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Picknick-Plätze in Bremen Englische Teezeit am Ententeich

Der See ist ein echter Geheimtipp für Picknickfreunde: Den Langenkampsee in Horn-Lehe kennt unter diesem Namen kaum jemand. Das hat auch damit zu tun, dass nicht nur Menschen den Platz mögen.
11.09.2025, 05:00 Uhr
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Von Maren Brandstätter

Montagnachmittag – es ist deutlich diesiger, als es der Wetterdienst prophezeit hatte. Sonne, hieß es. Hier und da mal eine Wolke. Und absolut trocken. Deshalb habe ich mich mit meinem gut gefüllten Picknick-Korb auf den Weg an den Langenkampssee gemacht, den in Horn-Lehe kaum jemand so nennt. Hier heißt er gemeinhin nur der „Ententeich“. Ich will testen, ob und wie gut sich die Wiese am Ostufer zum Essen unter freiem Himmel eignet. Dass der Himmel gerade nicht blau, sondern blassgrau ist, kümmert mich dabei nicht übermäßig. Meine teils englischen Wurzeln lassen so gut wie keine Vorbehalte zu, wenn es ums Picknicken geht. Briten lieben Picknick. Feucht-trübe Witterung nehmen sie – notgedrungen – billigend in Kauf, so lange das Essen im Korb gut und das Ausflugsziel ansprechend ist.

Die Bank direkt am Ufer

Angesichts des einsetzenden leichten Nieselregens entscheide ich mich, mein Lager am Ententeich nicht auf der Wiese zu errichten. Stattdessen stelle ich mich der Qual der Wahl zwischen diversen Bänken, die zudem noch von nicht überfüllten Mülleimern flankiert werden. Die attraktivste Bank steht unmittelbar am Ufer, dort, wo ein kleiner Steg in den See hineinragt. An dessen Ende ruhen wie bestellt drei Enten auf jeweils einem Bein, die Köpfe unter die Flügel geklemmt. Hier bleibe ich. Ich hätte mich auch für eine Bank an der Tischtennisplatte entscheiden können, doch diese Idee hatten schon zwei lebhaft diskutierende Männer mit Softdrinks und Laugenbrezeln auf dem Schoß. Picknickfreunde, wohin man schaut.

Sollte sich der Nieselregen zu einem Schauer ausweiten, werde ich auf eine der beiden Bänke hinter der großen Drehscheibe am anderen Ende der Wiese wechseln, denn die stehen unter einer dichten Reihe imposanter Eichen. Und sie haben Tische. Angesichts meines sperrigen Korbes mit üppigem Inventar ein durchaus reizvoller Gedanke. Wer sich beim Picknicken außerstande sieht, auf das liebgewonnene Osterdeich-Flair zu verzichten, findet am südlichen Rand der Ententeich-Wiese allemal würdigen Ersatz – dort liegt ein stattlicher, grasbewachsener Hügel. Ohne Blick auf die Weser, aber immerhin auf die drei stelzbeinigen Enten.

Inzwischen habe ich meine karierte Picknickdecke auf der Bank ausgebreitet. Neben der obligatorischen Kanne mit Earl Grey Tee habe ich mich für einen weiteren englischen Klassiker entschieden: Cream Tea. Dabei handelt es sich um Kuchenbrötchen, garniert mit Clotted Cream (ähnlich Mascarpone, aber besser) und Konfitüre, das dank unzähliger Rosamunde-Pilcher-Pilgern mittlerweile auch in Deutschland eine gewisse Bekanntheit erreicht hat. Dass es solch ein Schätzchen bei aller Köstlichkeit locker auf 700 Kalorien bringt, könnte manch einem vielleicht die Vorfreude verleiden – doch auch für diese Fälle ist das Areal am Ententeich bestens gerüstet. Unterhalb des Osterdeich-Äquivalents ist eine Anlage aus zahlreichen gebogenen Metallröhren installiert, die auf den ersten Blick an ein etwas einfallsloses Klettergerüst für Kinder erinnert. Ist es aber nicht. Hier können sich Menschen mit ausgeprägter Körperbeherrschung an Calisthenics-Übungen versuchen. Das Wort spricht sich so sperrig, wie es sich schreibt und bezeichnet eine Trendsportart aus den USA, bei der man den Körper in Zeitlupentempo dazu bringt, unmögliche Positionen einzunehmen – und zu halten. Ja, denke ich, das ist genau das Richtige, bevor ich mich dem ungezügelten Kalorienkonsum hingebe.

Ich parke mein Cream-Tea-Gedeck im Korb und flaniere hoch motiviert in Richtung Metallröhrenkomplex. Der ist ganz offensichtlich in einen Anfänger- und einen Könner-Bereich unterteilt. Meine letzten sportlichen Einsätze in dieser Richtung liegen rund 40 Jahre zurück und beschränkten sich damals auf Aufschwung, Umschwung, Unterschwung an einer Reckstange auf dem Schulhof. Verklärt betrachte ich die hohen Leiterbögen im Profi-Bereich. Vor meinem geistigen Auge umfasse ich mit geübtem Griff zwei Leitersprossen, bringe mich im Zeitlupentempo in eine 90-Grad-Schwebeposition und halte sie minutenlang ohne einen Anflug von Anstrengung. Die Realität holt mich schnell wieder ein. Ich atme tief durch, stütze mich im Anfängerbereich auf zwei Barren-ähnliche Bügel, baumele ein wenig mit den Beinen und erkläre mein Fitness-Programm damit für beendet. Das gute Gefühl, mein gehaltvolles Picknick nicht unmittelbar, sondern nach diesem gemäßigten körperlichen Einsatz zu verzehren, genügt mir völlig. Nach der zweiten Tasse Tee denke ich, dass eine öffentliche Toilette jetzt schön wäre, aber meine Enttäuschung bei der vergeblichen Suche hält sich in Grenzen. Ich bin halt in Bremen.

Fünf Sterne für den Teich

Unterm Strich ist festzuhalten, dass der Ententeich für Picknickwillige tadellos erreichbar ist. Sowohl mit dem Rad, als auch dem ÖPNV. Wer an der Haltestelle Kopernikusstraße aus der Linie 4 aussteigt, hat bis zur Wiese keine 100 Meter Fußmarsch vor sich. Spielplatz ist für die insgesamt drei Geräte vielleicht ein etwas zu großes Wort, aber dafür gibt es auf der Wiese mehr als genug Platz für alles, womit wir Kinder der 70er-Jahre uns früher begeistert die Zeit vertrieben haben. Die Lilienthaler Heerstraße ist bei Wind aus Nordwest zwar hörbar, stört die Idylle aber nicht wirklich. Fazit: Picknick am Ententeich ist eine feine Sache – und (von der fehlenden Toilette mal abgesehen) fünf Sterne wert.

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