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Bebauung Horner Spitze Gegner kommen zu Wort

Der Beirat Horn-Lehe ließ nun jene zu Wort kommen, die gegen die geplante Erweiterung des Technologieparks auf der Horner Spitze sind. Das Aktionsbündnis befürchtet, dass das Projekt nur ein erster Schritt ist.
20.05.2022, 19:00 Uhr
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Von Maren Brandstätter

Es geht um mehr als die Horner Spitze – das jedenfalls befürchten die Gegner der geplanten Technologiepark-Erweiterung südlich der Bahntrasse. Dort hat seit 16 Jahren der Verein Kinder Wald und Wiese sein Refugium. Er bietet betreute Tier- und Reitstunden, offene Spieletreffs und Ferienprogramme für Kinder und Jugendliche an. Die Senatorinnen für Wirtschaft und Umwelt sähen auf dem Areal perspektivisch gerne neue Unternehmen, für die der Platz im Technologiepark bald nicht mehr ausreiche. Nachdem das Wirtschaftsressort dem Horn-Leher Beirat vor einigen Wochen umfassend über seine Erweiterungspläne berichtet hatte, haben die Ortspolitiker jetzt die Gegner dieser Pläne ausführlich zu Wort kommen lassen.

Auf die Ausweisung immer neuer Flächen zu setzen, um Gewerbegebiete zu erweitern, könne sich Bremen nicht leisten, betonte BUND-Geschäftsführer Martin Rode. „Wir brauchen intelligente Lösungen“, sagte er. Eine davon könne zum Beispiel die Doppelnutzung der Parkplätze auf dem Universitätsgelände sein, indem man sie mit mehrstöckigen Gebäuden überbaue, stimmte er Harald Graaf (CDU) zu, der diese Option zuvor ebenfalls in Spiel gebracht hatte.

„Hotspot der Biodiversität“

Indiskutabel sei dagegen eine Erweiterung des Gewerbegebiets hinein in den Grüngürtel zwischen Bürgerpark, Horn-Lehe und Schwachhausen, erklärte Rode. Die sogenannte Horner Spitze sei als Frischluftschneise von hoher Bedeutung für die Stadt, ebenso wie als „Hotspot der Biodiversität“ mit großen Beständen von Fröschen, Molchen und Kröten, die jedes Frühjahr aus der weiteren Umgebung zum Laichen dorthin wanderten. Diese wertvolle Fläche als Gewerbegebiet auszuweisen, lehne der BUND entschieden ab, zumal die Erschließung der 3,5 Hektar großen Fläche in keinem Verhältnis zum Aufwand stünde, den die Erschließung mit sich brächte. Die soll dem Wirtschaftsressort zufolge von der Konrad-Zuse-Straße aus unter der Bahntrasse hindurchführen. 

Dass die Stadt die immensen Kosten für eine Unterführung auf sich nehmen will, um die vergleichsweise kleine Fläche als Gewerbegebiet zu erschließen, sorgt beim Aktionsbündnis „Rettet die Horner Spitze“ für allerhand Skepsis. Das Bündnis ist eine Kooperation von BUND, Kleingärtnerverein, Bürgerinitiative Horner Spitze und dem Verein Kinder Wald und Wiese und hat aktuell bis jetzt rund 4000 Unterschriften gegen die Erweiterung des Technologieparks auf der Horner Spitze gesammelt. Der Aufwand einer Unterführung für 3,5 Hektar wäre derart unverhältnismäßig, dass er perspektivisch eine Ausweitung des Technologieparks ins angrenzende Kleingartengebiet befürchte, erklärte Dieter Vogt, Vorsitzender des Kleingartenvereins Schwachhausen.

Anwohnerin befürchtet Durchgangsstraße

Winfried Osthorst von der Bürgerinitiative hielt eine spätere Ausweitung ebenfalls für wahrscheinlich – allerdings in eine andere Richtung. „Von der Bahnunterführung bis zur H.-H.-Meier-Allee wären es nur etwa 100 Meter“, gab er zu bedenken. Der Durchstich unterhalb der Bahntrasse könnte somit perspektivisch zur direkten Verbindung von der Autobahn nach Schwachhausen erweitert werden, was einen massiven Einschnitt in die Verkehrsstruktur des Stadtteils bedeuten würde, sagte er. Auch eine Anwohnerin befürchtete, dass eine Durchgangsstraße nicht lange auf sich warten lassen würde, wenn die Unterführung erst einmal da sei. „Das würde den Charakter des Stadtteils völlig verändern und für Familien absolut unattraktiv machen“, betonte sie. 

Für den Verein Kinder, Wald und Wiese ist die Horner Spitze nach wie vor alternativlos, betonte der stellvertretende Vorsitzende Ben Hadler. Neben den optimalen Bedingungen auf dem Areal selbst, sei auch die verkehrsgünstige Lage ideal für die Kinder- und Jugendarbeit des Vereins, erklärte er. Das Gelände sei gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln und mit dem Fahrrad erreichbar. Eine vergleichbare Fläche ließe sich – wenn überhaupt – vermutlich nur weiter außerhalb der Stadt finden. „Dann würde unser Angebot allerdings sehr exklusiv werden, da die Kinder darauf angewiesen wären, von ihren Eltern gefahren zu werden“, argumentierte Hadler. Und das sei keinesfalls im Sinne des Vereins. 

Einladung zum Termin vor Ort

Um sich ein umfassendes Bild über das Für und Wider einer Technologiepark-Erweiterung machen zu können, hat der Beirat für den kommenden Monat die Befürworter einer Bebauung der Horner Spitze eingeladen. Die Sitzung ist für Donnerstag, 16. Juni, um 19 Uhr, im Gemeindesaal der Evangelischen Kirchengemeinde Horn geplant.

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Info

Tag der offenen Wiese

Wer sich vor Ort über die Arbeit des Vereins Kinder, Wald und Wiese informieren möchte, hat dazu am Sonntag, 22. Mai, von 12 bis 18 Uhr, beim „Tag der offenen Wiese“ Gelegenheit. Erreichbar ist das Gelände über den Hornstücken- und den Papenkampsweg.

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