut, wenn man schnell zu Potte käme, denn das Gebiet verschandelt ein bisschen“, schätzt Hölscher die derzeitige Lage rund um die ehemaligen Produktionsstätten ein. „Da möchte natürlich auch keiner investieren, weil alle darauf warten, was dort passiert.“ Nun kommt offenbar Bewegung in die Sache, denn das Coca-Cola selbst dort tätig wird, hatte der Getränkekonzern stets ausgeschlossen. Mit dem Verkauf ist ein Schritt für die weitere Entwicklung getan.
Einfluss auf das von der Politik vorgesehene Vorkaufsrecht der Stadt für das ehemalige Coca-Cola-Könecke-Gelände (wir berichteten) hat der Deal nur indirekt. „Wir halten an dem Vorkaufsrecht für beide Flächen fest“, sagt Behördensprecher Jens Tittmann. Auch ein neuer Investor beziehungsweise Eigentümer müsste dann, insofern er das Gelände wieder verkaufen will, sich zuerst an die Stadt wenden. Zudem soll in der Baudeputation am 28. November eine dreijährige Veränderungssperre für das Areal beschlossen werden. Dadurch dürfen keine Veränderungen auf dem Grundstück vorgenommen und nur die bestehende Infrastruktur genutzt werden, solange kein neuer Bebauungsplan aufgestellt wird. Die Stadt will damit ihren Einfluss auf die Entwicklung des knapp 100.000 Quadratmeter großen Areals in Hemelingen behalten.
Wohninvest legt nach eigenen Angaben im Bereich Büro- und Gewerbeimmobilien den Schwerpunkt auf die Akquise werthaltiger Objekte und Grundstücke. Diese sollen sich entweder als Renditeobjekte für Investoren eignen oder aber als Anlageobjekte das Bestandsportfolio aufgenommen werden. Das Unternehmen wurde 2005 gegründet, heute hat es fast 90 Mitarbeiter. Wohninvest verfügt bundesweit über einen Immobilienbestand im Wert von über 500 Millionen Euro.
Wohninvest hatte sich Mitte Juni auch die Namensrechte am Weserstadion von der Stadt Bremen und Werder Bremen gesichert. Seit Beginn der laufenden Bundesliga-Saison heißt die Spielstätte in der Pauliner Marsch nun „Wohninvest Weserstadion“. Der Vertrag, der auch das Namensrecht einschließt, läuft über zehn Jahre bis zum 30. Juni 2029 und bringt der Bremer Weserstadion GmbH rund 30 Millionen Euro.