Die Angelegenheit ist als „Bremer Affenstreit“ in die Analen eingegangen. Seit der Berufung des Neurobiologen Andreas Kreiter als Professor an der Universität Bremen tobte ein erbitterter Kampf um das Für und Wider von Tierversuchen, in diesem Fall mit Makaken. Anfangs wurden Kreiter und die Uni noch politisch unterstützt, das war zu Zeiten der Großen Koalition. SPD und CDU ließen sich von den Protesten der Bürger und vieler Professoren nicht beeindrucken und sahen mehr die Vorteile für den Forschungsstandort Bremen.
Einen Schwenk gab es erst im Jahr 2004. Der damalige SPD-Fraktionschef und spätere Bürgermeister Jens Böhnsen (SPD) bezeichnete es als den größten Fehler seiner politischen Karriere, den Tierversuchen zugestimmt zu haben. Seine Partei blieb zunächst trotzdem bei ihrer Haltung. Kurz vor der Bürgerschaftswahl im Jahr 2007 vollzog dann auch die CDU einen Wandel und forderte das Ende des Kreiter-Projekts.
Im Jahr darauf und unter der neuen rot-grünen Regierung verweigerte die zuständige Gesundheitsbehörde Kreiter das erste Mal die Genehmigung, weiterhin mit Affen zu forschen. Damit begann eine sechs Jahre lange juristischen Fehde, die dem Senat ausnahmslos Niederlagen einbrachte.
Zunächst waren es Verwaltungsgerichte in Bremen, die das behördliche Verbot der Tierversuche aufhoben. Das Forschungsvorhaben sei im Sinne des Tierschutzgesetzes ethisch vertretbar, argumentierten die Richter. Die Affen würden allenfalls mäßigen Belastungen ausgesetzt und regelmäßig durch externe Tierärzte kontrolliert, die über Erfahrungen mit der Haltung von Primaten verfügten. Bestätigt wurde diese Einschätzung in letzter Instanz vor knapp sechs Jahren vom Bundesverwaltungsgericht. Während der gesamten Zeit des Rechtsstreits hat es bei den Versuchen keine Unterbrechungen gegeben.
Die Gerichte mussten zwischen zwei Verfassungsgütern abwägen, dem Tierschutz auf der einen Seite und der Forschungsfreiheit auf der anderen. Es ging um eine Grundsatzfrage, und schon das garantierte dem „Bremer Affenstreit“ nationale und internationale Aufmerksamkeit. Hinzu kamen die besonderen Protagonisten in dem Konflikt. Andreas Kreiter, 56 Jahre alt, ist ein Kämpfertyp, er lässt nicht locker, weiß das Recht und die Wissenschaft auf seiner Seite. Kreiters ärgster Widersacher war ein Mann von ähnlichem Kaliber. Wolfgang Apel, ein gebürtiger Bremer, der vor drei Jahren verstorben ist, verfügte als Präsident des Deutschen Tierschutzbundes über viel Einfluss und Geld für Kampagnen. Da standen sich zwei gegenüber, die kein Pardon kannten. Entsprechend aufgeladen war die Stimmung. Kreiter und seine Familie standen zeitweise unter Polizeischutz.
In den Jahren nach der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts beruhigte sich die Situation. Heute bleibt die Arbeit in dem Versuchslabor am Hochschulring weitgehend ohne Nebengeräusche. Sie wird mindestens noch bis zum November kommenden Jahres fortgeführt, solange gilt die Genehmigung der Gesundheitsbehörde. Kreiter will nach eigenem Bekunden auch über diesen Termin hinaus weitermachen.