Der Jugendbeirat Horn-Lehe wird im Herbst neu gewählt, das ist soweit sicher. Wann genau, allerdings noch nicht. Entscheidend für die Terminfindung ist laut Jessica Jagusch die vorherige Rücksprache mit den weiterführenden Schulen im Stadtteil. Und die stehe noch aus. „Eigentlich sollten die Plakate schon hängen, aber es macht keinen Sinn, ohne Absprache mit den Schulen einen Termin zu bestimmen, an dem dann vielleicht ein Großteil der Jugendlichen auf Klassenfahrt ist“, erklärt die Ortsamtsmitarbeiterin, bei der die Fäden des Jugendbeirats zusammenlaufen.
Steht der Termin, will Jagusch Jugendliche an den weiterführenden Schulen des Stadtteils darüber informieren, wie ein Jugendbeirat funktioniert. Vor zwei Jahren habe sich dabei gezeigt, dass es gar nicht so einfach ist, Jugendliche aus Horn-Lehe zu finden, die sich für das neue Gremium begeistern lassen, erzählt sie. „An den weiterführenden Schulen sind nämlich weitaus weniger Schüler aus Horn-Lehe als ich erwartet hatte“, berichtet Jagusch. Mit der überarbeiteten Satzung des Jugendbeirats ist dieses Problem nun vom Tisch. Wählen und kandidieren dürfen künftig Jugendliche, die in Horn-Lehe wohnen - oder hier zur Schule gehen.
Ist der neue Jugendbeirat gewählt, wird es zunächst einmal um Team-Findung gehen. Das wird für alle Gewählten gleichermaßen neu sein, denn aus den Reihen des aktuellen Jugendbeirats wird ab Herbst voraussichtlich niemand mehr mit von der Partie sein. „Viele der Jugendlichen gehen ins Ausland“, erzählt Jagusch, andere seien inzwischen zu alt für das Gremium.
Marie Dießelberg gehört zu denen, die das Land für ein Jahr verlassen. Sie geht nach Namibia und macht dort ein sogenanntes lernpolitisches Jahr. Die stellvertretende Vorsitzende hofft, dass der Jugendbeirat trotz der notwendigen Kompletterneuerung weiter bestehen bleiben wird. „Mir persönlich haben diese zwei Jahre unheimlich viel gebracht“, sagt sie. Zum einen habe sie gelernt, vor großen Gruppen zu sprechen und Texte zu verfassen, zum anderen, dass sich von Jugendlichen politisch einiges bewegen lässt, und dass die Bürokratie einem mitunter viel Geduld abverlangt – „aber am Ende lohnt es sich dann“. So sieht es auch Anna Zirkelbach. „Manche Dinge dauern unheimlich lange, andererseits fand ich es spannend zu sehen, wie viele Menschen an den einzelnen Prozessen mitunter beteiligt sind, bis ein Projekt abgeschlossen ist“, sagt die Vorsitzende des Jugendbeirats. Der Jugendunterstand auf dem Spielplatz am Vorkampsweg sei so ein Beispiel. „Das hat sich alles ziemlich gezogen und wir mussten uns oft in Geduld üben – aber das Ergebnis ist toll“, betont die 20-Jährige. Auch sie wird für die kommende Legislaturperiode des Jugendbeirats nicht mehr kandidieren. „Ich fange an, zu studieren und möchte mich jetzt erst einmal in Ruhe einfinden“, sagt Zirkelbach. Sie hoffe aber, dass sich genügend Bewerber finden, die sich für die Jugendbeiratswahl aufstellen lassen. Wie gut die Chancen dafür stehen, könne sie schlecht einschätzen. „Ich habe damals nur durch Zufall von der Wahl erfahren und habe mich spontan beworben“, erinnert sie sich. Neben der Info-Kampagne von Jessica Jagusch in den Schulen wäre es ihrer Meinung nach am effektivsten, wenn die Schüler im Unterricht auf das Jugend-Gremium aufmerksam gemacht werde würden. „Ich kann allen nur empfehlen, zu kandidieren“, sagt Zirkelbach. „Wenn man schon die Chance bekommt, als Jugendlicher etwas mitgestalten zu können, sollte man diese Chance auch nutzen.“ Außerdem mache es einen durchaus stolz, wenn man gemeinsam etwas auf die Beine stellt.
Die potenzielle Sorge, ein Mandat im Jugendbeirat könnte zu viel Zeit kosten, wollen Dießelberg und Zirkelbach nicht gelten lassen. „Jetzt, im freiwilligen ökologischen Jahr ist es zwar manchmal etwas stressig“, erzählt Zirkelbach. „Aber als Schülerin war es überhaupt kein Problem - selbst während der Abi-Vorbereitungen.“ Dießelberg findet den Zeitaufwand, den ein Sitz im Jugendbeirat mit sich bringt, ebenfalls überschaubar. „Das kriegt man wirklich gut gestemmt – eine Stunde weniger Netflix in der Woche zu gucken, reicht schon“, sagt sie augenzwinkernd.
Als Argument für eine Jugenbeirat-Kandidatur steht laut Zirkelbach und Dießelberg neben neuen sozialen Kompetenzen vor allem die Möglichkeit, etwas für Jugendliche im Stadtteil zu bewegen. Die Bilanz des amtierenden Jugendbeirats kann sich diesbezüglich durchaus sehen lassen. Die Mitglieder haben den neuen Unterstand auf dem Spielplatz am Vorkampsweg geplant, finanziell bezuschusst und nach seiner Fertigstellung kreativ gestaltet. Auch beim Frühjahrsputz im Garten der Menschenrechte haben sich die Jugendlichen aktiv eingebracht, ebenso beim Sommerfest im Bunsen-Quartier. Das Projekt, auf das sie bislang die größte Resonanz erhalten haben, war der Tobetag für Schüler im Unibad, den sie mit der Oberschule Ronzelenstraße auf die Beine gestellt haben. Ziel der Veranstaltung war es, Kindern und Jugendlichen die Angst vor dem Wasser zu nehmen, da Lehrer vermehrt beklagt hatten, dass selbst in höheren Jahrgängen oftmals nur ein Bruchteil der Schüler sicher schwimmen kann. Der Tobetag war ein Projekt, das keine Eintagsfliege bleiben soll, wenn es nach den Initiatoren geht. „Wir hoffen, dass der Tobetag eine feste Institution wird und weiter durch den Jugendbeirat Horn unterstützt wird“, sagt Dießelberg.
Weitere Informationen
Der Jugendbeirat tagt am heutigen Donnerstag, 1. August, um 17 Uhr in der Diele des Ortsamts Horn-Lehe. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Neuanschaffungen für den Jugendunterstand auf dem Spielplatz Vorkampsweg.
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