Es muss dringend etwas geschehen – in diesem Punkt waren sich am Donnerstag alle Fraktionen im Verkehrsausschuss Horn-Lehe einig, als das Thema Fußgängerüberweg Leher Heerstraße aufgerufen wurde. Anlass für die Diskussion war ein Unfall Ende April, in dessen Folge eine Fußgängerin gestorben war.
Bevor sich die Mitglieder auf einen Lösungsvorschlag verständigen wollten, hatten sie im Vorfeld eigentlich um eine Erörterung der Unfallursache gebeten. Aufgrund des laufenden Ermittlungsverfahrens gab es dazu aus dem Innenressort und vom Amt für Straßen und Verkehr (ASV) aber keine Auskunft. Schriftlich teilte das Ressort allerdings mit, dass der Fußgängerüberweg bisher kein Unfallbrennpunkt sei, weshalb zurzeit auch keine Sofortmaßnahmen geplant seien. Von 2014 bis heute hätten sich an dieser Stelle insgesamt neun Verkehrsunfälle ereignet – den aktuellen nicht eingerechnet. Ursache sei in den meisten Fällen falsches Verhalten von Fahrradfahrern gewesen, hieß es aus dem Ressort. In sechs Fällen hatten Radfahrer demnach den Zebrastreifen verbotenerweise fahrend überquert, in zwei weiteren Fällen seien Fußgänger auf dem Überweg angefahren worden. Der Unfall im April sei der einzige mit tödlichem Ausgang gewesen, bei den übrigen Unfällen seien sieben Personen leicht und zwei Personen schwer verletzt worden.
Bedarfsampel wird abgelehnt
Um zu klären, ob und inwieweit Autos im Bereich des Überwegs zu schnell fahren, hat die Polizei jüngst viereinhalb Stunden die Geschwindigkeiten vor Ort gemessen. Die Kontrolle habe einen Verstoß ergeben, bei dem 63 statt der erlaubten 50 Stundenkilometer gemessen worden seien, teilte Ortsamtsleiterin Inga Köstner aus einem Schreiben der Polizei mit. Die durchschnittliche Geschwindigkeit der 816 erfassten Autos lag demnach bei 36 Stundenkilometern.
Trotz der statistischen Erhebungen war man sich im Ausschuss einig, dass die Sicherheit am Fußgängerüberweg so weit wie möglich erhöht werden müsse. „Jeder Unfall ist einer zu viel“, argumentierte Grünen-Sprecherin Gudrun Stuck. Aus Sicht der Linken sei jetzt eine radikale Lösung gefragt, erklärte Sprecher Manfred Steglich. Er forderte deshalb in einem Antrag, der zuvor im Koordinierungsausschuss keine Mehrheit gefunden hatte, den Zebrastreifen durch eine Bedarfsampel zu ersetzen. Damit lasse sich das Gefahrenpotenzial für alle beteiligten Verkehrsteilnehmer auf ein Minimum reduzieren. Der Antrag der Linken konnte sich bei einer Zustimmung, zwei Gegenstimmen und drei Enthaltungen abermals nicht durchsetzen.
Auch der mündlich geäußerte Vorschlag von Corina Funk (SPD), einen ersatzlosen Rückbau des Zebrastreifens in Betracht zu ziehen, fand keine Zustimmung und wurde daraufhin zurückgezogen. Funk hatte argumentiert, dass viele Verkehrsteilnehmer offensichtlich mit dieser Form des Überwegs nicht umzugehen wüssten. Eine ersatzlose Streichung des Zebrastreifens würde zur Wiederbelebung des früher häufig wilden Straßenüberquerens durch Radfahrer und Fußgänger führen, das erhebliche Unfallgefährdungen mit sich gebracht habe, erklärten die Grünen. Zudem müssten die Bewohner des Johanniterhauses wieder größere Umwege in Kauf nehmen, um die Straße sicher überqueren zu können. Die CDU erachtet einen Rückbau ebenfalls als zu gefährlich.
Nach ausführlicher Diskussion setzte sich am Ende der Antrag der Grünen-Fraktion einstimmig bei zwei Enthaltungen durch. Der besagt, dass der Fußgängerüberweg umgehend durch weitere Sicherheitsmaßnahmen zu ergänzen sei. Als geeignete Maßnahmen, über die gesondert abgestimmt wurde, schlug die Fraktion unter anderem vor, das Tempolimit in besagtem Abschnitt auf 30 Stundenkilometer zu reduzieren. Des Weiteren solle der Überweg mit Blinklichtern und größeren Schildern ausgestattet werden.
Diese Maßnahmen müssten kurzfristig umgesetzt werden, hieß es in dem Antrag, und weiter: Das ASV sei aufgefordert, Kosten, Wirksamkeit und schnelle Umsetzbarkeit dieser Sofortmaßnahmen zu prüfen. Die Ergebnisse seien dem Ausschuss zeitnah vorzulegen. Darüber hinaus möge das ASV prüfen, ob mittelfristig gebogene Masten am Überweg installiert werden könnten, an denen weithin sichtbare Beschilderungen über dem Zebrastreifen angebracht werden könnten. Auch der Einsatz von flachen Reflektoren auf der Fahrbahn zwischen den Streifen wurde als Möglichkeit von den Grünen genannt, um den Überweg besser erkennbar zu machen. Ausschuss-Sprecher Harald Graaf (CDU) schlug außerdem vor, auf der Straße Hinweis-Piktogramme aufzubringen. Beiratsmitglied Claus Gülke (CDU), der unter den Zuschauern saß, regte außerdem ein zweites sogenanntes Drängelgitter für Fußgänger und Radfahrer an. Angelika Schlansky vom Verein Fuss erklärte, dass sich aufgemalte sogenannte Haifischzähne entlang eines Zebrastreifens bewährt hätten.
Nicht alle der genannten Maßnahmen setzten sich am Ende durch. Tempo 30 wurde für den Bereich bei Stimmengleichheit abgelehnt. Die Forderung des Beirats umfasst somit Blinklichter, gebogene Schildermasten, Straßenreflektoren, Piktogramme, eine Markierung mit „Haifischzähnen“, eine allgemeine Erneuerung der Straßen-Markierungen, beidseitige Drängelgitter und größere Verkehrsschilder.