Als das „Stille Örtchen“ 2014 Premiere feierte, haben vermutlich nur wenige der jugendlichen Organisatoren geahnt, was aus dem Clubkonzert erwachsen würde. Fünf Bands und 50 Zuschauer waren damals im Jugendhaus Horn-Lehe zusammengekommen und damit Zeugen der Gründungsveranstaltung zum Horn-to-be-wild-Festival, kurz HTBW. Das Engagement der Jugendlichen hielt an, genauso wie das Interesse von Publikum und Bands, sodass das Festival in diesem Jahr am 6. September seine zehnte Auflage im Rhododendron-Park feiern kann.
Vom Clubkonzert ist das Event inzwischen denkbar weit entfernt. Die Besucherzahlen liegen mittlerweile deutlich und stabil über der 1000er-Marke, und die Nachfrage der Musiker ist so groß, dass in diesem Jahr erstmals eine zweite Bühne aufgebaut und das gesamte Programm bis Mitternacht erweitert wird. „Wir werden aber mit einem Akustikset für einen ruhigeren Ausklang sorgen“, berichtet Festival-Sprecherin Rebecka Gödecke.

Auch in diesem Jahr soll es wieder Angebote wie Kicker, Tischtennis und Ballpong geben.
Mindestens zehn Acts aus dem deutschsprachigen Newcomer-Bereich werden im Laufe des Tages beim HTBW auftreten. Ergänzt wird das Musikprogramm durch ein breites gastronomisches Angebot und kreative Mitmachaktionen. Für die zehnte Auflage soll es diesbezüglich „noch etwas besonderer“ als in den vergangenen Jahren werden, sagt Gödecke, „aber die Planungen laufen noch“. Fest stehe aber bereits, dass eine Hüpfburg und eine Fotobox auf dem Festivalgelände stehen werden und Tischtennis, Ballpong und Kicker gespielt werden kann.
Aktuell hat das Orga-Team die ersten sechs Acts für den 6. September bekannt gegeben: Carla Ahad, Freude, Emma Rose, Nike Helena, Engin und The Cave. Carla Ahad steht für ehrlichen Indie-Pop mit Ecken, Kanten und Herz. Ihre Songs erzählen vom Alltag einer jungen Frau in Berlin – direkt, poetisch und leichtfüßig. Gemeinsam mit ihrer Band entstehen mal melancholische, mal treibende Live-Versionen, die zwischen tanzbaren Beats und poetischer Tiefe pendeln. Nike Helena verarbeitet in ihrer Musik all das, wozu ihr die Worte manchmal fehlen. In den vergangenen Jahren hat sie sich musikalisch zwischen Pop, Neuer Neuer Deutscher Welle und Techno ihren ganz eigenen Sound erschaffen. Zwischen dem Gefühl, nicht gut genug zu sein und der Angst, sich selbst zu verlieren, schafft sie mit ihrer Musik einen Raum, in dem man sich mit den eigenen Unsicherheiten etwas weniger allein fühlt, heißt es in der Ankündigung.

In diesem Jahr soll es erstmals eine zweite Bühne geben.
Freude liefert den Soundtrack für alle, die sich zwischen Vergangenheit und Zukunft, Melancholie und Euphorie und zwischen Chaos und Klarheit bewegen. Nostalgisch, aber futuristisch, warm, aber rau verkörpert die Band nostalgischen Wien-Pop mit Inhalt und Haltung und liefert morbide Endzeitgedanken gepaart mit tagesaktueller Politik-Poesie und Wiener Charme. 2024 fasste die Band ihre Singles zu einer „Mosaik EP“ zusammen. Engin kommen „als frische Perspektive für den alternativen Indie-Sound“ auf die HTBW-Bühne. Die drei Mannheimer fusionieren psychedelischen Pop mit anatolischem Rock und gelten als Neuerfindung deutsch-türkischer Popmusik. In ihren Texten thematisieren sie Entfremdung und Versöhnung, Schönheit und Schmutz sowie das tragikomische Leben zwischen den Kulturräumen.
The Cave ist eine junge vierköpfige Indie-Rock-Band aus Bremen, die ihr Publikum seit drei Jahren mit jazzigen Harmonien, schrillen Rocksounds, groovigen Tanzrhythmen und mitreißenden Melodien versorgt. Mit ihrem fließend-tanzbaren, bunten Sound, ihren selbst geschriebenen Songs und ihrer interaktiven Bühnenperformance gewannen sie unter anderem das Schulrockfestival 2024 und haben zwei Singles auf Spotify veröffentlicht. Emma Rose steht für klaviergetragenen Gesang, jede Menge Humor und ein bisschen feministischen Twist, mit dem sie die Stücke anderer interpretiert, die schließlich zu eigenen Songs zwischen dreamy Bedroom-Tunes und Indie-Pop werden. Im vergangenen Herbst ging ein Money-Boy-Cover von ihr auf TikTok viral.
Der Vorverkauf läuft
Der Online-Vorverkauf fürs HTBW läuft in gestaffelten Preisstufen. Aktuell kostet das Ticket 22 Euro, ab dem 15. Juni beginnt die nächste Preisstufe. „Der gestaffelte Verkauf ermöglicht dem ehrenamtlichen Team mehr Planungssicherheit und Gestaltungsspielraum, da zu frühen Käufen angeregt wird“, erklärt Gödecke. Das Festival habe in diesem Jahr erneut sehr geringe Fördermittel vom Senator für Kultur bekommen, und obwohl einige Unterstützer zugesagt hätten, sei die Finanzierung dadurch sehr schwierig. „Das Team ist deshalb offen für weitere Kooperationen.“ Das Non-profit-Festival wird seit der ersten Ausgabe vollständig ehrenamtlich organisiert. Ziel des Projekts ist es, jungen Musikern eine Bühne zu bieten und das kulturelle Leben im Stadtteil zu bereichern. Mittlerweile können die Organisatoren auf einige bekannte Namen zurückblicken: Mit Provinz, Alli Neumann, Mayberg oder Ennio standen in den vergangenen Jahren mehrere Künstler beim HTBW auf der Bühne, die sich inzwischen in der Branche etabliert haben.